
Nazi-Deutschland, der Zweite Weltkrieg und das, was seinem Vater in dieser Zeit widerfahren ist, haben das gesamte Leben und Wirken von Michael Peter geprägt.
Etlichen Schüler-Generationen am Jack-Steinberger-Gymnasium ist Doktor Peter als „Mister Europa“ oder „Dope“ ein Begriff. Er hat von 1975 bis 2008 den „Europäischen Wettbewerb“ – einen deutschlandweiten Schülerwettbewerb zu Europa – an der Schule betreut und etliche Schülerfahrten innerhalb Europas organisiert. Der 79-Jährige ist 1963 der Europa-Union beigetreten, war viele Jahre Kreisvorsitzender in Bad Kissingen und ist weiterhin Ehrenvorsitzender der Europa-Union. Ein Leben für Europa und demokratische Werte.
Vater Teil der bekennenden Kirche
Warum ist das so? Michael Peter kam 1944 in der Nähe von Koblenz in Rheinland-Pfalz auf die Welt. „Mein Vater war evangelischer Pfarrer in der Nähe von Sankt Goarshausen. Er hat Predigten gehalten, in denen er Hitler kritisiert hat“, erzählt er. Der Vater war Teil der bekennenden Kirche und bewegte sich im Umfeld der Niemöller-Gruppierung.
Die kritische Haltung habe er teuer bezahlt. „Er wurde von Spitzeln beobachtet und denunziert“, erzählt Michael Peter . Schließlich haben die Nazis ihn in die Wehrmacht eingezogen und an die Front geschickt. Der Vater musste sowohl beim Frankreich-, als auch beim Russland-Feldzug kämpfen. „Er ist todkrank zurückgekommen und 1946 gestorben“, sagt „Dope“.
Von der NS-Zeit zur Demokratie
Der frühe Tod des Vaters war einschneidend. „So etwas, wie mir passiert ist, dass ich meinen Vater im Alter von zwei Jahren durch einen sinnlosen Krieg verliere, will ich nicht, dass anderen Kindern und Jugendlichen auch zustößt“, sagt er. 1954 zog die Familie nach Bad Kissingen , Michael Peter besuchte das Gymnasium und erlebte eine glückliche Schulzeit. Besonderes Interesse hatte er an den Fächern Geschichte und Politik. „Ich hatte viele Lehrer, die mir die demokratischen Werte vorgelebt haben“, erinnert er sich.
Michael Peter erlebte die Aufbauphase unter Kanzler Konrad Adenauer mit, den Aufstieg Deutschlands zur europäischen Wirtschaftsmacht, „den Sieg der demokratischen Idee und die erfolgreiche Abkehr von der Nazi-Zeit . Ich habe den demokratischen Neubeginn der BRD erlebt“, sagt Michael Peter .
Demokratisches Europa
Demokratie und Europa gehören für ihn untrennbar zusammen. „Ich könnte mir kein anderes Europa vorstellen, als ein demokratisches, in dem wichtige Werte wie das Grundgesetz gelten“, betont er. Im Unterricht sei es ihm daher immer ein Anliegen gewesen, bei seinen Schülern ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie wichtig ein solidarisches und geeintes Europa ist.
Seit Gründung der Bundesrepublik habe sich die Demokratie stabil entwickelt, radikale politische Parteien von links und rechts hat er lange Zeit nicht als Bedrohung für das System wahrgenommen. „Das hat sich leider in den letzten Jahren geändert“, meint Michael Peter mit Blick auf den Aufstieg der AfD . Die Partei nutze die Krisen des 21. Jahrhunderts wie Finanz- und Wirtschaftskrise, Pandemie und Energiekrise , die Flüchtlingsbewegungen für ihre demokratiefeindlichen Parolen und „brutalen, populistischen Strategien“. Die AfD verfälsche bewusst die Tatsachen, schaffe neue Feindbilder und verfolge offen undemokratische Ziele.
AfD spaltet tolerante Gesellschaft
Der bekennende Europäer ist sich sicher: „Das hat verheerende Folgen!“ Er glaube zwar nicht, dass die Partei gegenwärtig die Demokratie unterwandern könne, aber: Die nationalistische, antieuropäische Haltung gefährde die europäische Idee und damit das Ergebnis von mehr als 70 Jahren diplomatischer Arbeit. In Deutschland spalte sie die Gesellschaft, und errichte neue Gräben und Barrieren, „die die Zukunft eines multikulturellen und toleranten Miteinanders der Menschen bedrohen“, so der Ehrenvorsitzende der Europa-Union Bad Kissingen .
Bei der bevorstehenden Landtagswahl befürchtet er, dass die rechte Partei kräftig an Stimmen zulegt. Es sei wichtig, dass die etablierten, demokratischen Kräfte nicht mit der AfD zusammenarbeiten. „Gerade Deutschland als Exportnation, das auf die europäische Solidarität angewiesen ist, sollte der AfD keine Tür zur Macht öffnen“, findet er. Demokratie, Europa und Frieden müssen politisch an oberster Stelle stehen – damit nie wieder Kinder ihre Väter in sinnlosen Kriegen verlieren.
Europa-Wettbewerb
Festschrift: Michael Peter hat als Lehrer am Jack Steinberger Gymnasium über Jahrzehnte Schüler bei der Teilnahme am „Europäischen Wettbewerb“ begleitet. Aktuell arbeitet er an einer Festschrift, in der er preisgekrönte Arbeiten aus den Jahren von 1997 bis 2020 zusammenfasst. Außerdem gibt es einen Bildteil, in dem Preisträger-Reisen in die Zentren Europas dokumentiert werden.