„…aufhören, solange es noch schön ist!“ – so beginnt der Offene Brief von Stefanie und Christian Hippler, dem Ehepaar hinter Schuberts Wein und Wirtschaft, in Kissingen unter Schuberts Weinstube bekannt. Aufhören – das sei ein Gedanke, der sie seit vielen Monaten begleite.
„Mit der Zeit sind die Herausforderungen der vergangenen Jahre zu riesigen Hindernissen gewachsen, bei denen sich nicht mehr die Frage stellt, wie, sondern ob wir sie überhaupt noch überwinden können und wollen“, heißt es weiter.
Corona, Preissteigerungen und Fachkräftemangel
Sie möchten an dieser Stelle nicht über Corona, die Energiekrise, gestiegene Preise, Auflagenirrsinn, Fachkräftemangel und die eigene Gesundheit sinnieren, sondern ihre tägliche Arbeit wieder positiv begehen.
„Schweren Herzens, aber gut überlegt, treten wir – für das eigene Wohl und das unserer Familie – vorerst kürzer und verlängern den Pachtvertrag von Schuberts Wein und Wirtschaft über März 2024 hinaus nicht“, verkündet der Offene Brief der beiden.
Ideen für den Ausklang
Weiter bedanken sich die zwei bei ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, „welchen wir mit dieser Entscheidung auch die Last der gegenwärtigen Situation nehmen“. Sie würden einen Löwenanteil am Erfolg des Schuberts tragen. Geplant sei, den Betrieb bis zum Ende dieses Jahres regulär aufrechtzuerhalten.
Für den Ausklang im Januar und Februar 2024 haben die beiden bereits Ideen. „Voll Dankbarkeit und Ehrfurcht, dieses schöne Haus für eine Weile in seiner langen Geschichte begleitet haben zu dürfen, ziehen wir uns dann nach 14 Jahren langsam daraus zurück“, endet der Brief .
Rückmeldungen waren verständnisvoll
Die Rückmeldungen darauf seien ausschließlich verständnisvoll gewesen, sagt Christian Hippler später im Gespräch mit der Zeitung. Viele seien traurig gewesen. Ob es von den genannten Problemstellungen einen Auslöser zum Aufhören gab, verneint der Gastwirt : „Es gibt nicht den einen Grund.“
Entscheidung war „gereifter Prozess“
Aber er betont auch: „Das war nicht aus einer Laune heraus, sondern ein gereifter Prozess.“ Es sei immer mehr dazugekommen: Erst Corona, dann die gestiegenen Energie- und Einstandspreise. Und jetzt komme der nächste Dämpfer: Es ist davon auszugehen, dass die Mehrwertsteuer wieder von sieben auf 19 Prozent angehoben wird.
Außerdem sei davon auszugehen, dass die Corona-Hilfen noch zurückgezahlt werden müssten. Dazu der Personalmangel: Es finde sich einfach niemand. „Und jetzt endet eben unser Pachtvertrag 2024. Da war die Möglichkeit da, auszusteigen.“
Um Gerüchten vorzugreifen, betont Hippler: „Mit unserem Verpächter, Herrn Schick, hat das nichts zu tun. Mit ihm kommen wir super klar.“ Er sei ihnen auch während Corona immer zur Seite gestanden.
Weiter im Bratwurstglöckle vertreten
Ganz zieht sich die Familie aber nicht zurück: Sie wird weiterhin das Bratwurstglöckle betreiben. „Hier ist es einfacher, weil es besser handelbar ist“, sagt Hippler. Ein zweites Schuberts werde es aber nicht. Aber es sei im Bereich des Möglichen, das ein oder andere zu übernehmen.
Das Personal werde die Möglichkeit bekommen, mit ins Bratwurstglöckle zu kommen. Hier zeigt sich, was Hippler mit dem Fachkräftemangel meint: „Im Schuberts sind es sowieso nur noch drei Angestellte, plus meine Frau und ich. Eigentlich bräuchten wir zehn Personen, um die volle Öffnungszeit zu garantieren.“
Wenn alle Kräfte in dem einen Restaurant versammelt seien, könne er dort mit den Öffnungszeiten nach oben gehen, vielleicht den Sommer durchgehend öffnen, so Hippler.
Verpächter Schick: Option es selbst zu tun
Von dem Vorhaben, den Pachtvertrag 2024 nicht zu verlängern, habe Anton Schick Ende Februar in einem persönlichen Gespräch mit Hippler erfahren. Daher habe der Offene Brief ihn nicht überrascht, so der Immobilienbesitzer.
Auf die Frage einer Nachfolge sagt Schick: „Ich habe mich nicht aktiv auf Pächtersuche begeben, habe aber bereits konkrete Ansprachen von Interessenten. Natürlich gibt es auch die Option es selbst zu tun.“
Tradition der Weinstube soll weitergehen
Er versichert, trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage, werde die über 200-jährige Tradition der Weinstube Schubert im Jahr 2024 und danach erfolgreich weitergehen. Was ihn so sicher macht: Die Weinstube sei eine der schönsten und traditionsreichsten gastronomischen Ziele und Aushängeschilder in der Innenstadt.
Zudem habe Schick nach dem Kauf alles „mit viel Herzblut und Engagement umgebaut“ und vieles neu gestaltet, sodass das Haus sowohl funktional als auch vom Ambiente her erstklassig ist.
Schick: „Ich freue mich auf das, was kommt“
„Insofern bin ich da optimistisch, denn nur das hat auf Dauer Erfolg.“ Sicher gebe es viele Faktoren, die die Gastronomie zu einem wirtschaftlich sehr fordernden Gewerbe machen. Daher sei die Wertschätzung der Leistungen von Betrieben und Personal, sowie der gebotenen Leistung insgesamt nicht hoch genug anzusiedeln. Und er fügt zum Schluss an: „Ich freue mich auf das, was kommt.“
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Für die Familie Hippler muss man Verständnis haben. Vielleicht hört man mal wieder etwas, sofern sie etwas Neues beginnen.
Und ich hoffe, dass Herr Schick wieder etwas in dieser Qualität anbietet.
Die betreiben noch das Glöckle in KG.
Wir waren nur zweimal drin.
Ein drittes Mal stand nicht zur Disposition. Jedem das Seine, aber zuviel Preis für zweifelhafte Leistungen.