Dass die König-Pilsener-Stube in der Theresienstraße ausgerechnet in ihrem 50. Jahr für immer geschlossen wird, damit wollen sich Thomas (Tom) Schulze, Peter Kohlhepp und Detlev Winterstein nicht so einfach abfinden. Schließlich kommen sie seit Jahren in die kleine Sportkneipe, um dort in geselliger Runde Fußballübertragungen zu schauen. "Wir sind alte Stammgäste in der Köpi und durch und durch Fußball-Fans. Da haben wir uns gesagt, wir machen das jetzt", sagt Tom Schulze.
Seit 1951 gibt es die Köpi-Stube. Die vergangenen Jahre haben Ingrid und Jens Güldener sie erfolgreich geführt. 2019 übergab das Paar das Lokal dann an eine neue Pächterin, die jedoch in der Corona-Krise in Nöte gekommen zu sein scheint. "Ungefähr seit Juni ist die Kneipe geschlossen", sagt Kohlhepp. Etwas blauäugig, aber mit umso mehr Enthusiasmus, haben die drei Freunde daraufhin beschlossen, ihre Stamm-Kneipe zu retten. "Es ist uns eine Herzensangelegenheit, dass die Köpi-Stube als Sportsbar fortgeführt wird", meint Tom Schulze. Peter Kohlhepp merkt murrend an: "Es gibt davon ja sonst nicht viele in Bad Kissingen ."
Der Renter, der Koch, der Unternehmer
Tom Schulze (66, der Gladbach-Fan) hat das Berufsleben eigentlich schon hinter sich. Bis vor einigen Jahren hat er als Redakteur im Lokalsport bei der Saale-Zeitung gearbeitet. Peter Kohlhepp (66, der FC-Bayern-Fan) wiederum befindet sich noch nicht im Ruhestand, sondern ist Geschäftsführer der Kohlhepp Logistik GmbH. Detlev Winterstein (51, der Schalke-Fan ) schließlich ist gelernter Koch; vor Jahren war er für die Küche im Bratwurstglöckle zuständig und er führte das Münchner Kindl in der Grabengasse. Zwischenzeitlich hat es ihn beruflich nach Augsburg verschlagen, in der Pandemie musste er der Gastronomie den Rücken kehren. Aktuell ist er als Vertriebsleiter bei der Spedition von Peter Kohlhepp angestellt. "Ich war auch ein Corona-Opfer . Peter hat mich aus der Kurzarbeit herausgeholt", erzählt er. Detlev Winterstein wird sich um das gastronomisch Fachliche in der Köpi-Stube kümmern, auch wenn es keine warme Küche geben wird.
Die drei Männer sind seit vielen Jahren miteinander befreundet. Der Traum von der eigenen Kneipe ist für sie ein Experiment, in das sie viel Geld investieren - an dem sie letztlich aber nicht mit ihrer Existenz hängen. Sie sehen sich nicht als hauptberufliche Wirte, sondern die Kneipe als professionelles Hobby. Die Rettung der Köpi-Stube sei nur als Freundschaftsprojekt möglich. "Der große Vorteil ist, dass man kein Vertrauen mehr aufbauen muss. Der eine sagt etwas und die anderen glauben es", meint der erfahrene Unternehmer Peter Kohlhepp. Er betont: "Alleine hätte es keiner von uns gemacht, auch zu zweit nicht." Die Arbeit wäre sonst nicht zu schaffen gewesen. Aber zu dritt und mit einem achtköpfigen Team an Mitarbeitern - auch aus dem familiären Umfeld - trauen sie sich den Betrieb zu. "Unser Bauchgefühl ist gut. Wir haben viel positives Feedback bekommen", sagt Detlev Winterstein.
An der Eröffnung am Mittwoch, 17. November, haben die drei unter Hochdruck gearbeitet. Im September trafen sie die Entscheidung, die Kneipe zu retten. Seitdem mussten sie eine Betriebsgesellschaft gründen, die PeDeTo Gastroservice GmbH, sich beim Handelsregister eintragen, sich um Konzessionen und Lieferverträge kümmern sowie neue Technik fürs Lokal anschaffen.
Das alles ist erledigt und die Köpi-Stube für die Neueröffnung bereit. Sie wollen die Kneipe täglich öffnen, abends mit Open End. Dass die Corona-Regeln zuletzt verschärft wurden, macht ihnen nichts aus, sie haben ohnehin mit 2G geplant. "Es soll alles klar und nachvollziehbar sein. Unsere Gäste und wir sollen sicher sein", sagt Tom Schulze. Große Erwartungen haben sie keine. "Wir sind alle drei sehr kommunikativ und gerne unter Menschen. Wir wollen, dass unsere Gäste eine gute Zeit haben", sagt Peter Kohlhepp. Genauso wie sie, als sie noch als Gäste und nicht als Wirte in der Köpi-Stube eingekehrt sind.