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LKR Bad Kissingen
Bad Kissingen: Landkreis-Bewohnern bleibt weniger Geld als dem Durchschnitt
Der Kostenreport der Online-Jobbörse StepStone stellt dem Landkreis Bad Kissingen ein eher schlechtes Zeugnis aus: Das verbleibende Einkommen liegt hier im bundesweiten Vergleich weit unter dem Durchschnitt. Aber es geht auch noch schlechter.
Wie viel Geld am Ende zur Verfügung steht, hängt zum einen vom Einkommen, zum anderen von den Lebenshaltungskosten ab. Diese sind im Landkreis Bad Kissingen zwar geringer als andernorts, können aber das niedrigere Gehalt nicht ausgleichen. Foto: ALF photo - stock.adobe.com       -  Wie viel Geld am Ende zur Verfügung steht, hängt zum einen vom Einkommen, zum anderen von den Lebenshaltungskosten ab. Diese sind im Landkreis Bad Kissingen zwar geringer als andernorts, können aber das niedrigere Gehalt nicht ausgleichen. Foto: ALF photo - stock.adobe.com
| Wie viel Geld am Ende zur Verfügung steht, hängt zum einen vom Einkommen, zum anderen von den Lebenshaltungskosten ab.
Rebecca Vogt
 |  aktualisiert: 17.08.2022 09:50 Uhr

Im Landkreis Bad Kissingen bleibt den Menschen unter dem Strich weniger Einkommen als dem Durchschnitt aller Bundesbürger. Der Unterschied: ganze 23 Prozent. Das geht aus dem Kostenreport der Online-Jobplattform StepStone hervor. Unter dem Titel "Wo sich leben - und arbeiten - wirklich lohnt!" präsentiert das Unternehmen diesen auf seiner Website. StepStone hat für den Report 395 Städte und Landkreise in Deutschland miteinander verglichen - nach Durchschnittsgehalt und den Lebenshaltungskosten.

Im Schnitt weist der Kostenreport ein "verbleibendes Einkommen" in Höhe von 10 600 Euro pro Jahr für Bewohner der Bundesrepublik aus. Der Landkreis Bad Kissingen liegt 23 Prozent unter diesem Durchschnittswert. Den Landkreis-Bewohnern bleiben jährlich also rund 8200 Euro von ihrem Einkommen. Das sind in Zahlen somit 2400 Euro weniger als im Vergleich mit dem deutschlandweiten Durchschnitt.

Landkreis Schweinfurt noch weiter unter dem Durchschnitt

Der Blick in die Nachbarlandkreise zeigt ein gemischtes Bild: Schlechter als der Landkreis Bad Kissingen schneidet nur der Landkreis Schweinfurt ab. Dieser liegt in der Kategorie "verbleibendes Einkommen" laut Kostenreport 28 Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt. Besser als die Landkreise Bad Kissingen und Schweinfurt schneidet der Landkreis Fulda ab. Aber auch hier ist das verbleibende Einkommen mit einem Minus von 15 Prozent noch deutlich unterdurchschnittlich.

Leicht über dem Durchschnitt liegen die Landkreise Rhön-Grabfeld (+ zwei Prozent) und Main-Spessart (+ sechs Prozent) sowie der hessische Main-Kinzig-Kreis (+ drei Prozent). Am besten schneidet in der Region die Stadt Schweinfurt ab. Dem Kostenreport zufolge liegt das verbleibende Einkommen hier ganze 39 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt.

Stadt Schweinfurt bundesweit auf Platz 20

Wie ist das Abschneiden im Kostenreport nun für die Region einzuordnen? "Generell lässt sich sagen, dass in größeren Städten oftmals höhere Gehälter gezahlt werden", erklärt eine StepStone-Sprecherin auf Anfrage. In Schweinfurt liege das Durchschnittsgehalt zum Beispiel mit rund 60 900 Euro über dem Durchschnitt, die Lebenshaltungskosten seien jedoch vergleichsweise günstig. "Daher lässt es sich hier aus finanzieller Sicht besonders gut leben. Bundesweit liegt Schweinfurt übrigens auf Platz 20 im Hinblick darauf, wo am Ende am meisten vom Gehalt übrig bleibt."

In einer kleineren Stadt wie Bad Kissingen hingegen, in der weniger große Arbeitgeber ihren Sitz haben, sei das Durchschnittsgehalt entsprechend geringer. "Für Menschen, die in Bad Kissingen wohnen, könnte es also unter Umständen lohnenswert sein, ins 30 Minuten entfernte Schweinfurt zu ziehen und dort zu arbeiten, da hier das Verhältnis von Gehalt und Lebenshaltungskosten besser ist", sagt die Sprecherin.

