In den historischen Gemäuern des Bismarcks Basement in der Oberen Saline fand am vergangenen Freitagabend bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Veranstaltung im Rahmen der überaus beliebten Reihe der Jazzkonzerte statt. Unter den Musikfreunden aus Nah und Fern hat es sich bereits herumgesprochen, dass man in dem gemütlichen Gewölbekeller des Bismarckmuseums mehrmals im Jahr erstklassigen Jazz erleben kann.
Und so kamen auch diesmal zahlreiche Menschen zusammen, um dem Trio rund um den Jazzgitarristen Michael Arlt und die Sängerin Michelle Walker zu lauschen; als dritter im Bunde komplettierte Rudi Engel am Kontrabass das Trio.
Bereits nach den ersten Klängen, die Arlt und Engel ihren Instrumenten entlockten, wurde klar, wohin die musikalische Reise an diesem Abend gehen würde. Als dann auch Michelle Walker mit ihrem samtweichen, warmen Gesang mit einstieg, bestätigte sich der erste Eindruck. Das Trio widmete diesen Abend der souligen Stilrichtung des Jazz.
Soulnummern und jazzigere Songs
Die größtenteils eher langsamen Rhythmen luden zum Träumen und Schwelgen ein.
Aber neben den herrlich voll klingenden Soulnummern schimmerten hier und da auch Anklänge an lateinamerikanische oder afrikanische Rhythmen durch. Vereinzelt fanden sich auch schnellere, jazzigere Songs im Repertoire, doch der Charakter des Abends war geprägt von den vielen sanften, verträumten Stücken.
Obwohl die zahlreich anwesenden Jazzfreunde jeden Song mit dem ihm gebührenden Applaus würdigten, schien es doch so, als wären es die drei Musiker selbst, die die größte Freude an ihrer Musik hatten. Michelle Walker, die jedes Stück mit ihrer vollen, warmen Stimme vollendete, träumte sich immer wieder an einen anderen Ort, ging gedanklich auf Reisen, vergaß das Publikum und sich selbst und erblühte völlig in den von ihr erschaffenen Traumwelten.
Beeindruckende Soli
Man sah ihr die Leidenschaft an, mit der sie sich jedem Stück aufs Neue hingab. Nicht weniger enthusiastisch allerdings waren ihre Bandkollegen bei der Sache. Michael Arlt bediente seine zwei Gitarren mit herausragendem handwerklichen Geschick.
Und Rudi Engels verlieh durch sein technisch perfektes Spiel auf dem Bass jeder Nummer eine wuchtige Fülle. Und beide konnten für sich immer wieder mit ihren zahlreichen beeindruckenden Soli brillieren und begeistern.
Michelle Walker lehrt Jazzgesang, Vocal-Ensemble sowie Fachdidaktik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart sowie an der Hochschule für Musik Saar in Saarbrücken. Von 2017 bis 2022 leitete sie die Klasse für Jazzgesang an der Hochschule für Musik in Würzburg.
Internationaler Bandleader, Begleiter oder Gastsolist
Michael Arlt ist in einer Vielzahl von musikalischen Umgebungen zuhause und steht mit zahlreichen nordamerikanischen Musikern und europäischen Bands und Combos auf der Bühne. Als Bandleader , Begleiter oder Gastsolist kann man ihn auf mittlerweile mehr als 40 CDs von Jazz über Latin bis Pop, von Sologitarre bis Big Band hören.
Auch Rudi Engel, der an den Hochschulen in Würzburg und Frankfurt studierte, steht regelmäßig mit zahlreichen Musikern national und international auf der Bühne. Tourneen führten ihn in die USA, nach Indien, Tunesien und Algerien. Engel war bis 2023 Professor und Dozent für Jazz-Bass an den Hochschulen in Würzburg und Nürnberg.
Komplizierte Jazzexperimente waren an diesem Abend nicht zu erwarten, und das war auch gut so, so konnte man doch einmal einer ganz anderen, leichtgängigen und einfühlsamen Spielart des Jazz lauschen. Die herrlich warmen und vollen Soulnummern gingen den Anwesenden ins Blut, und so nahm jeder ein Stück dieser Wärme am Abend eines herrlichen Frühlingstages mit nach Hause. Aber nicht, bevor dem Trio unter tosendem Applaus noch zwei Zugaben entrungen wurden.
Bis zum nächsten Termin müssen sich die Jazzfreunde der Kurstadt leider etwas gedulden. Nach einer Sommerpause findet das nächste Jazzkonzert in Bismarcks Basement mit den „South West Oldtime Stars“ am Samstag, 12. Oktober, statt.