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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Investor für Hotel an KissSalis-Therme zieht sich zurück
Eigentlich sollte für 23,6 Millionen Euro ein Vier-Sterne-Hotel an der KissSalis- Therme entstehen. Weil der Investor das Projekt auf absehbare Zeit nicht realisieren kann, gehen er und die Stadtwerke getrennte Wege.
Die Therme strahlt in der beginnenden Dämmerung - fürs erste weiter allein. Die Sonnenhotels GmbH kann das geplante Thermenhotel nicht verbindlich zeitnah umsetzen und nimmt von dem Vorhaben Abstand.       -  Die Therme strahlt in der beginnenden Dämmerung - fürs erste weiter allein. Die Sonnenhotels GmbH kann das geplante Thermenhotel nicht verbindlich zeitnah umsetzen und nimmt von dem Vorhaben Abstand.
Foto: Benedikt Borst | Die Therme strahlt in der beginnenden Dämmerung - fürs erste weiter allein. Die Sonnenhotels GmbH kann das geplante Thermenhotel nicht verbindlich zeitnah umsetzen und nimmt von dem Vorhaben Abstand.
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 17.08.2022 02:50 Uhr

Für die Stadtwerke , für die KissSalis, aber auch für den Tourismusstandort Bad Kissingen ist die Nachricht ein herber Rückschlag: Die Sonnenhotels GmbH, die an der Therme für 23,6 Millionen Euro ein Hotel im Vier-Sterne Bereich errichten wollte, nimmt von dem Vorhaben Abstand. "Wir werden das Projekt nicht realisieren können", bestätigt Sonnenhotels-Geschäftsführerin Karina-Anna Dörschel am Donnerstag im Gespräch mit der Redaktion. "Die Corona-Pandemie ist uns da ordentlich in die Parade gefahren", sagt sie.

Die Stadtwerke als Eigentümer der Therme hatten im November 2018 ein 13 000 Quadratmeter großes Areal südwestlich der KissSalis an die Sonnenhotels GmbH verkauft, mit der Auflage, dass dort ein Thermenhotel errichtet wird. Das Unternehmen, dass deutschlandweit (auch in der Nähe z.B. in Volkach) Hotelstandorte betreibt, hatte sich in einer europaweiten Ausschreibung mit seinem Konzept durchgesetzt. Geplant war ein Vier-Sterne-Hotel mit 136 Zimmern, 300 Betten und Skybar, das über einen 40 Meter langen Bademantelgang an die Heilbadelanschaft angebunden wird. Eine Nutzungsvereinbarung der Hotelgäste für die Therme wurde 2018 ebenfalls geschlossen. Zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung peilten die Investoren im günstigsten Fall einen Bau ab Ende 2019 und eine Eröffnung im Jahr 2021 an.

Finanzierung für Neubau nicht mehr gesichert

Daraus wird nun nichts mehr. Wie Dörschel berichtet, haben beide Parteien in den vergangenen Wochen offen und konstruktiv miteinander gesprochen. Gescheitert ist das Engagement der Sonnenhotels in Bad Kissingen am Realisierungshorizont. "Wir sind im Moment nicht in der Lage, hier den Wünschen der Stadtwerke nachzukommen und verbindliche Daten zu nennen", sagt sie. Sie könne sich als Unternehmerin aktuell nicht auf einen fixen Baubeginn sowie Eröffnungstermin festlegen. Die Corona-Pandemie mit den Lockdowns hatte das Unternehmen - wie die Hotelbranche insgesamt - hart getroffen. Wie die wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten Jahren für die Hotellerie weitergeht, ist ungewiss. Gleichzeitig ist es laut Dörschel sehr schwer geworden, einen Kreditgeber zu finden, der in dieser wirtschaftlichen Lage bereit ist, einen Hotelneubau zu finanzieren. Dass die Preise am Bau zuletzt stark gestiegen sind, erschwere die Lage zusätzlich. Jetzt eine verbindliche Zusage abzugeben, bezeichnet die Hotelierin als Himmelfahrtskommando.

