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Bad Kissingen
Kennen Sie diese Sagen um und über Bad Kissingen?
Geschichten zum Schleier der Beatrix und über Peter Heil sind vielen geläufig. Aber wie sieht es mit der Kapelle am Terzenbrunn, dem großen, merkwürdigen Stein im Wald oder dem Liebfrauensee aus?
Sagen in Bad Kissingen       -  Peter Heil und die Bienen, der Schleier der Beatrix – nur zwei von vielen Sagen um die Kurstadt.
Foto: Franziska Schäfer | Peter Heil und die Bienen, der Schleier der Beatrix – nur zwei von vielen Sagen um die Kurstadt.
Ellen Mützel
 |  aktualisiert: 20.04.2024 02:41 Uhr

Jede Stadt hat seine Sagen, Märchen und Geschichten, so auch Bad Kissingen. Und die sind jetzt Teil des Kissinger Lichtspaziergangs, der wiederum Teil von Lichtattraktionen in der Kissinger Altstadt sind. Beim Lichtspaziergang werfen LED-Lichtprojektoren mittels Schablonen Motive auf den Boden.

Die aktuelle Motivreihe dreht sich um Bad Kissinger Märchen und Sagen. Ein QR-Code führt zu einem Teil der Geschichten, die hier zu lesen sind. Doch die Recherche ging noch etwas weiter: Mit Stern* markierte Geschichten stammen aus dem Buch "Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen" vom Landkreis Bad Kissingen, geschrieben von Josef Lisiecki.

 

Peter Heil: Retter der Stadt

Die Statue von Peter Heil steht an der alten Stadtmauer.       -  Die Statue von Peter Heil steht an der alten Stadtmauer.
Foto: Ellen Mützel | Die Statue von Peter Heil steht an der alten Stadtmauer.

Während des 30-jährigen Krieges kamen im Jahr 1645 die Schweden und belagerten die Stadt. Die Kissinger verschanzten sich hinter der Stadtmauer. Diese verlief entlang der Theresienstraße, Ludwigsstraße, Von-Hessing-Straße und Maxstraße.

Am 13. Tag war die Munition verschossen und die Stadtmauern zeigten schon gefährliche Risse, da wurde eine Versammlung einberufen. Der Bürgermeister wollte die Tore öffnen lassen, um die Stadt zu übergeben, als der Bürger Peter Heil den Vorschlag einbrachte, die 200 in der Stadt befindlichen Bienenkörbe auf der Stadtmauer zu verteilen, um sie auf die angreifenden Schweden zu schleudern. 

Als die Schweden die Mauer erreichten, flogen die Bienenkörbe und zerschellten auf dem Boden mitten unter den Angreifern. Die Bienen umschwirrten und stachen die Schweden. So flohen die sie vor den angreifenden Bienen. Am Eisenstädter Platz, direkt an der Stadtmauer, ist dem Retter der Stadt ein Denkmal gesetzt worden.

Verriet „der Jud Schwed“ Bad Kissingen oder rettete er die Stadt?*

Auch diese Geschichte handelt vom Dreißigjährigen Krieg und dem Angriff der Schweden. Es gibt zwei Varianten. Ein Einwohner soll Kissingen in große Gefahr gebracht und ihr Verräter geworden sein. Es war ein Jude, der einen unbewachten Ausgang durch die Mauer wusste und die Feinde eines Nachts dort hereinführte. Doch „er empfing seinen Lohn“, wie die Sage erzählt. Zum Andenken wurde sein Bild, wie er sich aus Reue die Haare ausrauft, am Alten Rathaus in Stein verewigt. Er wurde fortan der „Schwed“ genannt.

Eine andere Sage von diesem Juden erzählt das Gegenteil:

Der Jude soll fleißig Kugeln für die Stadtverteidigung gegossen haben, welche die geheimnisvolle Eigenschaft besaßen, jeden Feind unfehlbar zu treffen. Diese Wunderkugeln sollen den Schweden so große Verluste beigebracht haben, dass sie ihre Zelte vor der Stadtmauer schleunigst abbrechen mussten. Daraufhin habe man aus Dankbarkeit den Kopf des Juden in Stein gemeißelt und am Rathaus angebracht.

Die Errichtung und Bekehrung an der Kapelle Terzenbrunn

Dem Pfarrer ein Dorn im Auge: Terzenbrunn bei Bad Kissingen.       -  Dem Pfarrer ein Dorn im Auge: Terzenbrunn bei Bad Kissingen.
Foto: Droschke | Dem Pfarrer ein Dorn im Auge: Terzenbrunn bei Bad Kissingen.

