Seit knapp zwei Wochen arbeitet Cupy als neuer Kollege im großen Restaurant des Bad Kissinger Parkhotel Cup Vitalis. Nach anfänglicher Skepsis ist der 1,25 Meter große und 55 Zentimeter dicke Mitarbeiter längst zum engen Freund des Restaurant-Personals geworden, auf den niemand mehr verzichten will. Denn der fast 17 000 Euro teure Service-Roboter nimmt ihnen den unangenehmsten Teil ihrer Arbeit ab: den Transport des schmutzigen Geschirrs in die Spülküche oder ins Kellner-Office. „Cupy ist die neue Attraktion im Restaurant – auch bei unseren Gästen“, bestätigt Hoteldirektor Pascal Muller.
Ohne die Gäste zu behindern
Der Laufroboter aus chinesischer Herstellung kann auf seinen vier Abstellflächen eine Gesamtlast von bis zu 60 Kilogramm transportieren. Auf jeweils kürzestem Weg, geleitet von Sensoren an der Decke des Restaurants , rollt Cupy je nach Bedarf zwischen den acht Service-Stationen im Restaurant sowie dem Kellner-Office und der Spülküche lautlos hin und her. „Wir haben die Wege so festgelegt, dass unsere Gäste möglichst nicht behindert werden“, erklärt Muller. Sollte doch einmal ein Gast dem Roboter im Weg stehen, registriert dessen Gesten-Erkennung das Hindernis und meldet über sein eingebautes Sprachmodul: „Sie stehen im Weg.“ Geht der Gast nicht zur Seite, umrundet ihn der Roboter und rollt dann auf programmiertem Weg weiter.
Den Mitarbeitern Kilometer sparen
Schon vor Monaten hatten Praktikanten der Hotelfachschule in Straßburg in einer Erhebung der Laufwege festgestellt, dass jeder Service-Mitarbeiter pro Schicht zwischen fünf und sieben Kilometer zurücklegt, auch um schmutziges Geschirr in die Spülküche zu bringen. Als Muller kürzlich auf einer Fachmesse den neuen Sammel- und Laufroboter kennenlernte, entschied er sich für dessen Einsatz im Cup Vitalis. „Der Wegfall des Geschirrtransports lässt unserem Personal mehr Zeit für den Service am Gast.“
Keine Pause, keinen Urlaub, nie krank
Der neue Mitarbeiter bietet dem Arbeitgeber noch weitere Vorteile. Muller: „Er kann ganztägig ohne Pause arbeiten, braucht keinen Urlaub und wird niemals krank.“
Obwohl anfangs noch ziemlich skeptisch, war Service-Mitarbeiterin Jennifer Winterstein schon nach wenigen Tagen von ihrem Roboter-Kollegen Cupy begeistert. „Er ist über die Digitalanzeige einfach zu bedienen und entlastet uns alle spürbar. Ich finde ihn ganz super.“ Auch die Gäste freuen sich über die automatische Hilfskraft im Restaurant und machen häufig Fotos vom Roboter. Manche stellen sich Cupy sogar absichtlich in den Weg, um seine Reaktion zu testen. So ist es verständlich, dass beim Personal schon der Wunsch nach einem zweiten Gerät aufkam.
Erfahrung für Hochsaison sammeln
„Wir wollen jetzt erst einmal Erfahrungen sammeln“, bremst Direktor Muller noch etwas. Zunächst will er die Hochsaison abwarten und den Einsatzbedarf prüfen. Zwar könne man sicher einen zweiten Roboter in der Hochsaison brauchen, wenn das Restaurant mit 400 Gästen besetzt ist. Aber die Investition in ein zweites Gerät muss sich auch in der Nebensaison rentieren.
„Vielleicht gibt es aber eine weitere Einsatzmöglichkeit in der Bar“, hat Muller schon überlegt: Ein Roboter könnte die beim Kellner bestellten Getränke zu den Gästen an den Tisch bringen. Aber das ist selbst für den Hoteldirektor momentan nur ein Blick in die Glaskugel.
Auch interessant: