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LKR Bad Kissingen
So greifbar kann „die EU“ sein
Mit dem Förderprogramm Leader werden verschiedene Projekte finanziell unterstützt– sei es von Vereinen, Unternehmen oder Kommunen. Inspiration für das eigene Projekt gefällig?
Der Theater-Lkw tourt durch ganz Deutschland, um den Kleinen das Theater näherzubringen.       -  Der Theater-Lkw tourt durch ganz Deutschland, um den Kleinen das Theater näherzubringen.
Foto: Ellen Mützel | Der Theater-Lkw tourt durch ganz Deutschland, um den Kleinen das Theater näherzubringen.
Ellen Mützel
 |  aktualisiert: 10.12.2023 02:47 Uhr

Die EU , ihre Entscheidungen und Regulierungen können ganz schön abstrakt sein. Am Leader-Projekt aber wird greifbar, was die EU ermöglicht. „Leader ist ein EU-Förderinstrument, das ländliche Regionen stärken soll, sich selbstbestimmt zu entwickeln und zu vernetzen“, erklärt Daniel Klaehre, Leader-Koordinator für Unterfranken. Er ist vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). Vier Beispiele aus dem Theater Maßbach, eins aus Langenleiten und weitere kurze Beispiele sollen zeigen, was mit Leader alles möglich ist.

„ Anne Maar ist eine Leader-Wiederholungstäterin“, scherzt Klaehre über die Leiterin des Theaters Schloss Maßbach – sie hat über die Zeit vier Projekte mit der EU-Förderung verwirklicht.

1. Theater-Lkw: Auftritte vor Kindern und Jugendlichen

Vor dem Lkw stehen von links: Theaterleiterin Anne Maar, LAG-Koordinatorin Cordula Kuhlmann, Leader-Koordinator Daniel Klaehre (AELF), Stefan Fella (AELF) und eine weitere Vertreterin des Landratsamtes.       -  Vor dem Lkw stehen von links: Theaterleiterin Anne Maar, LAG-Koordinatorin Cordula Kuhlmann, Leader-Koordinator Daniel Klaehre (AELF), Stefan Fella (AELF) und eine weitere Vertreterin des Landratsamtes.
Foto: Ellen Mützel | Vor dem Lkw stehen von links: Theaterleiterin Anne Maar, LAG-Koordinatorin Cordula Kuhlmann, Leader-Koordinator Daniel Klaehre (AELF), Stefan Fella (AELF) und eine weitere Vertreterin des Landratsamtes.

Das jüngste Projekt in Maßbach ist der Theater-Lkw, der bei einer Gesamtinvestition von 25.000 Euro mit rund 15.000 Euro für Umbau und Ausstattung bezuschusst wurde. Damit kann sich das Theater auf den Weg machen und vor Ort auftreten – deutschlandweit. Das Angebot zielt auf Kindergartenkinder. Die ausziehbare Holzbox hinten stellt Sitzplätze bereit, im vorderen Teil des Innenraums ist die Bühne, die für eine bis zwei Personen Platz bietet.

2. Kostümwerkstatt mit großem Kleiderlager

Hinter der Kostümwerkstatt ist Platz für die Lagerung der Kostüme.       -  Hinter der Kostümwerkstatt ist Platz für die Lagerung der Kostüme.
Foto: Ellen Mützel | Hinter der Kostümwerkstatt ist Platz für die Lagerung der Kostüme.

In derselben Förderperiode 2014 bis 2022 gab es noch das Projekt „Kostümwerkstatt“ im Umfang von 290.000 Euro , das einen Leader-Zuschuss von 140.000 Euro erhielt. Es wurde vor drei Jahren fertiggestellt. „Davor war der Fundus im Schloss, in mehreren Zimmern waren Kostüme untergebracht und die Näherinnen hatten zu wenig Platz“, berichtet Maar. Daher entstand die Idee zu einer eigenen Halle.

Eine Geschichte, die sie am Rande erzählt: Eineinhalb Jahre nach Fertigstellung gab es einen Schock. Es hatte sich Schimmel auf den Kostümen gebildet. Die anschließende Sanierung wurde sehr teuer und 15.000 Kostüme musste das Theater wegwerfen, weil eine Reinigung nicht bezahlbar gewesen wäre.

3. Bühnenbildwerkstatt mit Platz für Bühnenwände

Die Bühnenbildwerkstatt bietet nun ausreichend Platz.       -  Die Bühnenbildwerkstatt bietet nun ausreichend Platz.
Foto: Ellen Mützel | Die Bühnenbildwerkstatt bietet nun ausreichend Platz.

Auch die Bühnenbildwerkstatt des Theaters, eröffnet 2013, bekam Leader-Fördermittel. „Früher war die Schreinerwerkstatt im Schloss im Keller untergebracht“, erzählt Maar. Mit einer Stellwand sei der Raum voll gewesen, das Arbeiten war kompliziert. „Und da war eben auch die Idee, dieses Projekt zu bauen und, dass Praktikanten kommen können und wir Auszubildende haben.“

4. Umbau eines Pferdestalls zum Jugendtheater

Der ehemalige Pferdestall ist nun ein Theater.       -  Der ehemalige Pferdestall ist nun ein Theater.
Foto: Ellen Mützel | Der ehemalige Pferdestall ist nun ein Theater.

