zurück
Bad Kissingen
Marktplatzwirte uneins bei Weinfest
Wirte klagen, dass sie während dem Fest nicht außen bewirten können und fürchten Einbußen. Der Betreiber der Vinothek und die Stadt reagieren auf die Vorwürfe.
Wirt Matthias Schultheis  ärgert sich darüber, den Marktplatz für das Weinfest eine Woche freiräumen zu müssen.       -  Wirt Matthias Schultheis  ärgert sich darüber, den Marktplatz für das Weinfest eine Woche freiräumen zu müssen.
Foto: Benedikt Borst | Wirt Matthias Schultheis ärgert sich darüber, den Marktplatz für das Weinfest eine Woche freiräumen zu müssen.
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 01.10.2024 15:35 Uhr

Es gibt Reibereien bei den Wirten am Marktplatz. Grund ist das 11. Bad Kissinger Weinfest , das dort kommende Woche von Donnerstag, 17., bis Montag, 21. August, stattfindet. Ein Teil der Wirte stört sich daran, dass sie dafür ihre Außenbestuhlung abbauen müssen und bei der Festbewirtung außen vor sind. Die übernimmt wie in den Vorjahren ein Eventbetrieb aus Poxdorf.

Umsatzstarke Woche fehlt

Matthias Schultheis, Eigentümer und Betreiber des „Platzhirsch“, hat dafür kein Verständnis. Er kritisiert, dass ihm mitten in der Hauptsaison eine umsatzstarke Woche verloren geht. „Jetzt in der Ferienzeit wollen die Leute Geld ausgeben und es sind viele Touristen in der Stadt unterwegs. Für uns ist das eine wichtige Zeit“, sagt er.

Er geht davon aus, dass ihm ein fünfstelliger Betrag an Umsatz fehlt. Bei dem schönen Wetter spiele sich das Hauptgeschäft im Freien ab, während des Festes müsse er den Betrieb herunterfahren oder den „Platzhirsch“ sogar schließen. Er fordert, die ansässigen Wirte das Fest organisieren zu lassen oder es woandershin zu verlagern.

Kritik der Marktplatzwirte

Andere Wirte teilen die Ansicht, etwa Holger Scheit vom „Kaffeefleck“. „Warum hat man die ansässige Gastronomie nicht mit einbezogen?“, fragt er. Es gebe ein abwechslungsreiches kulinarisches Angebot am Marktplatz.

Etwa am Rakoczy-Fest beweisen die Wirte, dass sie einem großen Festbetrieb gewachsen sind. „Wir hätten das gut stemmen können“, findet Scheit. Er verweist ebenso darauf, das Fest ansonsten zu verlagern. Auch der „Kaffeefleck“ fürchtet eine fünfstellige Umsatzeinbuße.

Olena Kais vom „La Bodega“ betont, dass die Gastronomen rechtzeitig vorher informiert wurden, dass sie eine Woche lang ihre Außenbestuhlung abzubauen haben. Das gehöre zum unternehmerischen Risiko und zur Top-Lage dazu. Glücklich ist sie mit der Situation dennoch nicht. „Es ist schädlich fürs Geschäft“, klagt sie. Sie spricht die hohe Pacht an und geht davon aus, dass ein Viertel des Monatsumsatzes wegbricht.

Vinothek verantwortlich für das Weinfest

Marcus Beran, Betreiber der Regionalvinothek im Alten Rathaus, ist der eigentliche Ausrichter des Weinfestes. Zugrunde liegen bestehende Verträge. Die Vinothek habe das Recht, einmal im Jahr den kompletten Marktplatz mit einer themenbezogenem Veranstaltung zu bespielen, auf der sich heimische Winzer präsentieren können: das Weinfest. „Damit es ein Weinfest geben kann, brauchen wir jemanden, der es durchführt“, sagt er.

Er habe im Vorfeld Gespräche mit den anderen Marktplatzwirten geführt, mit dem Ergebnis, dass die Gemeinschaft das Fest nicht in der bestehenden Größe stemmen könne, sondern es verkleinern oder ausfallen lassen müsste. Das hänge unter anderem mit internen Reibereien, der organisatorischen Infrastruktur, einem hohen Marketingaufwand und -budget sowie einem aufwendigen Abrechnungssystem zusammen.

