zurück
Bad Kissingen
Rheinland-pfälzische Fluthilfe-Medaille für Feuerwehrler aus Bad Kissingen: Warum die Erlebnisse im Ahrtal weiter präsent sind
18 Mitglieder der Feuerwehr Bad Kissingen erhalten eine Medaille für ihren Einsatz im Ahrtal. Bis heute haben sie die Erlebnisse nicht vergessen.
18 Helferinnen und Helfer der Bad Kissinger Feuerwehr waren im Ahrtal im Einsatz; mit auf dem Bild (von links) Harald Albert, Benno Metz, Dirk Vogel und (von rechts) Thomas Bold und Sandro Kirchner.       -  18 Helferinnen und Helfer der Bad Kissinger Feuerwehr waren im Ahrtal im Einsatz; mit auf dem Bild (von links) Harald Albert, Benno Metz, Dirk Vogel und (von rechts) Thomas Bold und Sandro Kirchner.
Foto: Klaus Werner | 18 Helferinnen und Helfer der Bad Kissinger Feuerwehr waren im Ahrtal im Einsatz; mit auf dem Bild (von links) Harald Albert, Benno Metz, Dirk Vogel und (von rechts) Thomas Bold und Sandro Kirchner.
Klaus Werner
 |  aktualisiert: 26.08.2024 13:05 Uhr

Die Bilder der Flutkatastrophe im Ahrtal sind noch gegenwärtig. Spürbar wird dies bei der Verleihung der rheinland-pfälzischen Fluthilfemedaille an 18 Mitglieder der Bad Kissinger Feuerwehr.

Noch heute zeigt sich beim Betrachten der Fotos, die auf den Handys der Einsatzkräfte gespeichert sind und nicht nur den Einsatz dokumentieren, sondern auch die enormen Schäden der Flutwelle, die in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 das Ahrtal verwüstete, Fassungslosigkeit in den Gesichtern.

Nicht von Beginn an dabei

Die Kissinger Feuerwehrler waren nicht bei den ersten Einsatzkräften dabei, sondern wurden als Unterstützung der Ölwehreinheit Bayern ab dem 29. Juli 2021 angefordert. Rheinland-Pfalz und Bad Neuenahr waren das Einsatzgebiet und mit dem Löschgruppenfahrzeug LF20-KATS sollte der Brandschutz bei der Entsorgung von Heizöl sichergestellt werden.

Über den fast drei Wochen dauernden Einsatz waren drei Teams mit jeweils sechs Einsatzkräften eingeplant und neben dem LF20 zusätzlich mit einem Mannschaftstransportwagen vor Ort.

Gute Versorgung der Einsatzkräfte

Nach sechs anstrengenden Einsatztagen erfolgte der Austausch der Mannschaft. Die Unterbringung war in einem Zeltlager am Nürburg-Ring, später dann in Grafschaft, wo große Festzelte als „Ersatz-Unterkunft“ für Betroffene aufgebaut waren, dann aber für die Hilfskräfte genutzt wurden.

300 Personen waren dort in abgetrennten Einheiten mit Etagenbetten untergebracht“, erzählt Zugführer, Andreas Kröber. Die Versorgungslage sei sehr gut gewesen, egal ob es um Getränke und Verpflegung der Helfer bei über 30 Grad Celsius ging oder den erforderlichen Treibstoff für die Einsatzfahrzeuge , mit denen insgesamt 4700 Kilometer zurückgelegt wurden.

Die Verleihungsurkunde mit Medaille       -  Die Verleihungsurkunde mit Medaille
Foto: Klaus Werner | Die Verleihungsurkunde mit Medaille

Kröber ist noch heute von der Kameradschaft und der Dankbarkeit der Bevölkerung vor Ort begeistert. „Daumen hoch war ein gängiges Zeichen.“

Verschiedene Aufgabenbereiche

Aber: Auch der Zorn über die fehlenden Warnungen sind ihm noch gegenwärtig. Die Bestürzung über die Zerstörungen war groß. Er berichtet von „No-Go-Aeras“, also Stellen, an denen vor Wochen noch ein Haus stand und jetzt nur Blumen und Kerzen auf die tödlich verunglückten Bewohner hinwiesen.