Um die Kapelle Terzenbrunn (früher Derzehnbrünnlein) gibt es gleich zwei Geschichten. Entstanden sein soll sie so*: Die Schlossfrau der nahegelegenen Eiringsburg (etwa zwei Kilometer westlich von Arnshausen), Gundelinde, machte mit ihren Kindern einen Spaziergang durch die Wälder. Sie erfreuten sich so sehr an der erwachenden Natur, dass sie die Zeit vergaßen und der Abend zu dämmern begann. 

Rother auf Eiringsburg, der Gemahl von Gundelinde, begab sich auf die Suche. Er versprach, eine Kapelle dort zu errichten, wo seine Teuren gefunden würden. An einer Waldquelle fand er sie schließlich und brachte sie zurück. Noch ehe der Sommer vorüber war, erhob sich neben der Waldquelle ein schmuckes Kirchlein: die Kapelle Terzenbrunn.

Zuflucht an der Kapelle gesucht

Während des Dreißigjährigen Krieges suchten zehn Frauen in der abseits gelegenen Kapelle Terzenbrunn (bei Arnshausen) Zuflucht vor den schwedischen Angreifern.

Sie wurden dennoch von den feindlichen Kämpfern aufgespürt. Als diese in die Kapelle eindringen wollten, wurden sie von einer unsichtbaren Energie am Überschreiten der Schwelle abgehalten. Einer von ihnen versuchte, mit einem Sprung hineinzugelangen und stürzte fürchterlich. Seine Gefährten glaubten an eine göttliche Strafe und rannten davon.

Als der am Boden liegende Mann wieder zu sich kam, fühlte er große Reue und bat innerlich um Vergebung und Rettung. Ein naher Anwohner fand ihn und kümmerte sich um ihn. Den Soldaten hat diese Begebenheit zum Glauben bekehrt und man sah ihn später oft die kleine Kapelle besuchen.

Der Schleier der Beatrix

Maxi und Alexander Ferrari beim Rakoczy-Fest als Beatrix von Courtenay und Otto von Botenlauben.       -  Maxi und Alexander Ferrari beim Rakoczy-Fest als Beatrix von Courtenay und Otto von Botenlauben.
Foto: Heike Beudert | Maxi und Alexander Ferrari beim Rakoczy-Fest als Beatrix von Courtenay und Otto von Botenlauben.

Die Sage über den Schleier der Beatrix dreht sich eigentlich um das Frauenrother Kloster – doch die Burg Botenlauben in Bad Kissingen hat dabei eine wichtige Rolle. Dort lebte Otto von der Botenlaube aus dem Geschlecht der Henneberger ab 1220 mit seiner Gemahlin Beatrix von Courtenay . 

Das Ehepaar beschloss, seinen Lebensabend im Kloster zu verbringen. Otto von der Botenlaube verkaufte 1234 die Burg und einige Güter ans Hochstift Würzburg. Mit dem Geld wurde im nahen Frauenroth ein Kloster gegründet. Der Sage nach fiel die Wahl auf diesen Ort, weil dort der Schleier der Beatrix wiedergefunden wurde, den ihr ein kräftiger Windstoß auf der Burg vom Kopf geweht hatte. Dort in der Kirche von Frauenroth ist die Grabstätte des Minnesängers und seiner Frau. 

Der ruhelose Geist eines Verräters

Die Burgruine Botenlauben mit Ausblick auf Bad Kissingen. Über das beliebte Ausflugsziel gibt es einige Geschichten, die viele Besucherinnen und Besucher nicht kennen.       -  Die Burgruine Botenlauben mit Ausblick auf Bad Kissingen. Über das beliebte Ausflugsziel gibt es einige Geschichten, die viele Besucherinnen und Besucher nicht kennen.
Foto: Lilli Schaule | Die Burgruine Botenlauben mit Ausblick auf Bad Kissingen. Über das beliebte Ausflugsziel gibt es einige Geschichten, die viele Besucherinnen und Besucher nicht kennen.

Und es gibt eine weitere Sage um die Burg: Es heißt, man hört dort Nachts manchmal ein rhythmisches Klopfen. Es soll vom ruhelosen Geist eines Kochs kommen, der im Bauernkrieg 1525 die Burg und ihre Insassen verraten hatte.