Großes Fest bringt am meisten

„Es war eine betriebswirtschaftliche Entscheidung, es an die Zametzer und Krohn GbR zu vergeben, die vor elf Jahren in einer Sauren-Gurken-Zeit damit begonnen haben, das Weinfest aufzubauen“, sagt er. Auch wenn der Betrieb aus Forchheim stamme, sei das Konzept regional, mit Winzern aus dem Saaletal. Das Fest soll in der bestehenden Größe bleiben, „weil es allen in der Stadt am meisten Geld bringt“, argumentiert er.

Zudem betont er: Die Wirte am Marktplatz können ihren Gästen Speisen und Getränke zur Selbstbedienung verkaufen, die die Gäste anschließend auf dem Weinfest verzehren. Das ist erlaubt.

Beran betont, dass die Marktplatzwirte bei Aktionen wie dem Fränkischen Markt und dem Rakoczy-Fest an sich gut zusammenarbeiten. Er sei für weitere Aktionen offen. „Wenn wir uns eingespielt haben, können wir auch größere Festformate aufziehen“, meint er.

Das Weinfest woandershin zu verlegen, hält er für nicht sinnvoll. Aus diversen logistischen und organisatorischen Gründen sei es an der Vinothek auf dem Marktplatz am besten aufgehoben. „Ich bin stolz, dass wir hier so tollen Wein haben. Der Wein hat in einer Weinregion den besten Platz verdient“, begründet er.

Stadt reagiert mit Stellungnahme

Das Rathaus reagiert mit einer Stellungnahme auf die Kritik der Wirte. Das Weinfest sei eine etablierte Veranstaltung, die 8000 bis 12.000 Besucher in die Innenstadt ziehe. Es diene der Belebung. Davon profitieren Gastronomen , Einzelhändler und Winzer. Der Veranstalter benötige daher die Fläche für Tische, Bänke, Verkaufshütten und eine Bühne, so Sprecher Mario Selzer.

Am Marktplatz bauen die Veranstalter zwischen Kirch- und Weingasse die Hütten ab 16. August auf. Die Bestuhlung wird laut Selzer am 17. August gestellt. Damit haben die Gastronomen auf der anderen Seite, etwa „Platzhirsch“ und „Kaffeefleck“, die Möglichkeit, ihre Außenflächen so lang wie möglich zu nutzen. Der Marktplatz ist sechs Tage belegt. Selzer merkt an, dass vor elf Jahren kein hiesiger Veranstalter bereit war, das finanzielle Risiko für das Fest zu tragen.

Stadt: Weitere Aktionen für Wirte möglich

Er betont: „Die Wirte am Marktplatz werden von der Stadt Bad Kissingen umfänglich unterstützt.“ Beim Rakoczy-Fest in diesem Jahr erhielten sie den Marktplatz exklusiv für die Bewirtung.   Zudem sei die Stadt offen, neue Aktionen und Feste zu kreieren.

Dazu gehöre auch, das Weinfest an einen anderen Ort zu verlegen und möglicherweise zu verkleinern. „Des Weiteren überlegen wir, ein Maifest durchzuführen, das Streetfood-Festival in die Innenstadt zu verlagern und den Kinderflohmarkt von Pro Bad Kissingen auf dem Rathausplatz durchzuführen.“

 Vor kurzem habe die Stadt auch dazu aufgerufen, den die meiste Zeit des Jahres ungenutzten Rathausplatz mit Außenbewirtschaftung zu beleben. „Es kann sich jeder potenzielle Veranstalter bei uns melden“, erklärt der Pressesprecher. Gleichzeitig macht er deutlich, dass das unternehmerische Risiko bei den Wirten liegt und die Stadt solche Feste nicht bezuschusst.

Auch beim Rakoczy-Fest gab es Diskussionen:

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Kissingen
Gastronominnen und Gastronomen
Rathaus Schweinfurt
Stadt Bad Kissingen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top