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Bad Kissingen
Bärte bohnern in Bad Kissingen
Der Barbershop-Trend ist nun auch in die Kurstadt übergeschwappt. Drei Barbiers gibt es inzwischen im Zentrum. Wie laufen die Geschäfte und was sagt die Friseur-Innung zu der Entwicklung?
Barbier Mohamed Hassan       -  Mohamed Hassan in seinem Barbershop am Klieglplatz  - der dritte in Bad Kissingen.
Foto: Angelika Despang | Mohamed Hassan in seinem Barbershop am Klieglplatz - der dritte in Bad Kissingen.
Angelika Despang
 |  aktualisiert: 13.08.2024 02:38 Uhr

Mohamed Hassan wollte schon immer selbstständig arbeiten. Seit Anfang Februar hat der gelernte Friseurmeister seinen Traum verwirklicht: ein eigener Barbershop.

Die Wahl fiel auf Bad Kissingen, weil die Stadt ein großes Einzugsgebiet hat und weil es bis vor kurzem nur einen weiteren Barbershop gab. Spezialisiert ist der Friseursalon, wie der Name es sagt, auf Herren- und Barthaarschnitte: „Meine Kunden sind vor allem jünger, also unter 35, aber es kommen auch ältere, Kinder und spontan schneide ich auch Damen“, erzählt der 28-Jährige.

Fade-Cuts, Crew-Cut, Undercut und Mid-Taper-fade – so oder so ähnlich heißen die Männer Friseuren , die häufig in einem Barbershop geschnitten werden. „Die jungen Leute wollen cool aussehen und kommen dazu häufig alle zwei Wochen in den Barbershop, manche sogar jede Woche.“

Ein Haarschnitt kostet bei Mohamed Hassan 18 Euro, was ziemlich günstig ist. „Ich rechne mit zwei Kunden pro Stunde. Ich bin allein und die Miete ist gut, da geht das schon.“ Und wie läuft das Geschäft? „Es ist okay, aber könnte besser sein. Es muss sich noch einspielen.“

Braucht Kissingen drei Barbershops?

Neben Hassans Classico Barbershop am Klieglplatz in der Weidgasse, gibt es inzwischen noch Can‘s Barbier Damen- und Herrenfriseur in der Martin-Luther-Straße gegenüber der evangelischen Kirche und „Der Kissinger Barbier“ in der Von-Hessing-Straße in Bad Kissingen. Drei Barbershops in einer Kurstadt – lohnt sich das?

Can’s Barbier hat im Dezember letzten Jahres eröffnet. „Wir wollten schon vor zwei Jahren einen Barbershop eröffnen, aber es hat sich verzögert“, berichtet Can Kurt, der bereits seit 15 Jahren in Bad Kissingen lebt.

Jetzt ist er glücklich mit seinen Räumen im Balling Basar: „Es ist eine schöne Lage mit viel Platz.“ Nach ruhigen Wochen Anfang des Jahres wird der Salon gut angenommen: „Wir bekommen viele Anrufe, die Jugendlichen kennen uns, deshalb haben wir viele Stammkunden .“

Beliebt bei jungen Leuten

Auf Instagram werden häufig Bilder mit Frisuren aus seinem Barbershop geteilt, erzählt Can Kurt zufrieden. „Aber aufgrund des guten Standorts und weil wir sehr preisgünstig sind, kommen auch Kurgäste und Touristen zu uns. Gestern hatte ich sogar einen 70-jährigen Kunden.“

Ein Haarschnitt kostet hier 18 Euro. In den kommenden Sommermonaten erwartet der 31-Jährige noch mehr Laufkundschaft. Deshalb lohne sich der Laden, trotz der weiteren Barbershops in der Stadt. Kurt selbst hat keine Ausbildung, aber eine Friseurmeisterin eingestellt.

Der Kissinger Barbier war der erste Barbershop in der Kurstadt. Im August 2022 hat Adnan Haji seinen Laden eröffnet und inzwischen sogar vergrößert.

Die neue Konkurrenz ist für ihn kein Problem: „Wir machen gute Arbeit und haben Stammkunden aufgebaut, das passt alles.“ Drei Barbershops in einer Kurstadt mit vorwiegend älterem Publikum sei eigentlich zu viel, aber bisher habe er noch keine Auswirkungen gespürt.

 Teils fragliche Arbeitsbedingungen

Und was sagt die Friseur-Innung dazu, dass der Barbershop-Trend jetzt auch nach Bad Kissingen überschwappt? „Die Barbershop sind ja schon länger in den Großstädten stark vertreten, jetzt kommen sie auch in kleinere Städte, das dauert immer etwas länger“, meint Annette Klein Obermeisterin der Friseur-Innung Bad Kissingen.

„Ich möchte nicht alle Barbershops über einen Kamm scheren, aber das Problem ist oft, dass sie nicht so wie Friseure arbeiten und deshalb diese Preise anbieten können. Das ist schwer zu durchschauen.“

Nicht selten wurden bei deutschlandweiten Zollkontrollen Betriebe aufgedeckt, in denen die Mitarbeiter nur angelernt waren, mehr als acht Stunden täglich arbeiteten und nicht mal den Mindestlohn verdienten.

Billigpreise schlecht fürs Geschäft

„Für uns wäre es undenkbar solche Preise zu verlangen“, sagt Annette Klein, deren Salon in der Erhardstraße seit 35 Jahren besteht. „Wir zahlen Versicherungsbeiträge, machen Weiterbildung und haben Fachkräfte im Betrieb, die geregelte Arbeitszeiten haben möchten. Wenn ich nur den Mindestlohn anbieten würde, würde ich niemanden finden.“

Auch Adnan Haji ärgert das: „Wenn da Leute einen Laden eröffnen, die das überhaupt nicht gelernt haben – das geht überhaupt nicht. Und das ist schade für Leute wie mich, die eine geregelte Ausbildung über drei Jahre gemacht hat und viel Geld für den Meistertitel gezahlt haben.“

Beim Kissinger Barbier kostet der Haarschnitt 22 Euro. „Damit sind wir immer noch günstig, da bleibt nicht viel übrig nach Abzug der Steuern. Wenn dann jemand noch billigere Preise anbietet, egal ob gelernt oder nicht, ist das schlecht fürs Geschäft. Keine Ahnung, wie die das machen.“

Viel Erklärungsbedarf

Für Annette Klein gibt das viele Diskussionen mit den Kunden: „Wir müssen dann erklären, warum wir so teuer sind und die so billig.“ Viele Kunden würden die neuen Barbershops ausprobieren, kommen dann aber wieder zurück. „Diese Zeit müssen wir überstehen.“

Viele Friseur in Bad Kissingen seien allerdings nicht von der Konkurrenz durch Barbershops betroffen und haben weiterhin ihre Herrenkundschaft. „Oft ist das ja auch nur eine Mode“, so die Obermeisterin.

 

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