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Bad Kissingen
Monumentales Bühnenbild, dramatische Szenen: Die Kinder spielten überzeugend und machten die "Passion" zum Erlebnis
Monumental, bunt und auf hohem Niveau: In der Erlöserkirche fanden mehr als 50 Kinder und Jugendliche zusammen, um die Heilsgeschichte aufzuführen.
Szene aus dem Passionsmusical „Es ist vollbracht“ in der Erlöserkirche von B ad Kissingen.       -  Szene aus dem Passionsmusical „Es ist vollbracht“ in der Erlöserkirche von B ad Kissingen.
Foto: Gerhild Ahnert | Szene aus dem Passionsmusical „Es ist vollbracht“ in der Erlöserkirche von B ad Kissingen.
Gerhild Ahnert
 |  aktualisiert: 29.05.2024 17:25 Uhr

Die große christliche Erzählung von der Erlösung der Gläubigen durch Jesu Tod ist seit dem Mittelalter durch Passionsspiele und etwa die monumentale musikalischen Gestaltung von Johann Sebastian Bach in der Musik lebendig geblieben. Dass sie auch in der Darstellung von Kindern und Jugendlichen in einer ihnen gemäßen Form sehr überzeugend dargestellt werden kann, beweist das Passionsmusical „Es ist vollbracht“ von Kirchenmusikdirektor Thomas Riegler, der seit 2001 Kantor im benachbarten Neustadt an der Saale ist.

Ökumenisches Ereignis

Der Kissinger Kantor Jörg Wöltche hatte es schon 2009 an der evangelischen Erlöserkirche zur Aufführung gebracht und tat sich 2023 mit seinem katholischen Kollegen Burkhard Ascherl und dessen Frau Brigitte zusammen, die an der Herz-Jesu-Kirche tätig sind und wie er Erfahrung mit Musicals für junge Leute haben, sodass es nun zu einem großen ökumenischen Ereignis kommt.

Es war ein wahrhaft großes Unterfangen, zu dem sich in der Bad Kissinger Erlöserkirche mehr als 50 Kinder und Jugendliche mit ihren Leitern und dem Kammerorchester der Erlöserkirche auf den drei Ebenen des Bühnenaufbaus im Chorraum zusammenfanden. Jörg Wöltche hatte die Gesamtleitung und konnte zu diesem Großunternehmen auf seine schon erfahrenen Sänger und Schauspieler von der Aufführung 2009 und seine Gospel Kids zurückgreifen sowie auf Chöre der Städtischen Musikschule und den Jugendchor der Katholischen Kantorei.

Burkard Ascherl am Klavier

Brigitte Ascherl leitete ihre Jugendlichen auf der Vorbühne. Sie hat ja seit Jahren schon Erfahrung in der Musicalinterpretation durch Aufführungen unter ihrer Leitung im Kurtheater. Burkhard Ascherl, Organist und Kantor an der katholischen Herz-Jesu-Kirche, spielte als Teil des Orchesters Klavier.

Das von Jörg Wöltche seit Jahren aufgebaute und der Erlöserkirche zugehörige, aber schon immer konfessionsübergreifende Kammerorchester spielte unter seiner Konzertmeisterin Christel Gimmler den Streicherpart, bei dem Christine Stumpf das Solocello mit viel Einfühlungsvermögen spielte und Reham Siebenson mit ihrer Klarinette sehr spannende Akzente zu setzen wusste. Das Orchestertutti konnte zeigen, zu welch reifem Klangkörper es die Hobbymusiker im Laufe der Jahre gebracht hat.

Jazzige Passagen

Die Orchesterbegleitung ist eine sehr spannende Komposition von Kreismusikdirektor Thomas Riegler.  Riegler hat seine Musik aus unserer Zeit genommen und so auch den Musikgeschmack der jungen Leute getroffen. Es gibt sehr zum Teil swingende, zum Teil jazzige Passagen, auch mal das heutzutage allgegenwärtige „Yeah“. Sie sind aber nicht Selbstzweck, wirken nicht verstörend, sondern stützen und interpretieren durchgängig den Text.

