Viele Städte und Gemeinden im Landkreis treten derzeit der Kommunalen Energie-Holding bei. So auch Bad Brückenau. Aus dem dortigen Stadtrat stammt eine spannende Idee: Die Holding oder eine Untergesellschaft könnte als Betreiber von Schwimmbädern auftreten, zum Beispiel der Sinnflut . Oder des Bad Kissinger Hallenbades. Der Landkreis findet die Idee nicht so toll.
Die Lage rund um die Bad Brückenauer Therme ist dramatisch. Nicht nur, dass die klamme Stadt den 31,1 Millionen Euro teuren Ersatzbau bei noch unklarer staatlicher Zuschusslage vorfinanzieren muss. Auch der Ausgleich der jährlichen Betriebskosten – sollte das Familienbad wieder öffnen – bereitet Kopfzerbrechen.
Sinnflut: 1,1 Millionen Euro Defizit erwartet
Die Stadtwerke Bad Brückenau , bisher Betreiber der Sinnflut , haben bereits klargemacht, dass sie das zu erwartende Defizit von 1,1 Millionen Euro nicht mehr stemmen können. Bisher glichen die Stadtwerke das jährliche Sinnflut-Defizit über Gewinne auf dem Strommarkt wieder aus. Doch dieser ist viel enger geworden; die zu erwartenden Margen sind geringer. Deswegen die Idee, neben Stadt und Stadtwerke weitere Akteure ins Boot zu holen, vor allem den Landkreis und die Gemeinden der Brückenauer Rhönallianz.
Stadtwerke-Geschäftsführer Torsten Zwingmann erklärt die Idee: Eine Tochtergesellschaft der landkreiseigenen Energie-Holding könnte als Schwimmbadbetreiber auftreten. Die Verluste aus dem Betrieb von einem oder mehreren Bädern würden über die Erlöse aus anderen Holding-Projekten aufgefangen.
Kissinger Hallenbad: 700.000 Euro Defizit im Jahr
In Bad Kissingen sind die Probleme ähnlich gelagert. Die Stadt musste das alte Hallenbad im Herbst 2021 wegen des einsturzgefährdeten Daches schließen, seitdem sitzen Schwimmer im Winterhalbjahr auf dem Trockenen. Eigentlich sollte der Neubau an der Therme bis Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres stehen – weil die Stadtwerke aktuell finanziell aber weder den Bau noch den Betrieb stemmen können, ist noch nicht einmal der Baubeginn in Sicht.
„Bad Kissingen braucht wieder ein Hallenbad“, betont Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ). Allerdings sind die Neubaukosten und vor allem die späteren Unterhaltskosten für den Schwimmbadbetrieb sehr hoch. Es bleiben nach Abzug aller Einnahmen etwa 600.000 bis 700.000 Euro Defizit pro Jahr, die die Stadt tragen muss. „Wenn es Konstruktionen gibt, in denen sich mehr Institutionen der Region beteiligen, um das Defizit für die Stadt deutlich zu reduzieren, könnte das helfen“, meint er.
Energie-Unternehmen keine Sofortlösung
Ob die Energie-Holding dazu die richtige Konstruktion ist, sieht Vogel jedoch skeptisch: Das Unternehmen ist gerade erst im Entstehen. Es erziele noch keine Einnahmen, sondern müsse im Gegenteil zunächst viel investieren und könne somit zeitlich absehbar keinen Beitrag leisten. „Wahrscheinlich wird uns das erstmal nicht weiterhelfen“, meint der OB.
Allerdings erteilt das Landratsamt in Bad Kissingen diesen Überlegungen eine grundsätzliche Absage. Mit den Bürgermeistern seien für die Energie-Holding beziehungsweise die nachgelagerten Gesellschaften folgende Geschäftsfelder vereinbart worden: Planung, Errichtung sowie gegebenenfalls Finanzierung von regenerativen Erzeugungsanlagen, Betrieb dieser Anlagen, technisch sowie wirtschaftlich und Vermarktung der produzierten elektrischen Energie und gegebenenfalls Umsetzung und Betrieb von Wärmeversorgungsprojekten.
Letztes offenes Hallenbad in Hammelburg
Diese Geschäftsfelder stünden so als Unternehmensgegenstand beziehungsweise Gesellschaftszweck in der Satzung der Holding. Gespräche in Richtung anderer Modelle gebe es nicht. Als Sachaufwandsträger für die weiterführenden Schulen sei der Landkreis Bad Kissingen für das Schulschwimmen zuständig und leiste hier einen angemessenen Beitrag zu den Betriebskosten, heißt es noch.
In den vergangenen Jahren wurden immer wieder kommunale Hallenbäder geschlossen, aktuell ist landkreisweit nur noch das in Hammelburg in Betrieb.