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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Hofer rocken den Saal
Sinfoniker, Sängerinnen und Sänger zeigen mit der Operette „Die Fledermaus“ erneut, was sie können. So reagiert das Publikum.
Ausgelassene Stimmung: Beim Ball des Fürsten Orlovsky (in traditioneller Hosenrolle Stefanie Rhaue) gibt es sexuelle Freiheit für die sonst immer so braven Bürgersleute.       -  Ausgelassene Stimmung: Beim Ball des Fürsten Orlovsky (in traditioneller Hosenrolle Stefanie Rhaue) gibt es sexuelle Freiheit für die sonst immer so braven Bürgersleute.
Foto: Thomas Ahnert | Ausgelassene Stimmung: Beim Ball des Fürsten Orlovsky (in traditioneller Hosenrolle Stefanie Rhaue) gibt es sexuelle Freiheit für die sonst immer so braven Bürgersleute.
Gerhild Ahnert
 |  aktualisiert: 25.05.2023 02:35 Uhr

Was für ein ungetrübtes Vergnügen, im Bad Kissinger Kurtheater die wohl beste Operette des Repertoires in einer begeisternden Aufführung genießen zu können! Das seit Jahren für sein Musiktheater hier gefeierte Theater Hof reiste mit all seinen Ensembles an und rockte Max Littmanns kleines Haus mit Johann Strauss „ All-time-hit „Die Fledermaus“.

Es war dabei eine große Freude, das trotz vieler Spuren der Zeit schmucke kleine Gebäude endlich mal wieder in seinen Möglichkeiten vorgeführt zu bekommen, etwa mit Musik aus dem Orchestergraben von dessen Existenz so manche Besucher überrascht schienen, und drei großen Verwandlungen beim Bühnenbild, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Bad Kissingen.

Ausgelassenes Treiben

Die Hofer füllten die Bühne mit einem gar nicht so kleinen Orchester, einem Chor, einem Ballett, einem Ensemble, bei dessen Können man mehr staunen als irgendwelche Abstriche von wegen Theater auf dem flachen Land machen musste.

Alle Plätze waren ausverkauft und das Publikum war im Nu Teil des ausgelassenen Treibens auf der Bühne und genoss die auch für heutige Ohren noch mitreißende Musik der Hofer Symphoniker unter der umsichtigen Stabführung von Michael Falk.

Da wurde mit Präzision und spürbarer Spiellust musiziert, und die Geschichte des unverschämten Rentiers Eisenstein, genannt Fledermaus, bot viel Gelegenheit zum Lachen.

Die gut verwandelbare Bühne von Herbert Brunkmüller konnte nach kurzen Umbaupausen vom bürgerlichen Wohnzimmer in den Gartensaal und das schäbige Gefängnis wechseln.

Das Stück nach dem Vaudeville von Meilhac und Halevy bietet fast ein Panoptikum der Schichten des Bürgertums des 19. Jahrhunderts vom Prinzen zum wohlhabenden Rentier Eisenstein, seiner Frau und ihrem Gesangslehrer, einem Notar, einem Advokaten, einem Stubenmädchen und deren Schwester und einem versoffenen Gerichtsdiener.

Rachekomplott

Allen gemeinsam ist die Lust daran, sich für jemand anderen auszugeben, wozu der Ball des Prinzen Orlovsky Gelegenheit bietet. Und der Notar Falke (Marian Müller) sieht hier auch die Möglichkeit, sich mit seinen Freunden, dem Advokaten Dr. Blind und dem steinreichen Prinzen (Stefanie Rhaue) zusammenzutun, um sich öffentlich an Eisenstein zu rächen.

Der ließ ihn einst vor dem Gerichtsgebäude nach einem Saufgelage stockbetrunken liegen und machte ihn damit zum allgemeinen Gespött. Alle werden zum Teil des Rachekomplotts gegen Eisenstein.

Am Ende ist Eisenstein (Markus Gruber) der Bloßgestellte. Für eine frühere Majestätsbeleidigung muss er am nächsten Tag sowieso ins Gefängnis.

Am Ende haben all die geilen Männer ihre Strafe, auch Eisenstein, der aus Versehen sogar seine maskierte eigene Frau verführt, als er sich als genialer Schürzenjäger wähnt. Alle machen ihren Rachefeldzug im Schutze des Prinzen Orlofsky.

Bei der Hofer Inszenierung wird diese Hosenrolle des abgehobenen Zuschauers von Stefanie Rhaue mit großer Bühnenpräsenz, gespielt. Regisseurin Isabella Gregor hat ihr/ ihm zumindest einen Lustjungen (Daniel Milos) zugesellt.

Mit Ausnahme des sexbesessenen Eisenstein kommen am Ende alle Akteure glimpflich davon. Nur er blamiert sich erneut, als er seine eigene Frau vergeblich zu bezirzen versucht, aber dabei ansehen muss, wie sie ihn mit dem Musiklehrer betrügt.

Alles dreht sich um den großen Fetisch eheliche Treue und Fremdgehen.Aber eigentlich ist am Ende nicht viel passiert. Viel Lärm um nichts also, aber ein dankbarer Stoff zum Bloßstellen der vielen sexuellen Gelüste und Schwächen, die das 19. Jahrhundert geflissentlich unter der Decke zu halten versuchte.

Lediglich die geniale musikalische Gestaltung von Johann Strauß sorgt bis heute dafür, dass die witzigen Inhalte in der „Fledermaus“ lebendig geblieben sind und durch eine großartige musikalische und tänzerische Gestaltung auch heute noch ihren Witz entfalten können.

Langer, heftiger Beifall

Wenn das natürlich in solcher Perfektion geschieht wie bei den Hofer Sinfonikern und den Sängerinnen und Sängern , kann die Geschichte immer noch ein Publikum einen ganzen Abend lang amüsieren oder begeistern, wie im Kurtheater bewiesen wurde.

Der Beifall war lang und heftig; die gute Laune der Zuschauer lautstark und lang anhaltend. Ein fröhlicher Abschluss des 38. Theaterrings.

 
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