Dramatische Szenen

In den sehr dramatischen Szenen wird die Musik sehr intensiv, vor allem bei der Verspottung Christi durch die Pharisäer. Eindrucksvoll die tragische Verleugnung Jesu durch Petrus und der lautmalerische Hahnenschrei in der Klarinette (Reham Siebensohn). Die wütenden Schreie des Volkes vor Pilatus und die ansteigende Aggressivität bei der Forderung, Jesus zu kreuzigen wurden eindrucksvoll aufgefangen durch das folgende ganz weiche Solocello. Hier wirkte Rieglers Zitatcollage mit ebendieser wesentlichen Passage in Bachs Matthäuspassion sehr intensiv.

Trostlosigkeit wird aufgefangen

Auch die Verzweiflung Jesu durch eine aufrüttelnde Monotonie beim Duett zwischen Cello und Kontrabass bei „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“ führte zu einem trostlos wirkenden Ruhepunkt, der jedoch aufgefangen wurde durch weichen Abschluss eines wunderschön gespielten Duetts von Cello und Kontrabass (Christine Stumpf und Thomas Ahnert).

Jesus stirbt am Kreuz. Die Umstehenden bekennen, „Wir haben alle versagt“, aber erkennen, dass nicht alles verloren ist. Die Frauen am Grab formieren sich zu einer fröhlichen Feier, zu der auch Jesus kommt und als Zeichen seiner Auferstehung seine Wundmale zeigt. Sehr fröhlich, schmissig, hoffnungsfroh endet das Musical. Das Publikum und die jungen Akteure werden nicht in ihrer anfänglichen Verzweiflung gelassen.

Monumentale Bühnenausstattung

Die Bühnenausstattung war in ihrer Monumentalität und Farbigkeit absolut überzeugend. Die Hauptrollen wurden im Wesentlichen aus den Reihen der Chöre besetzt. Die Hauptrolle des Christus wurde dem jungen Würzburger Bariton Tobias Germeshausen anvertraut, der die Sanftheit und Ruhe Christi stimmsicher interpretierte und umsichtig mit seinen jungen Chorkollegen agierte. Ein Glücksgriff!

So wurde am Schluss deutlich, dass die Passion Christi im Gefüge der Heilsgeschichte keineswegs brutal oder trostlos ist, sondern das Samenkorn der Erlösung in sich trägt. Die Aufführung der vielen hoch konzentrierten jungen Leute in der Erlöserkirche, zu der die Hausherrin Jacqueline Barraud-Volk, Geschäftsführende Pfarrerin der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Bad Kissingen die Gäste begrüßte, war rundum überzeugend. All die unterschiedlichen Gruppen wurden vom Gesamtleiter ruhig und klar zusammengehalten. Die vielen Techniker, die im Kirchenraum für das Funktionieren von Ton und Licht sorgten und zum Teil zum festen Stamm der vielen Helfer des Gospelprojekts von Jörg Wöltche gehören, arbeiteten sehr präzise.

Es gibt noch Karten

Groß war der Beifall bei dieser Premiere. Die Nachfrage nach Karten war schon im Vorfeld so groß, dass zum einen die ursprünglich geplanten vier Aufführungen um eine fünfte am Sonntag, 26. März, erweitert wurden. Außerdem wurden für die 4. Vorstellungen am Samstag, 25. März (Beginn: 19.30 Uhr) und am Sonntag, 26. März (Beginn: 16 Uhr, Achtung Sommerzeit) jeweils 30 zusätzliche Plätze geschaffen. Diese Karten gibt es jeweils zur Hälfte im Modehaus Ludewig in der Brunnengasse 1 und bei „Seitenweise. Die Buchhandlung“ in der Ludwigstraße 21.

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