
Vergangene Woche meldete die Bundesregierung , dass die Regionen für das Förderprogramm Aller.Land feststehen. Eine davon ist der Landkreis Bad Kissingen. Heißt: für ein Jahr (2024) bekommt der Kreis 40.000 Euro für eine Entwicklungsphase.
Gemeinsam mit Kulturakteuren vor Ort sollen damit neue Kulturformate entwickelt und testweise umgesetzt werden. Die Formate sollen dazu dienen, über kulturelle Angebote auch Demokratieverständnis zu wecken bzw. zu fördern, ebenso wie Interesse an gesellschaftlicher Beteiligung und Entwicklung der Region.
Idee: Eine Stunde Kultur
Die Koordinierung und das Zusammenbringen von Angeboten und Menschen wird über die Regionalentwicklung des Landkreises und sein Projektmanagement Kultur – zuständig ist Felix Gantner – erfolgen.
Cordula Kuhlmann vom Regionalmanagement wird konkret: „Unsere Idee, mit der wir uns für das Programm beworben hatten, trägt den Arbeitstitel ,Eine Stunde Kultur‘. Mit ,Eine Stunde Kultur‘ möchten wir gemeinsam mit den Allianzen, Heimatunternehmen und Kulturakteuren ein neues Format entwickeln und testweise in der Entwicklungsphase umsetzen.“
Kulturakteure aller Art und Sparten
Daran sollen sich im ganzen Landkreis Kulturakteure jeder Art und aller Sparten mit einem Angebot beteiligen können – sei es Musik, Gesang, bildende Kunst, Theater, Tanz, Lesungen, Bibliotheken, Museen, Heimat und Brauchtum sowie viele weitere. Der Fokus wird auf den kleineren – zumeist ehrenamtlich getragenen – Akteuren liegen.
Angebote können Mitmachangebote, Dialogforen oder Vorführungen vor Ort sowie auch Online-Angebote sein. „Die Angebote sollen offen und einladend sein und dabei auch Menschen ansprechen, die bislang aus verschiedensten Gründen vielleicht nur wenig Berührungspunkte oder Vorbehalte gegenüber Kultur oder gegenüber eigener Teilhabe und Beteiligung haben“, so Kuhlmann.
Entwicklung gemeinsam mit Kulturakteuren
Das Format an sich soll in Workshops mit Kulturakteuren entwickelt werden. Das Bewerbungskonzept hat der Landkreis mit den kommunalen Allianzen beraten und abgestimmt, sowie das Heimat-Unternehmen Bayerische Rhön mit einbezogen – Vernetzung und ländliche Entwicklung sind eines der Ziele des Förderprogramms .
Auf der Kulturwebseite des Landratsamtes soll unter kultur-kg.de ein Infopunkt für das Projekt entstehen. Kulturakteure finden dort, sowie im Kulturnewsletter des Landratsamtes oder in Pressemitteilungen weitere Infos, sobald es losgeht.
Chance für die vielfältige Kulturarbeit
Die Stimmung im Landratsamt ist gut: „Wir freuen uns sehr, dabei zu sein, sehen wir doch darin große Chancen, die vielfältige und tolle Kulturarbeit im Landkreis noch sichtbarer zu machen, Menschen für Kultur und Beteiligung zu begeistern, die damit bisher nur wenig Berührungen hatten und Akteure neu zusammenzubringen“, so Kuhlmann.
Interessant werde dabei auch der bundesweite Austausch mit anderen ländlichen Regionen sein, welche Formate dort entwickelt und welche Erfahrungen dort gemacht werden. Gerade dieser Austausch mache Bundesförderprogramme so interessant und wertvoll. „Zudem erhalten wir über Bundesförderprogramme auch bundesweit Aufmerksamkeit als innovative, zukunftsgerichtete Region.“
Wenn diese erste Phase Anfang 2025 abgeschlossen ist, wählt der Bund bis zu 30 Regionen aus und stellt diesen für fünf Jahre bis zu 1,5 Millionen Euro zur Verfügung, damit diese ihre regionalen Konzepte erproben und umsetzen können.
Rottmann: Kleine Kommunen wollen nicht noch mehr Förderprogramme
Die Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann nennt das Förderprogramm Aller.Land ihr Baby . Warum das so ist, hat sie der Redaktion in einem Gespräch erklärt.
Dazu holt sie etwas aus: „Wenn man die Bürgermeister hier in der Region fragt, sagen viele, sie wollen nicht noch mehr Förderprogramme . Vor allem die kleinen Kommunen mit kleiner Verwaltung: Sie können das alles gar nicht mehr nachverfolgen.“
Ziel: Weniger Förderprogramme, leichter zugänglich und langfristig
Sie habe sich daher damit beschäftigt, wie man das stoppen kann. Das Ziel: Weniger Förderprogramme , die aber leichter zugänglich sind und mehr Entscheidungsspielraum vor Ort zulassen.
Auch sollen sie langfristiger sein, kein „Strohfeuer“, wie Rottmann es nennt.
Politische Mechanismen in Berlin verhindern dies
Die politischen Mechanismen in Berlin seien aber so, dass es schwierig sei, dieses Ziel zu erreichen.
„Jedes Ministerium will sich mit seinem eigenen Förderprogramm schmücken, viele achten nur darauf, was die Forschung meint, was ländliche Regionen brauchen.“
Auch der Bundesrechnungshof , der über die Verwendung von Geldern wacht, sehe es nicht so gerne, wenn Programme weniger bürokratisch sind.
Rottmann maßgeblich beteiligt
Rottmann war bis vor kurzem Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft , dort zuständig für die ländliche Entwicklung . In dem Zusammenhang war sie an Aller.Land beteiligt und versuchte, das Förderprojekt so zu beeinflussen, dass es für ländliche Regionen nachhaltiger, leichter zugänglich und umzusetzen ist.
„Für das Förderprojekt Aller.Land haben wir uns schon früh überlegt: Wer fördert alles Kultur? Wer kann sich beteiligen?“ Am Ende sind Gelder des Bundeslandwirtschaftsministeriums (wo die ländliche Entwicklung angesiedelt ist), der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und der Bundeszentrale für Politische Bildung zusammengekommen.
Kissinger Idee „überzeugend“
Das Kissinger Konzept „Eine Stunde Kultur“ nennt Rottmann „erst mal sehr überzeugend. Wir haben ja für unsere Einwohnerzahl total viel Kultur hier: Wir haben Kabarett, Theater, Hochkultur, bildende Kunst.“ Weil vieles aber räumlich weit auseinander liege, nehme man die Region nicht als einen Kulturhotspot wahr. „Das tut mir oft Leid für die Kulturschaffenden.“
Als Bundestagsabgeordnete habe sie das Vertrauen, „dass der Herr Gantner aus dem Projektmanagement Kultur da etwas findet, um die Kultur hier nachhaltig zu verändern.“ Zwar setzt das Programm auf Eigenverantwortung, eigene Ideen vor Ort sollen entstehen.
Unterstützung vom Prokejtbüro
Ganz allein gelassen werden die Regionen aber nicht: „Bei vielen Projekten standen die Kreise alleine da. Dem soll vorgegriffen werden: Ein Projektbüro in Leipzig begleitet die Arbeit. Für Rottmann ist dieses Förderprogramm ein Modellprojekt. Sind die Rückmeldungen dazu aus den Regionen gut, wären solche Projekte auch in anderen Bereichen möglich.
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