Der Landkreis hat in der Jugendhilfe Enormes zu bewältigen. Das erkennt man auch daran, dass der Jugendhilfe-Etat im Kreishaushalt der zweitstärkste Brocken nach dem Sozialhilfe-Etat ist. Im Geschäftsbericht 2019 machen die Ausgaben für so genannte Einzelfallhilfen, wie stets, das Gros des gesamten Etats aus.
Der neue Jugendamtsleiters Manfred Kutz erläuterte am Montag in der Sitzung des Jugendhilfe-Ausschusses in der Hammelburger Musikakademie kostenintensive Posten im Gesamtetat. Das ist in erster Linie die Vollzeitpflege (20,7 Prozent), gefolgt von der Heimerziehung (17,9 Prozent) und der Hilfe für junge Volljährige (15,9 Prozent) sowie der Sozialpädagogischen Familienhilfe (15,6 Prozent).
Üblicherweise große Differenz
Die Jahresrechnung 2019 für das Jugendamt ergibt Ausgaben in Höhe von rund neun Millionen Euro, was eine leichte Steigerung von 0,7 Prozent zum Vorjahr ausmacht. Die Einnahmen schlagen mit rund 3,7 Millionen Euro zu Buche, sie decken nur 41,3 Prozent der Gesamtausgaben. Das Netto-Ergebnis fällt immerhin 2019 mit rund 5,3 Millionen Euro um 2,3 Prozent geringer aus als 2018.
Eine solch große Differenz zwischen Aufwendungen und Erträgen ist im Jugendhilfe-Etat nichts Ungewöhnliches, weil der Landkreis zur Jugendhilfe verpflichtet ist und zahlreiche Leistungen kostenfrei sind, beziehungsweise Rückerstattungen in geringem Umfang oder auch erst später eingehen. Einnahmen fließen dem Jugendhilfe-Etat aus Erstattungsbeiträgen vom Bund, vom Freistaat Bayern oder von den Sozialleistungsträgern zu.
Breites Spektrum von Aufgaben
Landrat Thomas Bold ist, wie er in der Sitzung sagte, seit 1990 im Kreistag dabei. "Manche Hilfen gab es damals noch gar nicht", sagte er und zählte Beistandschaften, die Sozialpädagogische Familienhilfe und Frühe Hilfen (KoKi) als Beispiele auf. Sie seien dann aber eingeführt worden, weil sich die Familien- und Sozialstrukturen im Lauf der Jahrzehnte verändert hätten und sich neuer dringender Bedarf ergab. Bold: "Wir müssen darauf Antworten geben."
Das Jugendamt ist, nach Bolds Angaben, inzwischen das größte Sachgebiet innerhalb des Landratsamts. "Die Aufgaben sind immer breiter gefächert, obwohl Etliches ausgelagert wurde", sagte Bold und erinnerte an Bereiche wie die Kindertagespflege, die vor Jahren schon im Mehrgenerationenhaus angesiedelt wurde und an die Erziehungsberatung, die der Kreis zusammen mit der Caritas wahrnimmt.
Jugendsozialarbeit an Schulen ausgebaut
Im Ausschuss ging Amtsleiter Kutz zudem auf die verschiedenen Aufgabengebiete des Jugendamts ein, so unter anderem auf den Allgemeinen Sozialen Dienst, die Jugendsozialarbeit an Schulen, Vormundschaften oder die Kindergarten-Aufsicht. Damit sollten auch neue Ausschussmitglieder die Möglichkeit haben, einen Einblick in das breitgefächerte Spektrum der Jugendhilfe zu bekommen.
Was zum Beispiel die Jugendsozialarbeit an Schulen angeht, so ist dieses Angebot inzwischen an elf Standorten im Landkreis etabliert. Allerdings waren oder sind die Stellen an fünf Schulen zeitweise unbesetzt. Der Landkreis gewährte diesbezüglich im Jahr 2019 insgesamt 305 intensive Einzelfallhilfen. Mit 82 Projekten/Maßnahmen, davon 29 Kooperationsprojekten, wurden insgesamt 2555 Teilnahmen (Eltern und Schüler) erreicht.
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
Beispiel Vormundschaften: 2019 verzeichnete man im Jugendamt 711 Beistandschaften, 80 Unterstützungen in Sachen Kindergartenbeiträge, 70 Ergänzungspflegschaften und 36 Amtsvormundschaften. Auch 24 Vormundschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge stehen 2019 in der Statistik. Aktuell, so hieß es in der Sitzung, befinden sich noch drei unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in stationären Einrichtungen, fünf dieser jungen Migranten werden ambulant nachbetreut.
Auch diese Zahl ist interessant: In den 75 Kindertageseinrichtungen des Landkreises waren 2019 rund 300 Plätze mehr belegt als im Vorjahr (insgesamt 4642), davon 780 in Krippen und 446 in Horten.