Einen Kandidaten bei der anstehenden Kommunalwahl in den Stadtrat bringen: Das ist das erklärte Ziel der Linken für Bad Kissingen . Frank Hertel, Vorsitzender des Kreisverbandes Main-Rhön, Christian Hänsch und Maximilian Gerber stellen die Kandidatenliste vor, mit der es die Linkspartei im März 2020 in das Gremium packen will. "Wir freuen uns, dass wir eine Liste voll bekommen haben", sagt Hertel.
30 Kandidaten kann eine Partei für die Stadtratswahl in Bad Kissingen maximal ins Rennen schicken, zehn Namen stehen auf der Liste der Linken. Weil sich ein Kandidat bis zu drei Mal nennen lassen kann, ist die Liste komplett gefüllt. Das allein ist schon ein Erfolg für die Partei, die zum ersten Mal zu einer Kommunalwahl in dem Kurort antritt.
Aussichtsreichster Kandidat und deshalb für den ersten Listenplatz gesetzt ist Christian Hänsch, Gastwirt der Traditionskneipe Zoom Eulenspiegel. Hänsch trat bereits bei der Landtagswahl 2018 als Stimmkreiskandidat für die Linke an. In der Großen Kreisstadt sicherte er sich dabei immerhin 5,8 Prozent der Stimmen, landkreisweit waren es 3,85 Prozent. Chancen in den Stadtrat zu kommen, sieht er durchaus. "Die Stadtratswahl ist eine Personenwahl. Ich denke, dass ich in Bad Kissingen gut vernetzt bin", sagt er.
Viele junge Kandidaten
Unterstützt wird Hänsch insbesondere von jungen Kandidaten. "Das freut mich. Die Hälfte ist 25 Jahre und jünger", sagt der 49-Jährige. Die Jugend zeige generell seit einigen Jahren wieder verstärktes Interesse an Politik, was sich im Erfolg von Rezos CSU-Video, der Klimabewegung von Fridays for Future und den großen Demonstrationen gegen das Polizeiaufgabengesetz bemerkbar gemacht habe. "Es gehen wieder mehr junge Leute für ihre Interessen auf die Straße", sagt Hänsch. Und sie treten für die Linke in Kissingen an.
Maximilian Gerber zum Beispiel. Der 25-Jährige wohnt in Bad Kissingen und arbeitet in einer Klinik außerhalb. Die schlechten Arbeitsbedingungen in der Pflege und die unzureichende ÖPNV-Versorgung im ländlichen Raum haben ihn dazu bewogen, sich politisch zu engagieren. "Ich will nicht nur meckern, sondern aufstehen und Flagge zeigen", sagt er.
Bemühen um Kreistagsliste
Der Kreisvorsitzende Frank Hertel tritt nicht für den Kissinger Stadtrat an, weil er seinen Wohnsitz in Schweinfurt hat. Er hält die Liste für gut gemischt. Studenten kandidieren neben Pflegekräften und Mechatronikern. Mit dem früheren Grünen-Kreisrat Peter Christoph habe man zudem einen erfahrenen Kommunalpolitiker in den eigenen Reihen. Allein Frauen sind Mangelware: Mit Amelie Hänsch und Heike Kellen haben sich nur zwei Kandidatinnen gefunden. "Eigentlich ist es das Ziel bei der Linken, sich paritätisch aufzustellen, aber es ist schwierig, Frauen als Kandidaten zu finden", sagt Hertel. Noch dazu im Landkreis Bad Kissingen , in der die Partei damit beschäftigt ist, ihre Strukturen aufzubauen. Der Kreisverband Main-Rhön für die Landkreise Bad Kissingen , Rhön-Grabfeld und Haßberge wurde erst vor wenigen Jahren gegründet und hat aktuell 60 Mitglieder. Die Linkspartei ist zwar bemüht eine Liste für den Kreistag aufzustellen, ob das gelingt, ist allerdings noch fraglich.
Die Aufstellungsversammlung für die Stadtratsliste hat der Kreisverband erfolgreich geschafft, jetzt wird die politische Agenda aufgestellt. Hertel betont, man wolle nicht nur Forderungen stellen, sondern immer auch konkrete Lösungsvorschläge anbieten.
Probleme beim Wohnraum
Politische Anliegen sieht Hänsch unter anderem im Kampf gegen Rassismus, bei der Transparenz bei Stadtratssitzungen, der Familien-, Jugend- und Kinderfreundlichkeit der Stadt sowie beim Thema Wohnraum. "Wir haben in Bad Kissingen ein beginnendes Wohnungsproblem, obwohl wir gleichzeitig viele Leerstände haben", hat er beobachtet. Und: " Bad Kissingen ist mittlerweile eine Reha-Stadt", meint Hänsch. Aufgabe der Lokalpolitik müsse sein, die Stadt für die Menschen attraktiv zu machen, die in der Gastronomie und im Gesundheitswesen arbeiten. Zudem seien Vergünstigungen beim ÖPNV für Bedürftige, Schüler und Senioren aus sozialer Sicht notwendig, ebenso wie Ermäßigungen für Bedürftige in städtischen Einrichtungen.
Starthilfe aus Schweinfurt
Erfahrungen in der Stadtratsarbeit haben die Kissinger Linken zwar keine, allerdings wollen sie sich mit den Mandatsträgern in Schweinfurt austauschen. Hänsch sieht gute Grundlagen, um im Stadtrat mit den anderen demokratischen Fraktionen zu kooperieren. "Da gibt es schon Gemeinsamkeiten mit anderen Parteien. Ich denke, dass da viel ausbaufähig ist", findet er. Hertel sieht das ähnlich. Als Linker werde man zwar immer noch skeptisch beäugt und mit der SED-Vergangenheit der Partei konfrontiert, aber: "Wir sind eine freiheitliche Partei. Wenn es um die Sache geht, wollen wir zusammenarbeiten", sagt er.