 

Das erste Projekt war das „Theater im Pferdestall“. Hierbei wurde ein Pferdestall, der bergab des Theaters Maßbach liegt, zu einem Theater umgebaut. Es öffnete 2005. „Mit dem Theater im Pferdestall haben wir überhaupt erst das Jugendtheater bei uns gegründet. Das heißt, wir spielen Theater für Jugendliche. Und wir haben dadurch angefangen, Theaterpädagogen einzustellen.“

5. Dorfgemeinschaftshaus „Haus für alle“ in Langenleiten

So schaut es im Inneren des Dorfgemeinschaftshauses „Haus für Alle“ aus.       -  So schaut es im Inneren des Dorfgemeinschaftshauses „Haus für Alle“ aus.
Foto: Ellen Mützel | So schaut es im Inneren des Dorfgemeinschaftshauses „Haus für Alle“ aus.

Ein Beispiel aus dem Nachbarlandkreis ist das Dorfgemeinschaftshaus „Haus für alle“ in Langenleiten. Es hat den Ursprung in einer eine Millionen Euro Spende eines ehemaligen Langenleiteners, der sein Geld so umgesetzt sehen wollte, dass es der Dorfgemeinschaft hilft. Die Arbeitsgruppe, die sich gegründet hatte, entschied sich für ein Dorfgemeinschaftshaus mit eigenem Jugendraum.

„Dann war aber schnell klar: für ein Haus in dieser Größenordnung, nachhaltig, reicht die Spende bei weitem nicht“, erzählt Brigitte Schmidt, die von Anfang an dabei war. So kam die Idee, sich um die Leader-Förderung zu bewerben – erfolgreich.

Der Leader-Zuschuss belief sich auf 110.000 Euro für die Inneneinrichtung. Das halbe Dorf packte beim Bau mit an. Nun betreibt eine Stiftung das Haus und bietet fast tägliches Programm: von Zumba und Seniorennachmittagen über Weihnachtsmarkt und gemeinsames Singen oder Kochen.

6. Weitere Projekte, die durch Leader finanziert wurden

In Bad Kissingen wurden seit 20 Jahren bereits 86 Projekte umgesetzt. Darunter:

  • die Brennerei Lutz (Windheim)
  • das Solar- und Gründachpotenzialkataster für den Landkreis Bad Kissingen
  • ein Himmelsschauplatz am Berghaus Rhön
  • der Bahnradweg Rhönexpress
  • das Zeltschullandheim im Klostergarten Maria-Bildhausen
  • der Treffpunkt Bürgerengagement in Stralsbach

Was hinter Leader steckt

Der Begriff „Leader“ ist eine Abkürzung der französischen Bezeichnung „Liaison Entre les Actions de Developement de L’Economie Rurale“ – zu Deutsch: „Vernetzung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“. 

Bei Leader geht es darum: Die Menschen vor Ort entscheiden selbst darüber, „mit welchen Zielsetzungen sich ihre Region weiterentwickeln soll - getreu dem Motto ,Bürger gestalten ihre Heimat‘“, erklärt Leader-Koordinator Klaehre.

Der Weg zum umgesetzen Projekt

Und wie kommt es nun von dem Angebot, das Leader macht, zu einem Projekt? Dazu muss sich eine Lokale Aktionsgruppe (LAG) bilden. Im Landkreis Bad Kissingen war das 2001, seit 2015 ist es ein Verein. Die Lokale Aktionsgruppe ist am Landratsamt angesiedelt, Vorsitzender ist Landrat Thomas Bold , Koordinatorin ist Cordula Kuhlmann vom Landratsamt. Europaweit gibt es rund 2700 Lokale Aktionsgruppen.

Die Gruppe entwickelt eine „Entwicklungsstrategie“ für den Ort und bekommt dann ein Förderbudget, mit dem sie Projekte bezuschussen kann, die auf die Entwicklungsstrategie abzielen. „Den Leader-Projekten gemein ist, dass sie nachhaltig, innovativ und vernetzt konzipiert sein müssen“, erklärt Klaere. Der Antrag läuft dann über die Leader-Bewilligungsstelle am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF).

Die Kissinger LAG-Koordinatorin Kuhlmann berichtet, dass der Verein LAG Bad Kissingen 90 Mitglieder hat – darunter Privatmenschen, Kommunen oder Institutionen wie der Naturpark Rhön. Dieser bewertet die eingereichten Projekte nach einem Punkteschema. „Die Loklae Aktionsgruppe ist praktisch Dreh- und Angelpunkt dessen, was passiert. Sie entscheidet: Was ist für unsere Region gut?“

Macht mit!

In der Förderperiode 2014 bis 2022 wurden unterfrankenweit rund 17 Millionen Euro 185 Leader-Projekte bewilligt. Aktuell läuft die Leader-Förderperiode 2023 bis 2027.

Leader-Koordiantor Klaehre ruft Bürgermeister, Vereinsvertreter bis hin zu Unternehmern auf, Projektideen für eine Leader-Förderung an die lokalen Aktionsgruppen heranzutragen. Da die Förderperiode gerade erst beginnt, seien noch genügend Mittel vorhanden.

Interessierte wenden sich an Cordula Kuhlmann, Tel: 0971 / 801 5151 oder per Mail: cordula.kohlmann@kg.de.

 

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