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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Drohen Parks ohne Pflege?
Bad Kissingen hat sich auf die Landesgartenschau beworben. Aber seit 2010 bildet die Kurstadt keine Gärtner mehr aus. Das jetzige Personal ist im Durchschnitt fast 50 Jahre alt. Wie passt das zusammen?
kg-lbo-kurgärtnerei (10)       -  Eine Gärtnerin pflanzt Stiefmütterchen ein. Foto: Archiv: Benedikt Borst
| Eine Gärtnerin pflanzt Stiefmütterchen ein. Foto: Archiv: Benedikt Borst
Johannes Schlereth
 |  aktualisiert: 17.08.2022 06:25 Uhr

Seit dem Jahr 2010 bildet die Stadt keine eigenen Gärtner mehr aus - und das trotz Fachkräftemangels . In einer Sitzung des Finanzausschusses sorgte das bei der DBK-Fraktion für Kritik. Daraufhin reichte Stadtrat Florian Keßler (DBK) einen Antrag im Rathaus ein. Das Ziel: Die Stadt soll wieder Gärtner ausbilden. Wie schlimm steht es wirklich um die Gärtnersituation der Kurstadt?

Bad Kissingen: Hoher Altersdurchschnitt

"Wir haben eine hohe Altersstruktur", sagt er. Der Durchschnitt liegt laut Thomas Hack , der im Rathaus zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit ist, bei 49,88 Jahren. "Mich wundert es, dass die Stadt nicht ausbilden möchte", sagt der Mann von der DBK-Fraktion. Er meint: "Es ist auf jeden Fall Zeit zum Handeln!"

2011/2012 löste die Stadt die Kolonne Garten- und Landschaftsbau auf. "Zum damaligen Zeitpunkt war dies eine notwendige organisatorische Entscheidung, weil in absehbarer Zeit keine Neuanlagen von neuen Arealen und Gebieten vorgesehen war. Damals hat sich alles im Bereich der Grünpflege auf den Unterhalt vorhandener Anlagen konzentriert", sagt Thomas Hack . Und: "Zurzeit existiert deshalb keine qualitative und quantitative Infrastruktur und Ausrüstung, die die Ausbildung von Gärtnerinnen und Gärtnern zulassen würde."

Vorteile eigener Auszubildender

Florian Keßler war einst selbst Azubi im Land- und Gartenbau in Bad Kissingen . "Die Gärtner unter denen ich Auszubildender war, kommen alle ins Rentenalter." Er sieht eine Gefahr: "Es kann passieren, dass die Stadt wegen des hohen Alters externe Gärtner engagieren muss." Mehrkosten wären laut ihm die Folge. Und: "Man hat keine Kontrolle mehr darüber, dass die Arbeiten alle ordentlich ausgeführt sind."

Das Schreckens-Szenario, dass es in einigen Jahren keine eigenen städtischen Gärtner mehr gibt, hält Thomas Hack für unwahrscheinlich. "Die Stadt ist in diesem Bereich ausreichend besetzt; wenn Stellen frei werden würden, so würden diese über den Arbeitsmarkt bedient werden können." Derzeit seien 24 Mitarbeiter der Stadt in Sachen Grünpflege unterwegs. Auf sie kommen laut Thomas Hack etwa 135 Hektar Flächen.

Staatsbad und Stadt teilen sich die Flächen

Davon ausgenommen sind circa 85 Hektar Wald- und Parkflächen, zu denen unter anderem der Luitpoldpark, der Kurgarten, der Rosengarten, die Lindesmühlpromenade, der Altenberg und die Salinenpromenade bis zum Gradierwerk gehören. Hier ist die bayerische Staatsbad GbmH zugange. Gleiches gilt für einzelne Denkmäler und Liegenschaften, darunter die Grünflächen der Burgruine Botenlauben sowie 125 Kilometer Wald- und Wanderwege. Laut Ines Hartmann, die bei der bayerischen Staatsbad Bad Kissingen GmbH für die Pressearbeit zuständig ist, sind in der Gärtnerei 18 Mitarbeiter angestellt, die in Teil- und Vollzeit tätig sind. "Zudem werden Saisonkräfte und Mitarbeiter des Freistaats Bayern eingesetzt sowie gewisse Arbeiten extern vergeben." Das Unternehmen hat derzeit eine Auszubildende in Bad Kissingen .

Andere Städte bilden selbst aus

Davon, dass die Ausbildung vor Ort wichtig ist, ist Florian Keßler überzeugt. Er ist beruflich bei der Stadt Schweinfurt im Servicebetrieb Bau und Stadtgrün tätig. "Wir bilden dort - auch wegen des Fachkräftemangels - jedes Jahr aus und setzen sehr viel auf die Ausbildung." Das wurde mittlerweile sogar mehrfach vom Freistaat Bayern mit dem Staatsehrenpreis honoriert.

Aus dem Rathaus in Bad Kissingen heißt es, dass eine Ausbildung "nicht mehr diesen politischen Stellenwert hat wie noch vor einigen Jahren." Mittlerweile finde jeder Schulabgänger einen adäquaten Ausbildungsplatz. "Das war vor einigen Jahren nicht so. Da musste die öffentliche Hand oft Schützenhilfe leisten. Mittlerweile ist das Angebot an Ausbildungsplätzen größer als die Nachfrage."

Perspektiven bei der Stadt

Das sieht Florian Keßler anders: "Ich merke es in meinem Beruf ja selbst. Die Bewerbungen gehen leicht zurück, aber die Stellenangebote gehen auch stark zurück. Und wenn ich kein eigenes Personal ausbilde dann wird es schwer in der Zukunft." Darüber, dass es einen Mangel an Fachkräften gibt, sind die Stadt und er sich einig. Nicht aber darin, dass fertig ausgebildete Gärtner zwangsläufig bei der Kommune angestellt bleiben.

Der DBK-Mann sagt: "Vor Ort können sich Gärtner auch weiterbilden. Etwa zum Baumkontrolleur, Spielplatzkontrolleur." Er konstatiert: "Es gibt Möglichkeiten die Leute zu halten." Über die städtische Ausbildung böte sich die Möglichkeit, eine qualitative Nachfolge im Land- und Gartenbau zu erhalten. Qualitative Ausbilder seien vorhanden. Und der Dienst im Namen der Stadt bietet weitere Vorteile: "Arbeit bei der Kommune ist ein sicherer Arbeitsplatz, die meisten Landschaftsbauer stellen im Winter aus - die Kommune nicht."

DBK pocht auf Ausbildung

Mit Hinblick auf die Bewerbung für die Landesgartenschau erhofft sich Florian Keßler, dass Gärtner wieder ausgebildet werden. Möglicherweise auch in Kooperation mit der Staatsbad GmbH. Im Antrag pocht er auf einen schnellen Ausbildungsbeginn im Jahr 2023. "Es braucht eine gewisse Vorlaufzeit." Entspannter sieht das die Stadt : "Im Zusammenhang mit der Bewerbung zur Gartenschau , die erst in circa zehn Jahren stattfinden wird, wird auch über das Thema Ausbildung von Gärtnern diskutiert werden." Und: "Der zeitliche Vorlauf reicht aus, um sich hier gegebenenfalls neu aufzustellen."

 
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