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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Rakoczy muss nicht immer das rauschende Fest sein
Die kleine Version des Großereignisses präsentierte sich am Wochenende besser als eine bloße Notlösung. Die Organisatoren wollen auch für die Zukunft daraus etwas lernen.
Deutlich ruhiger als sonst, aber dadurch auch historischer fiel das Bad Kissinger Rakoczy-Wochenende aus.
Foto: Siegfried Farkas | Deutlich ruhiger als sonst, aber dadurch auch historischer fiel das Bad Kissinger Rakoczy-Wochenende aus.
Siegfried Farkas
Siegfried Farkas
 |  aktualisiert: 03.08.2020 02:10 Uhr

Vermutlich ist Staatsbad GmbH und Stadt die Entscheidung, sich am traditionellen Rakoczy-Wochenende nicht hinter dem generellen Verbot von Großveranstaltungen zu verstecken, nicht leicht gefallen. Letztlich haben sie sich aber trotzdem dafür entschieden, am letzten Juli-Wochenende, das in normalen Jahren jeweils Zehntausende in die Stadt lockt, zwei Zeichen zu setzen. Zunächst einmal ein Lebenszeichen als Standort mit Geschichtsbewusstsein, der seinen Gästen und seinen Bürgern etwas bieten will und bieten kann. Und dazu den Hinweis, dass ein Ereignis wie Rakoczy ohne Fest auch corona-kompatibel möglich ist.

Schon am Sonntagnachmittag, als Polizei und Organisatoren die Veranstaltung noch nicht ganz abgeschlossen hatten, war klar, dass sich die Erwartungen erfüllt haben. Die Darsteller der Historischen Persönlichkeiten berichteten immer wieder, wie sehr das natürlich längst nicht so zahlreich wie sonst erschienene Publikum dafür dankbar war, dass es überhaupt diese kleine, feine Version des Ereignisses geboten bekam.

Zwischendurch gab's auch noch Regen

Weil zeitweise das Wetter nicht richtig mitspielte, musste die Autogrammstunde kurzfristig in die Wandelhalle verlegt werden. Und das sorgte dafür, dass die Historischen dort phasenweise allein an ihren Tischen saßen. Die reagierten locker, aber auch mit ein wenig Wehmut. „Wichtig war für uns, dass wir überhaupt etwas auf die Beine stellen“, sagte Holger Buczynski (König Ludwig I.).

Ludwig Büchner, Darsteller von König Ludwig III., erzählte, dass er an beiden Tagen trotz Corona viele alte Rakoczy-Fans in der Stadt traf, die seit Jahren regelmäßig für das Fest anreisen. „Aber es ist natürlich schade, wenn man daran denkt, was sonst in der Stadt los wäre“, meinte er. Christian Kessler spielt den Bürger Peter Heil. Die Darsteller seien es gewohnt, dass sich die Besucher in Trauben um die historischen Figuren drängeln. Dass das diesmal nicht so war, sei aber nicht per se schlecht. „Wir machen es ja, weil es uns Spaß macht. Und Spaß hat es trotzdem gemacht“, sagte er.

Rakoczy hat treue Gäste, auch unter jenen, die Jahr für Jahr in eigenen historischen Kostümen kommen. Das Paar im Bild zeigte diesmal das Frankreich der Zeit nach Napoleon.
Foto: Siegfried Farkas | Rakoczy hat treue Gäste, auch unter jenen, die Jahr für Jahr in eigenen historischen Kostümen kommen. Das Paar im Bild zeigte diesmal das Frankreich der Zeit nach Napoleon.

Publikum "sehr vernünftig"

Cheforganisator Bruno Heynen bestätigte in einer kurzen Zwischenbilanz diesen Eindruck.  "Das Publikum ist sehr vernünftig", berichtete er am Sonntagnachmittag. Es halte die Corona-Regeln klaglos ein.

Ähnliches war ebenfalls bereits am Sonntagnachmittag von der Polizeiinspektion zu hören. In den Lageberichten seiner Kollegen, fasste ein Beamter der Bad Kissinger Dienststelle zusammen, sei Rakoczy nicht vorgekommen, schon gar nicht in negativem Zusammenhang.

Wer am Wochenende mit aufmerksamem Blick durch die Stadt ging, bemerkte schnell, dass die Veranstaltung bei allen Corona-Vorsichtsmaßnahmen, dort wo sie sich in den Außenbereich begab, noch Platz für mehr Gäste gehabt hätte. Gleichwohl kam es bei der Vorstellung der Historischen in den Konzerten der Staatsbad Philharmonie zu der Situation, dass Besucher draußen bleiben mussten, weil das coronare Kontingent im Inneren bereits belegt war.

Quellenkönigin Katrina I. am Heilquellenausschank.
Foto: Siegfried Farkas | Quellenkönigin Katrina I. am Heilquellenausschank.

Gute Stimmung unter den Gästen

Das gab aber offenbar keinen Anlass dazu, verärgert grummelnd abzuziehen. Die Musik war per Lautsprecher vom Kurgarten aus ebenfalls zu hören. Und die historischen Persönlichkeiten kamen über kurz oder lang ohnehin nach draußen, um dort, wie versprochen, durch die Kuranlagen zu flanieren.

Die Stimmung derjenigen, die auch ohne das Halligalli der Feiermeile Rakoczy einen Besuch abgestattet hatten, war durchgängig merklich positiv. Die Konzentration auf den ursprünglichen Gehalt des Fests, auf die Historischen Persönlichkeiten und auf Geschichte tat Bad Kissingen zwischendurch mal durchaus gut.

Entspannte Stimmung auch am Rande des Fests.
Foto: Siegfried Farkas | Entspannte Stimmung auch am Rande des Fests.

Für nächstes Jahr lernen

Bruno Heynen will deshalb aus den Erfahrungen dieses Wochenendes Dinge in die Zukunft mitnehmen, wenn aus Klein-Rakoczy wieder das große Heimatfest der Kissinger werden kann. Die Führung von Gästen mit Interesse für historische Architektur durch wichtige Kissinger Bauten etwa sei ein Element, das er gerne auf das große Fest übertragen wolle, sagte Heynen am Sonntag. Und auch die Vorstellung der Historischen bei den Konzerten der Staatsbad Philharmonie ist aus seiner Sicht ein Kandidat für ein Wiederholung in den nächsten Jahren.

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