Insgesamt schränkt sie mit Blick auf den Kostenreport aber, was die Ausgaben für die Lebenshaltung betrifft, ein: "Klar ist natürlich auch: Im echten Leben ist das höchst individuell und richtet sich nach dem eigenen Einkommen. Im echten Leben würde ein Mensch mit deutlich niedrigerem Einkommen natürlich nicht so viel ausgeben."

Mainfranken als Region attraktiv

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt bricht eine Lanze für den Standort: "Mainfranken ist als Region zwischen den Metropolregionen sehr attraktiv", erklärt ein Sprecher. Es biete die Vorteile einer zentralen Lage mitten in Deutschland und Europa ohne die Probleme großer Ballungszentren wie etwa Frankfurt oder München. "Mit anderen Worten: Bei uns lässt es sich gut arbeiten und leben."

Der Regionsgeschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes ( DGB ), Frank Firsching , führt das unterdurchschnittliche Abschneiden des Landkreises Bad Kissingen im Wesentlichen auf zwei Gründe zurück: den Branchenmix und die Tarifbindung. Im Landkreis seien die Gesundheits- und die Hotelbranche sowie die Gastronomie stark ausgeprägt. In diesen Bereichen ist jedoch, wie Firsching erklärt, das Einkommen geringer als etwa in der Industrie, wie sie zum Beispiel in Schweinfurt anzutreffen ist.

Schlechtere Tarifbindung in Unterfranken

Gleichzeitig verweist Firsching auf die schlechtere Tarifbindung in Unterfranken . Diese liege bei rund 43 Prozent und damit ähnlich niedrig wie in Teilen Ostdeutschlands. Der bayernweite Schnitt seien 50 Prozent. "Das hat auch wieder mit den Branchen zu tun", erklärt der DGB-Regionsgeschäftsführer. "Wo ich viele Gewerkschaftsmitglieder habe, wie in der Industrie in Schweinfurt, ist der Tarifbindungsgrad ein höherer."

Und: Dort, wo es Tarifverträge gibt, sei das Einkommen im Schnitt zehn Prozent höher als in der gleichen Branche ohne Tarifvertrag, berichtet Firsching. In den im Landkreis Bad Kissingen dominierenden Branchen Hotellerie, Gastronomie und der Gesundheitsbranche gebe es praktisch überhaupt keine Tarifverträge, macht Firsching eines der Probleme deutlich.

Der StepStone-Kostenreport: Vorgehensweise und Platz 1

Lebenshaltung Wie ist StepStone beim Erstellen des Kostenreports vorgegangen? Neben der Höhe des Gehalts seien die Lebenshaltungskosten entscheidend dafür, wie viel am Ende vom Nettolohn übrig bleibt, heißt es. Die Lebenshaltungskosten wurden anhand der "vier größten, standortabhängigen Bereiche" ermittelt: Unterkunft (Miete), Nahrung, Mobilität und Freizeitaktivitäten.

Lebensstandard "Lebenshaltungskosten sind individuell und hängen vom Lebensstandard des Einzelnen ab. Jeder Mensch kann nur in etwa so viel in seine Lebenshaltung investieren, wie ihr oder ihm finanziell dafür zur Verfügung steht", erklärt StepStone. Für den Vergleich wurde veranschlagt, dass 40 Prozent des Nettoeinkommens für Miete, 15 Prozent für Nahrung, fünf Prozent für Mobilität und zehn Prozent für die Freizeitgestaltung ausgegeben werden.

Bruttoeinkommen StepStone berechnete so - ausgehend von einem durchschnittlichen Bruttogehalt von 58 800 Euro - zunächst das Nettoeinkommen und dann die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten, um am Ende auf ein verbleibendes Einkommen von rund 10 600 Euro zu kommen. Mithilfe des StepStone-Lebenshaltungskostenrechners ermittelte das Unternehmen dann, "wie viel es jeweils vor Ort kosten würde, um dieselben Leistungen zu erhalten".

Spitzenreiter Die Lebenshaltungskosten wurden dann mit dem durchschnittlichen Nettoeinkommen "vor Ort in Bezug gesetzt und somit ermittelt, wo am Ende am meisten Geld übrig bleibt - und wo am wenigsten". Das Ergebnis ist die Kategorie "verbleibendes Einkommen", in der der Landkreis Bad Kissingen, wie beschrieben, 23 Prozent unter dem Durchschnitt liegt. Deutschlandweiter Spitzenreiter ist der Landkreis Holzminden (+ 67 Prozent) in Niedersachsen, Schlusslicht der brandenburgische Landkreis Dahme-Spreewald (- 116 Prozent).

 
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