Sie bedauert den Schritt. "Als wir uns dafür beworben haben, haben wir das nicht blauäugig gemacht, sondern hatten ein festes Setup", sagt Dörschel. Die weltweite Viruspandemie ab Frühjahr 2020 habe dieses Setup über den Haufen geworfen. Die Sonnenhotels hätten bereits viel Engagement, Zeit und Geld in das Vorhaben investiert, zudem halte sie den Standort nach wie vor für attraktiv. "Wir würden gerne an dem Vorhaben festhalten", bedauert sie. Auf der anderen Seite wolle sie ein Hotel an der KissSalis nicht blockieren. Wie die Geschäftsführerin berichtet, werden die vertraglichen Modalitäten in den nächsten Tagen rückabgewickelt. Das Unternehmen mache damit den Weg frei, dass die Stadtwerke erneut ein Hotel an der Stelle ausschreiben und einen neuen Investor suchen können.

Stadtwerke wollen neuen Investor

Stadtwerke Geschäftsführer Manfred Zimmer verweist darauf, dass der Kaufvertrag verbunden war "mit einer entsprechenden zeitlich getakteten Bauverpflichtung". Die Sonnenhotels GmbH hatten ursprünglich mit einem Projektentwickler gemeinsam die Planung, Umsetzung und Finanzierung sicher gestellt. Aber: "Die Planung und Umsetzung des Hotelprojekts fiel direkt in die Corona-Pandemie ", erklärt Zimmer. Weil die vereinbarten Fristen nicht gehalten wurden und kein neuer, verbindlicher Zeitplan vorlegen wurde, habe man sich darauf geeinigt, die bestehenden Vertragsverhältnisse aufzulösen.

Diese Entscheidung wird vom Aufsichtsrat der Stadtwerke mitgetragen. Zimmer als Geschäftsführer und Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) als Vorsitzender des Aufsichtsrates hatten das Vorgehen so vorgeschlagen, das Gremium hat dem zugestimmt.

Stadt und Stadtwerke halten an dem Hotelprojekt fest und wollen einen neuen Investor suchen. "Uns war wichtig, keine erneute jahrelange Hängepartie an der Therme zu produzieren. Die Therme ist mit durchschnittlich 1250 Besuchern pro Tag und dem Hallenbadneubau so attraktiv, dass wir es uns nicht leisten können, abzuwarten", erklärt Zimmer. Wie es weitergeht, solle eine Markterkundung im nächsten Schritt zeigen.

Kommentar: Ein Rückschlag, kein Desaster

Es ist für die Stadt ein großer Rückschlag, dass der Investor des Thermenhotels einen Rückzieher machen muss - schließlich geht die Suche jetzt wieder von vorn los nach einem, der an der KissSalis erst ein Hotel baut und dann auch betreibt. Kissinger, die bei dieser Nachricht allerdings reflexartig aufstöhnen und Vergleiche zu anderen gescheiterten Hotelprojekten wie dem Fürstenhof ziehen, die sehen die Dinge zu pessimistisch.

Die Voraussetzungen sind mit der Corona-Krise für die gesamte Hotelbranche gerade denkbar schlecht. Dass ein Unternehmer angesichts dieser Lage die Reißleine für ein 23 Millionen-Euro-Projekt zieht, spricht eigentlich sogar dafür, dass die Stadtwerke sich 2018 einen seriösen Partner herausgesucht hatten.

Dieser Partner hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen; aber ziemlich genau dann, als es konkret hätte werden müssen, stellte das Corona-Virus alles auf den Kopf. Die Entscheidung von Stadtwerken und Stadt , den Vertrag mit den Sonnenhotels aufzulösen und neu auszuschreiben, birgt ein gewisses Risiko:

Es muss schnell ein neuer Investor gefunden werden (der muss dann auch zügig bauen) - sonst ist mit der Trennung von den Sonnenhotels nichts gewonnen. Ob es während Corona gelingt so einen Investor zu finden, wird sich zeigen.

Auf der anderen Seite ist die Entwicklung der KissSalis eine Erfolgsgeschichte. Vor Corona stellte die Therme beinahe jährlich neue Besucherbestwerte auf. In die Therme wurde (Erweiterung des Wellnessbereichs) und wird (Hallenbadneubau) investiert; der Standort ist für ein Hotel attraktiv. Dazu trägt auch der Welterbetitel bei. Dass die Stadtwerke selbstbewusst sagen, sie wollen in Sachen Thermenhotel keine lange Hängepartie, hat gute Gründe.

 
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