Nach mehr als 40 Jahren im Dienst der katholischen Kirche wechselt Gemeindereferentin Ursula Summa (65) zum Monatsende in den Ruhestand. Seit 2006 war sie zuletzt fast 15 Jahre als Kurseelsorgerin in Bad Kissingen tätig. Am Freitag, 30. Oktober, wird sie um 17 Uhr im Gottesdienst in der Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche offiziell verabschiedet.
"Am Reformationstag höre ich auf, an Allerheiligen bin ich im Ruhestand." Dieser ökumenisch wirkende Satz passt gut zu Ursula Summa , die sich zeitlebens mit offenem Herzen der Sorgen und Nöte der Mitmenschen ohne Ansehen der Person angenommen und ihnen - wenn gewünscht - nach bestem Wissen seelsorgerisch geholfen hat. "Ich habe keine Patentrezepte." Jeder Mensch müsse seinen Weg selbst finden, ist die Kurseelsorgerin überzeugt. "Ich begleite ihn nur dabei, damit es ein guter Weg wird."
Nach dem Studium der praktischen Theologie in Mainz war Summa, die in Wuppertal geboren ist, in der dortigen Diözese 21 Jahre lang als Gemeindereferentin tätig, bis sie 2001 für die Dauer von fünf Jahren als Pfarrbeauftragte nach Weibersbrunn (Landkreis Aschaffenburg) wechselte. In der aus drei Dörfern bestehenden Gemeinde (2000 Einwohner) versah sie an Stelle des fehlenden Pfarrers den täglichen Gemeindedienst. Als die Funktion der Pfarrbeauftragten in der Diözese vom damaligen, seit 2004 amtierenden Bischof Friedhelm Hofmann abgeschafft werden sollte, quittierte Summa ihren Dienst im Spessart und bewarb sich auf die gerade erst frei gewordene Stelle der Kurseelsorgerin in Bad Kissingen .
Die für sie völlig andersartige Tätigkeit in der Kurstadt war zunächst eine Herausforderung: "Eine kleine Stadt, in der die Welt zuhause ist." Plötzlich hatte sie nicht nur mit viel mehr Menschen, sondern in den Kliniken mit körperlich und psychosomatisch Kranken und bei Hotelgästen meist mit älteren Gesprächspartnern zu tun, die unter ihrer Einsamkeit litten. "Es sind suchende Menschen. Sie suchen Glauben und Hoffnung." Im Gegensatz zur früheren Gemeindearbeit in Weibersbrunn kannte Summa in Bad Kissingen diese Ratsuchenden nicht: "Es waren doch meistens Auswärtige, die ich nur einmal traf."
Ihren täglichen Dienst versah die ambitionierte Kurseelsorgerin hauptsächlich in den Kliniken, aber auch im Kontaktpunkt in der Von-Hessing-Straße oder in ihrem Büro im Caritas-Verwaltungsgebäude. Gelegentlich verabredete sie sich auch im Kurgarten oder im Kurpark. "In der weiten Natur kommt man im Gespräch leichter aus der eigenen inneren Enge heraus." Mit manchen sprach sie sogar beim Gang durch das Barfuß-Labyrinth, "um eine innere Mitte zu finden", oder im Pavillon der Religionen, in dem "alle Glaubensrichtungen auf gleicher Ebene unter einem Dach zu finden sind". Die katholische Kurseelsorgerin machte keinen Unterschied bei den Hilfe- und Ratsuchenden - ob sie nun Katholiken oder nicht, gläubig oder Agnostiker waren.
Die vergangenen Wochen und Monate unter Corona-Bedingungen waren für Ursula Summa "eine besonders schwere Zeit". Angesichts zunehmender Angst bei vielen Menschen wäre allerdings gerade jetzt die Seelsorge wichtig. "Wir dürften eigentlich keine Minute schlafen." Doch noch immer ist ihr wegen der Kontaktbeschränkung der Zugang in Kliniken nur bedingt möglich, in zwei Kliniken sogar verwehrt. Auch Hotelgäste fürchten vielfach den direkten Fremdkontakt. Umso intensiver arbeitet die Kurseelsorgerin jetzt an Telefon und Computer, nachdem ihre Daten in den Kliniken und Hotels ausgehängt wurden. Doch diese Situation empfindet Summa als unwürdig: "Leben auf Distanz widerspricht dem christlichen Handeln."
Im Ruhestand will die 65-Jährige endlich mehr Zeit und Phantasie ihren Hobbys widmen. Sie ist begeisterte Fotografin und Holzbildhauerin. "Ich gestalte gern Engel." Deren genaue Form ist anfangs unbestimmt. Summa sieht sich selbst als "spiritueller Typen", der sich gern von außen lenken lässt. Die genaue Form ihres Kunstwerks "entsteht im Tun". So habe sie auch immer ihre Seelsorge gelebt. Summa nennt es "kreative Seelsorge ". Vielleicht, kommt ihr spontan die Idee, könnte sie auch bei der Telefonseelsorge mitwirken.