In den drei Wochen, sagt Stadtbrandinspektor Harald Albert , habe sich das Aufgabengebiet verändert. Sollte zu Beginn nur den Brandschutz beim Abpumpen von Öl aus den Tanks sichergestellt werden, suchten die Einsatzkräfte später in Kellern nach Öltanks und öffneten sie zum Abpumpen der gefährlichen Flüssigkeiten.

Entgegenkommen der Arbeitgeber

Insgesamt habe die Einsatztruppe „Ölwehr Bayern“ in diese Zeit 2,5 Millionen Liter Heizöl-Wasser-Gemisch gesichert und entsorgt. Albert betonte auch das Entgegenkommen der Arbeitgeber. Dies bestätigt auch Kröber, der seinem Arbeitgeber für das unproblematische Freistellen für diesen Einsatz dankbar ist.

Die Hilfsbereitschaft sei so hoch gewesen, dass am Ende sogar Personen abgesagt werden musste, berichtet Albert. „Hut ab vor dem, was ihr dort gestemmt habt.“

Ohne Ehrenamtliche nicht zu bewältigen

Auch für Landrat Thomas Bold ist die Ahrtal-Katastrophe ein Beispiel dafür, „wie ohnmächtig wir bei einer Großschadenslage sind“. So etwas sei nur zu bewältigen, wenn man Hilfskräfte zusammenzieht, die personell und materiell gut aufgestellt sind.

Er betonte die Ehrenamtlichkeit, die Grundlage für die Hilfe gewesen sei und dass ohne Hilfsorganisationen wie Feuerwehr, THW oder Rotes Kreuz solche Katastrophen nicht zu bewältigen seien.

Welle der Solidarität

Für Innenstaatssekretär Sandro Kirchner ist die Fluthilfemedaille ein „symbolischer Handschlag für das selbstlose Engagement“. Als Helfer müsse nicht nur mit den Zerstörungen vor Ort umgangen werden, sondern auch mit „dem Leid, das man gesehen hat“, sagt er.

Die Ahrtal-Katastrophe löste eine beispiellose Welle der Solidarität aus. Sie sollte, so Kirchner, aber auch eine Aufforderung sein, „wie kann man den Katastrophen- und Zivilschutz verbessern“. Der Innenstaatssekretär bedauerte, dass sie mittlerweile wieder aus dem Bewusstsein verschwunden sei, obwohl die Situation noch lange nicht gut ist.

Erfahrung der Helfer gefragt

Auch Oberbürgermeister Dirk Vogel bezog die Situation des rheinland-pfälzischen Tals auf die Kissinger Region und stellte die Frage: „Sind wir auf so etwas vorbereitet?“ Es wurden zwar Maßnahmen getroffen, um die Folgen von Starkregenereignissen einzudämmen, „aber Schadenslagen kann man nicht vollständig ausschließen“.

Er hoffe auf die Erfahrung, die die Einsatzkräfte gesammelt haben, und lobte deren Leistung: „Ihr wart die besten Botschafter Bad Kissingens.“ Kreisbrandrat Benno Metz bedankte sich nicht nur für das Engagement, sondern betonte auch die Spendenaktion, die initiiert wurde. 

Die Geehrten:

An die 18 Einsatzkräfte wurde die rheinland-pfälzische Fluthilfemedaille in Verbindung mit einer Verleihungsurkunde übergeben.

Die Ehrung erhielten Andreas Kröber, Christian Dösch, Timo Dösch, Christian Harnus, Georg Schmitt, Ralf Weingärtner, Dominik Zehe, Daniel Weingärtner, Geertje Drews, Denny Heinsmann, Gerhard Hering, Marco Albert, Eric Brand, Anja Weingärtner, Karl Heinz Mehringer, Sebastian Seuffert, Stefan Hauer und von der Freiwilligen Feuerwehr Reiterswiesen Nicolas Löffler.

Lesen Sie mehr: 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Kissingen
Brandschutz
Einsatzfahrzeuge
Feuerwehr Euerbach
Freiwillige Feuerwehr
Harald Albert
Hochwasser und Überschwemmung
Karl Heinz
Rotes Kreuz
Sandro Kirchner
Technisches Hilfswerk
Thomas Bold
Zerstörungen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top