
„Den Verein unterstütze ich nicht mehr“, „Die Kirchensteuer spare ich mir“ – solche Aussagen liest und hört man häufig in den sozialen Medien, wenn es um die Katholische Kirche und die Begründungen für einen Kirchenaustritt geht. Neben einer zunehmenden Distanz zur Institution Kirche wird das Einsparen der Kirchensteuer oft als Hauptgrund genannt. Doch vielen sei nicht bewusst, was mit der Kirchensteuer tatsächlich finanziert wird.
Kirchensteuer: Mehr als nur Gottesdienste
Bernd Keller , Vorsitzender des Caritasrates (Bad Kissingen), verweist beispielsweise auf die Beratungsdienste der Caritas, wie den allgemeinen Sozialen Beratungsdienst. Dieser wird aus Kirchensteuermitteln finanziert und erhalte keine staatliche Refinanzierung.
Die Kirchensteuer sei eine essenzielle Einnahmequelle der Kirchen und fließe in zahlreiche gesellschaftlich wertvolle Projekte. Sie finanziere nicht nur Gottesdienste und Seelsorge, sondern auch soziale, karitative und kulturelle Einrichtungen – darunter Kindergärten, Krankenhäuser, Altenheime, Obdachlosenhilfen und Beratungsstellen.
Finanzielle Herausforderungen durch sinkende Kirchensteuer
Im Landkreis Bad Kissingen ist der Caritas-Kreisverband Träger vieler Kindergärten. Obwohl die Kinderbetreuung eine staatliche Aufgabe ist, sind Kirchenstiftungen oft die Eigentümer der Gebäude.
Der Rückgang an Kirchensteuerzahlern hat spürbare Folgen, insbesondere für den Bauunterhalt und die soziale Arbeit. Schon seit Jahren konzentriert die Kirche ihr Engagement zunehmend auf Kernbereiche, da die finanziellen Mittel schrumpfen.
Pfarrer Gerd Greier betont die Belastungen, die mit dem Unterhalt dieser Gebäude verbunden sind: „Je weniger Kirchensteuermittel zur Verfügung stehen, desto weniger kann in Gebäude investiert werden.“
Kirchenaustritte: ein langfristiger Trend
Die aktuelle Kirchenstatistik zeigt, wie hoch die Zahl der Kirchenaustritte im vergangenen Jahr war. Laut der Deutschen Bischofskonferenz verließen 321.611 Menschen im Jahr 2024 die Katholische Kirche – zwar weniger als 2023 (402.694), doch die Zahl der Katholiken in Deutschland sank erstmals unter die 20-Millionen-Marke auf 19,8 Millionen Mitglieder. Damit machen Katholikinnen und Katholiken nur noch 23,7 Prozent der Gesamtbevölkerung aus.
Auch die Evangelische Kirche verzeichnete im selben Zeitraum 345.000 Austritte, sodass die Zahl der Mitglieder auf 17,98 Millionen sank – ein Anteil von 21,5 Prozent der Bevölkerung.
Dieser Trend zeigt sich auch im Bistum Würzburg : 2024 traten knapp 10.600 Menschen aus der Katholischen Kirche aus, etwa 1.000 weniger als im Vorjahr. Zum Jahresende 2024 zählte das Bistum noch über 630.000 Mitglieder. Ein Blick auf die Entwicklung der Austritte verdeutlicht den Anstieg in den letzten Jahrzehnten: 2021 gab es 10.567 Austritte, 2020 waren es 7.186 und im Jahr 2000 lediglich 2.900.
Auswirkungen auf das Dekanat Bad Kissingen
Im Dekanat Bad Kissingen leben derzeit 56.138 Katholiken. 718 von ihnen traten im Jahr 2024 aus der Kirche aus.
Neben den Austritten dokumentiert die Kirchenstatistik auch andere kirchliche Aktivitäten: Im Dekanat Bad Kissingen gab es 2024 neun Wiederaufnahmen in die Katholische Kirche. Gleichzeitig wurden 715 Bürgerinnen und Bürger kirchlich bestattet. 393 Kinder empfingen das Sakrament der Taufe, 425 Mädchen und Jungen feierten ihre Erste Heilige Kommunion, und 315 Jugendliche wurden gefirmt. Zudem schlossen 69 Paare den Bund der Ehe in einem kirchlichen Rahmen.
Ein genauer Blick auf die Pastoralen Räume im Dekanat zeigt folgende Zahlen:
- Bad Brückenau: 7009 Katholiken, 49 Taufen, 64 Austritte, 95 Bestattungen
- Bad Kissingen: 18.168 Katholiken, 122 Taufen, 238 Austritte, 4 Wiederaufnahmen, 243 Bestattungen
- Burkardroth: 8721 Katholiken, 65 Taufen, 107 Austritte, 87 Bestattungen
- Hammelburg: 14.356 Katholiken, 97 Taufen, 213 Austritte, 169 Bestattungen
- Münnerstadt: 7884 Katholiken, 60 Taufen, 96 Austritte, 2 Wiederaufnahmen, 121 Bestattungen
Die sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern und damit an Kirchensteuerzahlern hat weitreichende Konsequenzen – nicht nur für die Kirche selbst, sondern auch für die Gesellschaft. Viele soziale, karitative und kulturelle Projekte, die von der Kirche getragen werden, sind auf diese Mittel angewiesen. Kirchenaustritte bedeuten daher nicht nur eine persönliche Distanzierung von der Institution Kirche, sondern wirken sich langfristig auf das Gemeinwohl aus.