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Bad Kissingen
Pestdirndl aus dem Burgenland
Josef Weidinger aus der Kissinger Partnerstadt Eisenstadt hat einen Roman verfasst: Über den Lebensweg einer Frau in Zeiten von Pest und Türkenangriffen.
Autor Josef Weidinger bei Vorstellung seines Romans „Salla. Das Pestdirndl“ in der Stadtbücherei.       -  Autor Josef Weidinger bei Vorstellung seines Romans „Salla. Das Pestdirndl“ in der Stadtbücherei.
Foto: Sigismund von Dobschütz | Autor Josef Weidinger bei Vorstellung seines Romans „Salla. Das Pestdirndl“ in der Stadtbücherei.
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 29.05.2024 17:30 Uhr

Seit fast 350 Jahren ist die nach drei Pestepidemien im Jahr 1680 errichtete Pest- und Dreifaltigkeitssäule in Kleinhöflein für viele Katholiken ein wichtiger Pilgerort. Jetzt wurde die Säule in dem Stadtteil von Eisenstadt, einer Partnerstadt von Bad Kissingen , für 200.000 Euro restauriert.

Auch private Spender tragen zur Finanzierung der Kosten bei. Zu ihnen gehört auch der Eisenstädter Gemeinderat, Event-Manager und Unternehmensberater Josef Weidinger (59) mit Einnahmen aus seinem historischen Roman „Salla. Das Pestdirndl“. Am vergangenen Freitag stellte er auf Einladung des Bad Kissinger Städtepartnerschaftskomitees seinen im Vorjahr veröffentlichten Debütroman in der Stadtbücherei vor.

Grundlage für Weidingers Roman war eine von Prälat Johannes Kodatsch (1903-1969) bereits in den 1950er Jahren im Pfarrblatt veröffentlichte Fortsetzungsgeschichte – eine knapp 40-seitige „Erzählung aus alter Zeit“ über die legendäre Salla. Sie half in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, den Jahren von Pest und Türkenüberfällen, aufopfernd Kranken und Verletzten.

Roman und Kinderbücher

Weidinger war von diesem Text so fasziniert, dass er während des Corona-Lockdowns 2020 sogar davon träumte und dies, so erzählte er schmunzelnd, „als Auftrag von oben annahm“, darüber seinen ersten Roman zu schreiben. Die literarische Arbeit war ihm nicht neu, hatte er doch zuvor bereits einige Kinderbücher veröffentlicht. Aus denen las er ebenfalls in der Stadtbücherei vor.

„Salla, benannt nach der heiligen Rosalia, soll am 4. September 1655 geboren sein. Über ihr Leben weiß man eigentlich gar nichts“, begann Weidinger über die Arbeit an seinem 180 Seiten starken Debütroman zu erzählen. Das Buch spielt in der Region um Eisenstadt, Forchtenstein, Großhöflein, Loretto und in Kleinhöflein, dem Standort der gerade restaurierten Pestsäule. Alle anderen Romanfiguren sind frei erfunden. „Mich hat interessiert, wie stark die Frauen um Salla herum damals gewesen sein müssen – Mutter und Pflegemutter –, die das junge Mädchen in den wilden Zeiten der Angst vor der Pest und Furcht vor den Türken geprägt haben.“

Wenn auch die Handlung frei erfunden ist, stimmen doch die historischen Fakten, betont der Autor. Bei seinen bisherigen Lesungen hätten Historiker und Geistliche jedenfalls nichts zu bemängeln gehabt.

Lebensweg des Pestdirndls

Für seine Lesung hatte Weidinger drei Passagen ausgewählt, die sehr lebendig und anschaulich Sallas Mädchenjahre und ihr Lebensumfeld um 1660 schildern, als die Menschen einen erneuten Großangriff der Türken fürchteten. Tatsächlich wird auch Sallas Siedlung überfallen und geplündert, ihr Vater verletzt und entführt. Dem kleinen Mädchen und ihrer Mutter gelingt allerdings die Flucht.

Sie machen sich allein auf den langen Weg zur Esterhazy-Burg Forchtenstein, wo sie auf Sicherheit hoffen. Schon bald stirbt die Mutter an der Pest, so dass die Sechsjährige von einer Frau in Pflege genommen wird. Doch seit dem Tod ihrer leiblichen Mutter bleibt der Makel der Pest an Salla haften, die am Zufluchtsort für den neuerlichen Auftritt der Pest verantwortlich gemacht und als „Pestdirndl“ beschimpft wird.

„Was anfangs als Schimpfwort gemeint war, wandelte sich nach ihrer selbstlosen Aufopferung für Kranke und Verletzte zu einem Ehrbegriff“, hatte Weidinger während seiner Recherchen festgestellt. „Heute wie damals braucht es Menschen, die moralisch vorangehen, die sich für andere engagieren und einsetzen“, war seine Erkenntnis.

Begeistert von der Restaurierung der Dreifaltigkeitssäule in Kleinhöflein spendet der Autor jeweils acht Euro pro Buch. Weidinger betont: „Ich habe extra einen Vertrag mit der Diözese abgeschlossen, dass meine Spende nur dafür verwendet wird.“ Inzwischen arbeitet er bereits an einer Art Fortsetzung seines Debüts.

Diesmal steht die Kleinhöfleiner Pestsäule selbst im Mittelpunkt der Handlung. Es ist die Zeit des fünften Türkenkriegs, der 1683 seinen Anfang nahm und erst 1699 endete. Das Buch soll im Jahr 2025 zum 100-jährigen Jubiläum Eisenstadts als Landeshauptstadt des Burgenlands erscheinen.

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