Das menschliche Auge, vor allem die Netzhaut , hat es Tom Köllmer angetan. Der 30-Jährige stammt aus einer Optikerfamilie, hat selbst den Beruf eingeschlagen und ist Augenoptikermeister geworden. Das allein hat ihm allerdings nicht gereicht, weshalb er ein Studium im hierzulande noch unbekannten Fachbereich der Optometrie absolviert hat.
„Der Optometrist ist ein Bindeglied zwischen Augenoptiker und Augenarzt “, erklärt er. In den Vereinigten Staaten, aber auch in der Schweiz sei das Berufsfeld etablierter und weiter verbreitet.
Zusammenarbeit mit Augenärzten
Als Optometrist arbeitet er in einer Augenarztpraxis und unterstützt den Arzt, das Auge zu untersuchen. Als Optiker darf er keine Befunde stellen, sondern muss Kunden in Verdachtsfällen an den Facharzt verweisen.
Köllmers Spezialgebiet ist die Netzhaut . Darüber hat er unlängst auch ein Fachbuch geschrieben und veröffentlicht. Ihm ist es wichtig, mit dem Buch die interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Optometristen und Augenärzten weiter zu vertiefen.
Mittels sogenannter OCT-Scans (Optische Kohärenztomographie) können kleinste Veränderungen im Mikrometerbereich an und in der Netzhaut erkannt werden. „Je frühzeitiger Netzhautanomalien erkannt werden, desto besser stehen die Heilungschancen“, betont er.
Kontrolluntersuchungen ab 40 Jahren
Die Netzhaut sitzt an der Innenwand des Auges und wandelt hereinfallendes Licht in Nervenimpulse um. Mit ihren Sinneszellen ist sie ein besonders sensibles Organ. Umso wichtiger ist es, Netzhautveränderungen frühzeitig zu erkennen.
Daher ist es wichtig, das Auge regelmäßig zu kontrollieren. Köllmer empfiehlt ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig das Auge beim Arzt durchchecken zu lassen, um Veränderungen und Auffälligkeiten schnell zu bemerken.
Allgemeine Warnzeichen: Wer bei sich feststellt, dass sich die optische Wahrnehmung (plötzlich) verändert oder dass er lichtempfindlicher reagiert, sollte einen Termin beim Arzt vereinbaren.
Warnzeichen beim Auge
In seinem Buch stellt Köllmer auf 288 Seiten Befunde zu den unterschiedlichsten Netzhautanomalien vor: von der altersbedingten Makuladegeneration, über Diabetes und Netzhautablösungen bis hin zu Venenverschlüssen.
Das Praxishandbuch soll im praktischen Alltag als Nachschlagewerk zur Beurteilung der Netzhaut unterstützend dienen.
Welche Netzhauterkrankungen häufig vorkommen, wie die Heilungschancen stehen, auf welche Alarmzeichen man achten sollte:
- Netzhautablösungen: Sie treten in der Regel eher selten auf, sie muss aber in jedem Fall ernst genommen werden. Bei Symptomatiken wie dem Auftreten von Lichtblitzen, Rußregen oder einem dunklen Vorhang im Sichtfeld sollte sofort ein Augenarzt aufgesucht werden. „Durch die moderne Medizin ist es heute möglich, auch diese Form zu behandeln“, sagt Köllmer.
- Arterienverschluss: Wer in der Regel plötzlich und schmerzfrei die Sehkraft verliert, muss ebenfalls sofort zum Augenarzt , um einen möglichen Arterienverschluss auszuschließen.
- Makuladegeneration: Die altersbedingte Makuladegeneration tritt häufiger auf. Dabei handelt es sich laut Köllmer um Ablagerungen in der Netzhaut , die die Fotorezeptoren verschieben können. Mögliche Symptome: wenn gerade Linien, etwa bei Bodenfliesen, verschoben oder krumm wahrgenommen werden. Um welche Form der altersbedingten Makuladegeneration es sich handelt, kann in einer genauen Untersuchung festgestellt werden.
- Diabetes: „Diabetische Veränderungen am Auge fallen meist als erstes auf der Netzhaut auf. Deshalb ist es bei Diabetes so wichtig, regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt durchführen zu lassen“, sagt Köllmer.
- Venenverschluss: Dabei lagert sich Flüssigkeit (Blut) in der Netzhaut ein und kann das Sehvermögen beeinträchtigen. Laut Köllmer ist hier in der Regel eine augenärztliche Therapie möglich.
- Epiretinale Gliose: Dabei bildet sich eine dünne Membran auf der Netzhaut . Patienten können im Anfangsstadium kaum Seheinschränkungen bemerken, im fortgeschrittenen Stadium kann ein verzerrtes Sehen auftreten. Ob es sinnvoll ist, die Membran operativ zu entfernen, bespricht der Augenarzt in der Sprechstunde.
Zur Person Tom Köllmer
- Werdegang: Tom Köllmer hat seine Lehre zum Augenoptiker nicht im Familienbetrieb in Bad Kissingen , sondern in Hessen absolviert. Danach arbeitete er ein Jahr in der Schweiz, bevor er von 2013 bis 2015 in München die Ausbildung zum Augenoptikermeister durchlief. Anschließend absolvierte er das Masterstudium zum Optometristen. Aktuell ist er im Familienbetrieb als Augenoptikermeister tätig und arbeitet in der Augen- und Augenlaserklinik Mainfranken in Schweinfurt als Optometrist.
- Buch: Die Abschlussarbeit für das Masterstudium hat Tom Köllmer zu einem Fachbuch über Netzhauterkrankungen ausgearbeitet und im November 2022 veröffentlicht. „Praxishandbuch Netzhaut “, Verlag: WVAO, 288 Seiten, Preis: 69 Euro.