Damals begehrte das Volk gegen die Obrigkeiten auf. So hatten es Auraer Bauern auf die Burg Botenlauben abgesehen, die im Besitz des Hochstiftes Würzburg war. Jedoch scheiterten die Aufständischen an der gut geschützten Festung. Sie fanden im Koch der Burg jemanden, der für Geld zum Verrat bereit war.

Die Abmachung: Wenn er um Mitternacht dreimal auf sein Küchenbrett klopft, hat er eine Hintertür der Burg geöffnet. Der Plan ging auf: Die Aufständischen stürmten die Burg und setzten sie in Flammen. Dem Koch stachen sie die Augen aus und warfen ihn in den Brunnen. 

Die glückliche Heimkehr der drei Brüder

In Kleinbrach, 20 Meter westlich der Kirche, steht ein Bildstock an einem kleinen Platz mit einer Bank. Von diesem ist folgende Sage bekannt: In Bischofsheim lebten drei Brüder, die es in die Ferne trieb. Sie trennten sich. Daraufhin ereignete sich der Dreißigjährige Krieg und die Brüder verloren sich für lange Zeit aus den Augen. Nach vielen Jahren ohne Kontakt beschlossen sie, heimzukehren.

Dabei kamen alle drei zur selben Zeit, unweit der Kleinbracher Kirche, an einem Birnbaum vorbei. Von diesem gleichzeitigen Zusammentreffen bewegt, fielen sie sich in die Arme. Sie ließen an dieser Stelle den Bildstock zu Ehren Gottes errichten.

Erscheinung am Liebfrauensee und ein schlafender Riese

Auf dem Liebfrauensee bildet sich jedes Jahr ein dichter Algenteppich, der nicht nur unschön aussieht, sondern auch die Wasserqualität mindert.       -  Auf dem Liebfrauensee bildet sich jedes Jahr ein dichter Algenteppich, der nicht nur unschön aussieht, sondern auch die Wasserqualität mindert.
Foto: Peter Borst | Auf dem Liebfrauensee bildet sich jedes Jahr ein dichter Algenteppich, der nicht nur unschön aussieht, sondern auch die Wasserqualität mindert.

Im Liebfrauensee unterhalb der Marienkapelle in dem kleinen Park in der Stadt wollte ein Jüngling seinen Liebeskummer ertränken, weil der stolze Müller sich weigerte, ihm seine Tochter zur Ehefrau zu geben. Als der junge Mann am Ufer stand, um sich in den Tod zu stürzen, erschien ihm die Muttergottes, in der Sage heißt es „Uns’re liebe Frau“, und sie warnte den jungen Mann, sich in den See zu stürzen.

Das Wunder sprach sich in der Stadt herum, der Jüngling bekam daraufhin doch das Mädchen und der See den Namen Liebfrauensee. Weiter wird vom See berichtet, dass er ungeheuerlich tief und mit dem Weltmeer unterirdisch verbunden sei und dass auf dem Grund ein Riese schlafe. Werde er sich einst erheben, werde die Stadt überschwemmt.

 

Das Rätsel um den Heidenopferstein*

Im Wald am Hang des Staffelsberges liegt ein fast kreisrunder Steinrohling (ca. 130 auf 70 Zentimeter), der eine taufsteinartige Vertiefung aufweist. Er lag einst wahrscheinlich jahrhundertelang im Euerdorfer Wald. Ein Steinmetz des Klosters Aura wollte ihn um 1524 zum Taufstein machen. Doch mitten in der Arbeit musste der Steinmetz vor dem Auraer Haufen fliehen, der das Kloster zerstörte.

So blieb der Stein weitere 350 Jahre im Wald liegen, bis eines Tages der Euerdorfer Förster von einem merkwürdigen Stein erzählte. Bald drang dies auch zu den Kissingern und man glaubte, den Kurgästen eine Freude machen zu können, wenn man ihnen einen großen Stein präsentierte, der doch sicher ein „Heidenopferstein“ aus vorchristlichen Jahrhunderten sein müsste.

Als würdigen Standort hatte man eine kleine Lichtung am alten Fahrweg zum Staffels ausersehen, wo zwei alte Eichen einen stimmungsvollen Rahmen abgaben. Eine Bank, ein Durchblick zur Saale und zum Sinnberg sowie ein Schildchen „Heidenopferstein“ vervollständigten den „historischen“ Platz. Eine der uralten mächtigen Eichen musste 1954 gefällt werden, die Bank und das Rätsel um den Stein sind geblieben.

 

* Mit Stern markierte Geschichten stammen aus dem Buch "Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen" vom Landkreis Bad Kissingen, geschrieben von Josef Lisiecki.

 

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