
Tiefsitzende Vorurteile, humorvolle Irrtümer und ironische Halbwahrheiten zur Schule - Das ist das Metier von Han's Klaffl. Der pensionierte Lehrer und lebenslange Staatskabarettist amüsierte im ausverkauften Rossini-Saal das Publikum mit seinem satirischen Einblick in das Biotop Schule. "Ein Lehrer packt ein - 40 Jahre Ferien" ist der Titel eines von mehreren Kabarettprogrammen, die Klaffl im Wechsel auf die Bühnen bringt. "In Bad Kissingen war ich noch nie, obwohl mein Kontrabass-Lehrer aus Bad Kissingen stammte", erzählte er. Von daher war es nicht nur für die rund 300 Gäste ein besonderer Abend, sondern auch für den ehemaligen Münchner Gymnasiallehrer, der sichtbar die Atmosphäre im Rossini-Saal genoss.
Dort war mit altertümlichem Stehpult, Klavier und Kontrabass alles für eine amüsante Reise durch die eigene Schulzeit vorbereitet. Nicht fehlen durfte eine Flasche Rotwein, um mit einigen Promille-Werten die nächtliche Korrektur der Extemporalen von Schorschi, Seppi oder Kevin bewältigen zu können. Schon da zeigte sich Klaffl als ein Meister der leisen Zwischentöne, der Rotweinflecken auf den Klassenarbeiten mit Kaffeeflecken überpinselt und nörgelnd anfügt: "Als Lehrer hast du tagsüber Recht und nachmittags frei - von der Nacht hat keiner was gesagt." Mit solchen Anmerkungen erzeugte er bei vielen Lehrern im Saal ein verständnisvolles Kopfnicken, was aus Klaffls erhöhter Position wahrgenommen und mit den Satz quittiert wurde: "Man sieht bei manchen sogar die Fächerkombination."
Vier Typen im Lehrerzimmer
Warum wird man Lehrer? Normale Menschen ohne psychischen Knacks, aus gutem Hause - "dann bricht die Biographie", so Klaffl. Heraus kommen vier Lehrertypen , die der Staatskabarettist äußerst bildhaft zum Leben erweckte. Der "Sedlmayr" als Typ A, der der biologischen Höchstbeförderungsstufe Oberstudienrat nicht entgehen konnte und durch den Lodenmantel - Modell "Wildbad Kreuth" - gekennzeichnet ist. Typ B bezeichnet er als "Gütlich". Typischerweise handelt es sich um eine Frau, die meist tiefbetroffen ist, den Projektunterricht bis zur Selbstaufgabe umsetzt und aufgrund ihrer eigenen Bedenken dem "Burnout" zusteuert.
Der Typ C läuft als "Gmeinwieser" durch die Schullandschaft, steht für körperliche Ertüchtigung und bewegt sich auf dem intellektuellen Niveau des Namengebers der Schule: Lukas-Podolski-Gymnasium. Mit Brachial-Rhetorik und dem Outfit "Radler-Pressack" ausgestattet, sieht "Gmeinwieser" in der Kombination Schüler und Eltern eine kriminelle Vereinigung.
Last but not least gibt es noch den Feingeist "Gregorius" als Typ D, der nicht nur die alten Sprachen, sondern auch die ganz alten Sprachen beherrscht und mündliche Noten mit zwei Nachkommastellen vergibt. Diese vier, dem Publikum wohlbekannten Charaktere ergänzt Klaffl durch die Kollegin Hilde, die vor einigen Jahrzehnten mit "90 - 60 - 90" an die Schule kam und mittlerweile "eine ausgeglichene Person" ist. Klaffls humoristischer Erfolg setzt bei der Jedermanns-Pädagogik an, "ein Thema für alle, die in der Schule gescheitert sind" und damit wohl "Expertenwissen haben". Seine teils "retrovaginalen" (= hinterfotzigen) Anmerkungen ergänzt er durch musikalische Treffer, wenn er zu Lou Reeds "Walk On The Wide Side" vom "Montag, 1. Stunde, es sind schon einige da, gehen wir´s an, mit Schwung" plaudert.
In pointiertem Wechsel mäandert Klaffl durch die Schullandschaft, wobei er der Notenkonferenz bescheinigt, dass sie nur durch Weißbier und Bild-Zeitung erträglich wird und den didaktischen Innovationen des Kultusministeriums das Prädikat "mangelnde Sachkenntnis" anheftet. Die Überalterung der Lehrerschaft ergibt für ihn "Granufink-Taliban, die der Gammelfleisch-Verordnung unterliegen und einen Bufti brauchen, damit der Bewegungsmelder in den Fluren angeht", die Elternsprechtage zeigen die Unterschiede zwischen "gefühlter und tatsächlicher Intelligenz " und führen zu der Erkenntnis: "Von jedem Kind gibt es zwei Exemplare: eins für zuhause und eins muss in die Schule."