Vor 25 Jahren begann mit Eröffnung des Universum Kinopalasts in Bad Kissingen die moderne Kino-Ära. Bei Übergabe der Jubiläumsurkunde an das Betreiberpaar Peter und Ingrid Hofmann sprach IHK-Bereichsleiterin Katrin Siegmund ihre Anerkennung aus, dass das Universum allen Wandlungen getrotzt und dem starken Wettbewerbsdruck erfolgreich standgehalten hat. "Damals begannen wir bei Null, inzwischen spielen wir längst in der ersten Liga ", ist Hofmann stolz auf den Erfolg.
Weißer Fleck
Als Quereinsteiger startete Hofmann im Jahr 1995 seine zweite Karriere. Die Pachtverträge seiner beiden Aral-Tankstellen am Berliner Platz und in der Schönbornstraße sollten verlängert werden. Doch der Stress war dem 48-Jährigen auf Dauer zu groß. "Ich wollte etwas Ruhigeres."
Da erinnerte er sich an das seit fünf Jahren leer stehende Kino der US-Streitkräfte im früheren Kasernengelände. "Mein Elternhaus stand nur 80 Meter entfernt und ich habe mir dank persönlicher Kontakte dort oft die Western angesehen."
Er begann mit der Stadt als Eigentümerin zu verhandeln. " Bad Kissingen war damals ein weißer Fleck in der modernen Kinolandschaft ." Es gab nur das alte Odeon in der Theresienstraße. Nachdem dem Zuschlag schaute sich der künftige Kinobesitzer die wichtigsten Filmtheater Bayerns an und begann zu bauen. "Vom alten US-Kino blieb kein Zentimeter übrig, nur vier nackte Wände." Insgesamt vier Millionen D-Mark investierte Hofmann in seinen neuen Kinopalast mit drei Sälen (240, 136, 134 Plätze). "Was damals neu war, wurde hier noch verbessert."
Von 35-Millimeter-Film auf Digitalisierung
Eröffnung war im Dezember 1996, als erster Hollywood-Blockbuster lief im Januar "Kopfgeld - Einer wird bezahlen" mit Mel Gibson . Schon im August des Folgejahres vergossen die Kissinger bei "Titanic" ihre Tränen. "Das war der erfolgreichste Film in unserer 25-jährigen Kino-Geschichte ", erinnert sich Hofmann an diesen Sensationserfolg. "Der Film lief neun Monate und brachte mit 28 000 mehr Besucher, als Bad Kissingen Einwohner hatte."
Der größte Wandel im internationalen Filmgeschäft kam 2013: Alle Kinos sollten vom bewährten 35-Millimeter-Film auf Digitalisierung und 3D-Filme umstellen. "Ich war immer ein vorsichtiger Kaufmann", begründet Hofmann im Rückblick sein damaliges Zögern. Doch letztlich war der Druck der Verleiher zu groß: "Entweder du stellst um oder du kannst dein Kino schließen", hatte man ihm damals gedroht. Also investierte Hofmann eine halbe Million Euro in die neue Technik. Weil er damals gezögert hatte, verpasste er die ersten Filme neuer Generation. "Wir haben sie ein paar Monate später gezeigt."
Publikum hat sich verjüngt
Veränderungen gab es nicht nur in der Technik. Die Zahl der Kinogänger ging in vergangenen Jahren wegen der Konkurrenz des Internets und der Streaming-Dienste zurück, das Durchschnittsalter des Kinopublikum hat sich verjüngt. Aber: "Das Kissinger Publikum unterscheidet sich nicht von dem in den Metropolen." Wenn ein Film im Universum floppt, dann ist er auch in den Großstadt-Kinos ein Misserfolg. "Mit unserem Universum spielen wir bundesweit in der Top-Liga wie die großen Kinoketten ."
Dieser Erfolg kommt nicht ohne Grund: Fast vier Millionen Euro investierten die Hofmanns in den 25 Jahren in ihr Filmtheater. "Wir haben immer das Modernste, was an Technik im Markt geboten wird." Neben der Vorführtechnik ist auch das Mobiliar wichtiges Entscheidungskriterium beim anspruchsvoller gewordenen Publikum. Erst vor vier Jahren wurde das komplette Mobiliar ausgetauscht und die Säle renoviert. Hofmann: "Eigentlich wäre es noch gar nicht nötig gewesen."
Mit blauem Auge davon gekommen
Die Corona-Pandemie bescherte dem Filmpalast nach über 20-jährigem Erfolg die größte Krise. Noch immer ist das Universum geschlossen, obwohl ein Weiterbetrieb mit der bereits 2019 eingebauten Klimaanlage mit schnellem Luftaustausch vorstellbar gewesen wäre. Doch der Gesetzgeber wollte es anders. Im ersten Lockdown gingen die Rücklagen des "vorsichtigen Kaufmanns" drauf, dann kamen endlich die staatlichen Hilfen . "Wir sind gerade noch mit einem blauen Auge davon gekommen."
Catweazle und der Eberhofer
Am 1. Juli nimmt das Universum mit dem neuen Otto-Film "Catweazle" und dem wegen der Pandemie um ein Jahr verschobenen Eberhofer-Krimi "Kaiserschmarrndrama" endlich wieder seinen Betrieb auf - ohne Testpflicht, aber mit Maskenpflicht und Abstand.
Der Vollverkauf von Naschereien und deren Verzehr im Saal ist ebenfalls erlaubt. Das komplette Programm bis Weihnachten steht schon fest. Peter Hofmann denkt jetzt positiv: "Ich freue mich, dass wir diese Filme endlich zeigen können, und hoffe, dass bald alles wieder wie vor Corona läuft." Die Monate der erzwungenen Schließung haben dem 73-Jährigen und seiner Frau die Kinobegeisterung nicht genommen: "Wir machen weiter, so lange es Spaß macht."