
igismund von Dobschütz Große Sorgen um den Fortbestand der Rheuma-Liga im Landkreis Bad Kissingen macht sich Vorsitzende Ursula Wenger (71). Wenn sich bis zur nächsten Vorstandswahl niemand für die ehrenamtliche Postenübernahme des Kassiers und des Schriftführers meldet, droht der viertgrößten Rheuma-Liga-Gruppierung in Bayern nach 40-jährigem Bestehen das sofortige Ende.
Seit sieben Jahren leitet Ursula Wenger, die Wirtin der früheren Bad Kissinger Kultkneipe "Fränzi", die Bad Kissinger Arbeitsgemeinschaft im Landesverband der Deutschen Rheuma-Liga. In dieser Zeit konnte sie die Mitgliederzahl von 480 auf über 730 steigern. Doch trotz dieser hohen Mitgliederzahl fand sich auch nach einem dringlichen Anschreiben, vielen Telefonaten und persönlicher Ansprache niemand für die jetzt neu zu besetzenden und den Fortbestand notwendigen Vorstandsposten. Sowohl der langjährige Kassier als auch die bisherige Schriftführerin sehen sich aus gesundheitlichen Gründen gezwungen, ihre Ämter bei der nächsten Mitgliederversammlung abzugeben. Diese war eigentlich für den 8. April geplant, die Einladungen sind schon verschickt, doch muss sie nun wegen des aktuellen Versammlungsverbots auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Da die landkreisweite Arbeitsgemeinschaft kein eigenständiger Verein, sondern juristisch nur eine Gruppierung innerhalb des als Verein eingetragenen Landesverbandes ist, sieht sich auch deren Vorstand und Geschäftsstelle für die Kissinger Gruppe verantwortlich. "Wir müssen jetzt alle Register ziehen, um Ehrenamtliche für die beiden Posten zu finden", sagt Geschäftsführerin Claudia Zeiler und hofft auf Freiwillige, die nicht zwingend aus den Reihen der Rheuma-Liga kommen müssen. "Vielleicht findet sich jemand, der selbst einen Rheuma-Kranken in der Familie hat und um die Notwendigkeit regelmäßiger Therapie weiß." Die hauptamtlichen Mitarbeiter in München können diese Aufgaben vor Ort jedenfalls nicht übernehmen: "Wir haben landesweit über 90 Arbeitsgemeinschaften zu betreuen."
Beratung, Bewegung, Begegnung
"Die Zahl der Rheuma-Kranken nimmt stetig zu und sie werden immer jünger", unterstreicht Vorsitzende Wenger die Notwendigkeit des Fortbestands der Bad Kissinger Gruppe. Drei Stichworte stehen für die Arbeit der Rheuma-Liga: Beratung, Bewegung und Begegnung. "Man muss lernen mit Rheuma zu leben", weiß sie selbst aus 20-jähriger Erfahrung als Rheumatikerin. "Rheuma ist nicht heilbar, man kann die Schmerzen nur lindern." Dazu gehören auch regelmäßige Trockengymnastik und Wassergymnastik, zu der sich die landkreisweit in 34 Gruppen aufgeteilten Mitglieder in der Bad Kissinger KissSalis-Therme und einigen Bädern in Kliniken treffen.
Die meisten sind im Rentenalter
Nur etwa 500 der 730 Mitglieder nutzen diese Angebote aktiv, die restlichen nehmen an den gesellschaftlichen Begegnungen teil oder kommen zu Fachvorträgen. Wenger: "60 Prozent unserer Mitglieder sind weit über 50 Jahre alt, die meisten also im Rentenalter." Die Senioren haben kaum Bezug zum Internet, was zum Beispiel als Kassier für den Umgang mit Online Banking Voraussetzung sei, macht die Vorsitzende das Problem der Postenbesetzung deutlich. "Und die Jüngeren sind ja noch berufstätig."
Wenn sich kein Ehrenamtlicher aus dem Mitgliederkreis oder außerhalb der eigenen Reihen findet, muss die Bad Kissinger Rheuma-Liga nach der nun auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschobenen Hauptversammlung aufgelöst werden. Die Rheumatiker im Landkreis werden dann keine therapeutischen Angebote mehr bekommen, wenn die Krankenkassen mögliche vom Arzt verordnete physiotherapeutische Leistungen auf Dauer nicht bezahlen, erklärt Geschäftsführerin Zeiler. "Wir appellieren deshalb an Freiwillige, sich solidarisch zu erklären und in unserer Selbsthilfe-Organisation ehrenamtlich mitzuwirken."
Bekannte ansprechen
Vorsitzende Ursula Wenger schließt sich diesem Aufruf an und fordert nicht nur ihre Mitglieder auf, deren Freunde und Bekannte anzusprechen, auch wenn diese noch nicht Mitglied der Rheuma-Liga sein sollten, aber für eine dieser beiden Aufgaben des Kassiers oder des Schriftführers geeignet wären. "Mitglied kann jeder werden, auch wenn er selbst nicht an Rheuma erkrankt ist. Am Mitgliedsbeitrag von nur 25 Euro pro Jahr sollte dies doch wohl kaum scheitern." Interessenten werden von den beiden bisherigen Amtsinhabern in der Anfangszeit gern eingearbeitet, verspricht Wenger, die sich selbst für die kommenden drei Jahre zur Wiederwahl als Vorsitzende stellt.