Oktober 2021: Es war die Zeit des großen Krachs zwischen den Musikern der Staatsbad Philharmonie und dem Förderverein des Orchesters auf der einen Seite sowie der Staatsbad GmbH und der Stadt Bad Kissingen auf der Gegenseite.
Rauswurf von Burghard Toelke
Seit Monaten brodelte ein hart und emotional geführter Kampf: Es ging um entlassene Musiker , eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen für das Orchester, einen umstrittenen Protestauftritt beim Welterbe-Festakt der Stadt. Der Streit eskalierte immer weiter und mündete schließlich darin, dass die Staatsbad den stark polarisierenden Orchesterleiter Burghard Toelke im November entließ und der Förderverein kurz vor der Auflösung stand.
Mitten in dieser heißen Zeit im Herbst 2021 trat Maik Richter, hauptberuflich Kurseelsorger und Diakon bei der evangelischen Kirche, dem Förderverein bei. Und er übernahm direkt Verantwortung: Nachdem der alte Vorstand als Konsequenz aus den Querelen und reihenweise Austritte von Mitgliedern das Handtuch geworfen hatte, wurde Richter im Dezember zum neuen Vorsitzenden gewählt. Jetzt zieht er Bilanz über die Zeit nach den Zerwürfnissen.
„In Dinge verrannt“
„Es wäre ohne einen Neuanfang nicht gegangen. Die Emotionen waren zu hoch gekocht. Da haben wir einiges zurechtbiegen müssen“, sagt er. Der alte Vorstand um Kurt Rieder habe seit der Vereinsgründung eine beachtenswerte Arbeit geleistet und viel Geld für das Orchester eingeworben.
Aber: „Meiner Ansicht nach haben sich Mitglieder des alten Vorstands in Dinge verrannt, für die sie kein Mandat hatten“, kritisiert Richter. Personalentscheidungen und Tarifverhandlungen etwa seien nicht Angelegenheit des Fördervereins , sondern der Musiker und der Staatsbad GmbH als Arbeitgeber . Aufgabe des Vereins ist es, „Kunst und Musik der Staatsbad Philharmonie zu unterstützen“.
40 Prozent Mitglieder verloren
Von einst 250 Mitgliedern ist der Verein auf aktuell 150 geschrumpft. 70 der Ausgetretenen nahmen den Streit und den Rausschmiss von Burghard Toelke zum Anlass dafür. Inzwischen sei die Lage stabil und der Verein gewinne neue Mitglieder dazu.
Verbrannte Erde hinterlassen
Richter berichtet von persönlich beleidigenden Angriffen von Mitgliedern gegen ihn in der Anfangszeit. Der Weg zu Beginn sei sehr steinig gewesen. Die Austritte findet er bedauerlich, aber letztlich richtig. „Mitglieder, die Fans von Toelke waren, sind nicht mehr Förderverein . Wir akzeptieren das und wollen damit abschließen“, sagt er. Der frühere Orchesterleiter habe in Bad Kissingen viel verbrannte Erde hinterlassen, auch Toelkes Weggang sieht Richter als notwendig für einen Neuanfang an.
Die Musiker sind seinem Empfinden nach im übrigen zufrieden mit dem Gehaltskompromiss, der mit Stadt und Staatsbad ausgehandelt wurde.
Verlorenes Vertrauen wiedergewinnen
Was der Verein dringend noch aufarbeiten muss, ist das Verhältnis zur Staatsbad GmbH. „Da ist viel Vertrauen verloren gegangen, das wollen wir wieder aufbauen“, meint Richter. Er will klarmachen, dass der Verein dem Orchester zur Seite steht, es unterstützt, sonst aber nicht querschießt.
Eine weitere Altlast, die noch aufzuarbeiten ist: Der Verein hatte in der Vergangenheit auch einiges an Zubehör für Instrumente angeschafft, das ausgegeben wurde und abhandengekommen ist. Lauter Richter handelt es sich dabei um keine geringen Summen. „Wenn wir da herausgefunden haben, wo die Sachen geblieben sind, ist das auch abgehakt“, sagt er. Ansonsten geht es ihm vor allem darum: nach vorne zu schauen. „Wir wollen den Vereinszweck wieder stärker in den Fokus rücken“, sagt er.
Instrumente und Noten muss der Verein inzwischen nicht mehr für das Orchester anschaffen und auch keine Reparaturen übernehmen. Jetzt wird nach neuen Ideen der Förderung gesucht – Eine ist es, Solisten für Sonderkonzerte zu engagieren und die Sonderkonzerte zu finanzieren.
Jubiläum nachfeiern
Die Mitgliedergewinnung und die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins will er angehen. Genauso will er das eingeschlafene Vereinsleben wieder in Gang bringen, mit regelmäßigen Treffen. Außerdem ist geplant, im September das zehnte Vereinsjubiläum nachfeiern – die Feier im vergangenen Jahr konnte Corona und Streit bedingt nicht stattfinden.
Insgesamt sieht er die Staatsbad Philharmonie und den Förderverein auf einem guten Weg. Gerade das Orchester sei ein Aushängeschild für die Stadt, es sei wichtig, dass der Streit nicht mehr im Vordergrund steht. Obwohl die Anfangszeit für ihn als Vorsitzenden aufreibend war, bereut er es nicht, die Verantwortung übernommen zu haben. „Es ist für mich eine Herzensangelegenheit“, betont er. Schließlich soll es darum gehen: Dass möglichst viele Menschen Freude bei den Konzerten haben.
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