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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Schutz vor dem tiefen Fall
Feuerwehrleute aus dem Landkreis übten die Absturzsicherung in Theorie und Praxis. Sie bestiegen einen Baukran am Landratsamt.
Nach vorschriftsmäßiger Körpersicherung hat man auch in großer Höhe die Hände frei zum Arbeiten. Sigismund von Dobschütz       -  Nach vorschriftsmäßiger Körpersicherung hat man auch in großer Höhe die Hände frei zum Arbeiten. Sigismund von Dobschütz
| Nach vorschriftsmäßiger Körpersicherung hat man auch in großer Höhe die Hände frei zum Arbeiten. Sigismund von Dobschütz
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 18.08.2022 20:35 Uhr
Feuerwehrleute können bei ihren Einsätzen auch in Situationen kommen, bei denen ein Absturz nicht auszuschließen ist. Gefahr für Leib und Leben lauert auf Hausdächern oder tief unten in Schächten. Deshalb bietet die Kreisbrandinspektion den Feuerwehren des Landkreises alljährlich den Lehrgang "Absturzsicherung". Diesmal schloss der in Theorie und Praxis aufgeteilte 20-stündige Lehrgang unter Leitung von Kreisbrandmeister Georg Helfrich mit der Besteigung eines Baukrans im Innenhof des Landratsamtes.

Seit einigen Jahren besteht die Ausbildung aller Feuerwehrleute im Landkreis aus verschiedenen Modulen. Die einheitliche Grundausbildung kann durch thematische Aufbaukurse für alle Dienstgrade ergänzt werden. Auch für Gruppenführer sind Kurse wie der Lehrgang "Absturzsicherung" wichtig, betont Helfrich, "um Einsatzmöglichkeiten und Einsatzgrenzen korrekt abschätzen zu lernen".
Am diesjährigen Lehrgang über die Absturzsicherung bei Einsätzen nahmen zehn Feuerwehrleute aus Hammelburg, Oberthulba und Reith teil. Nach theoretischem Unterricht über Sturzphysik, Haltepunkte, Personensicherung und Erste Hilfe wurde der in fünf Tage aufgeteilte Kurs mit zwei praktischen Übungen abgeschlossen. Den waagerechten Vorstieg hatten die Lehrgangsteilnehmer bereits an der Bad Kissinger Ludwigsbrücke geübt. Am Samstag folgte nun abschließend der senkrechte Vorstieg am Baukran hinauf.

Zunächst legten sich die Kletterer den Auffang- und Sitzgurt mit den daran befestigten, jeweils 80 Zentimeter langen langen Bandschlingen mit Tri-Lock-Karabinerhaken an. Kameraden waren ihnen dabei behilflich und kontrollierten rundum den korrekten Sitz und die vorschriftsmäßige Befestigung. "Wir machen das immer nach dem Vier-Augen- oder Sechs-Augen-Prinzip", beschrieb Helfrich die Notwendigkeit dieser Sicherheitskontrolle. Zur weiteren Ausrüstung gehören ein Helm, bei Dunkelheit um eine Leuchte ergänzt, einige 1,5 Meter lange Bandschlingen sowie eine Ypsilon-Schlinge mit Rohrhaken an zwei Enden zum Besteigen und Sichern am Objekt und dem am Körper angehakten Bandfalldämpfer. Ein 60 Meter langes oder je nach Bedarf auch längeres Kernmanteldynamikseil vervollständigt die Ausrüstung, mit dem der Kletterer am Boden von Kameraden gesichert wird. Alle Geräte sind in einem Kunststoffsack verstaut, der einem größeren Campingbeutel ähnelt.
Ein solcher Gerätesatz, der nur von speziell ausgebildeten Feuerleuten genutzt werden darf, sollte zur Grundausstattung von Feuerwehrfahrzeugen gehören. Doch ist dies im Landkreis nicht überall der Fall. "Eigentlich müssten wir viel mehr Gerätesätze haben", meint deshalb Kreisbrandmeister Georg Helfrich. Wie oft schon mussten seine Kameraden im Winter auf Dächer steigen, um diese von Schneemassen zu befreien, ohne das Gebäude und die Tragfähigkeit des Daches zu kennen. Helfrich: "Auch bei solchen einfach erscheinenden Einsätzen ist ein Absturz nicht grundsätzlich auszuschließen."

Nicht jeder Feuerwehrmann ist für solche nicht ganz ungefährlichen Einsätze geeignet. Körperliche Fitness, Schwindelfreiheit und das absolute Fehlen von Höhenangst sind zwingende Voraussetzungen. Doch die Lehrgangsteilnehmer am Samstag erfüllten alle Bedingungen. Nachdem der Sicherheitsgurt ordnungsgemäß am Mann angelegt, die Zusatzausrüstung aufgenommen und die Sicherung durch das Dynamikseil vom Boden aus garantiert waren, ging es im Dreierteam vorsichtig Schritt für Schritt in luftige Höhe. In etwa 15 Metern Höhe zeigten die Feuerwehrleute dann, wie sie bei korrekter Sicherung des Körpers am Objekt ihre Arme und Hände zur Durchführung der im Ernstfall nötigen Hilfsmaßnahmen frei bewegen konnten. Natürlich kommt es in der Praxis nicht allzu oft zu Einsätzen dieser Art, weshalb die Kreisbrandinspektion zur Auffrischung des einst Erlernten alljährlich ein ergänzendes Einsatztraining anbietet.
 
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