
Der Weg für das umstrittene Wohnquartier am Bahnhof ist frei: Die Stadtverwaltung hat den Bau des Prinzregentenparks genehmigt. Geht es nach den Investoren um Niko Rotschedl und 2. Bürgermeister Anton Schick , dann sollen im Sommer kommenden Jahres die Bauarbeiten beginnen. „Wir freuen uns. Wir haben den nächsten wichtigen Meilenstein geschafft“, kommentiert Rotschedl. Bauamtsleiterin Christine Schwind informierte am Mittwoch im Bauausschuss über die Genehmigung.
70 Millionen Euro Projektvolumen
„Wir sind gerade dabei, die Baukosten zu ermitteln und führen Gespräche mit verschiedenen Unternehmen“, berichtet Rotschedl den aktuellen Projektstand. Aktuell gehen die Investoren von einem Investitionsvolumen von 60 bis 70 Millionen Euro aus. 2024 sollen dann vor allem vorbereitende Arbeiten laufen: Es wird mit der Erschließung des Geländes begonnen, also dem Verlegen von Kanälen, Strom-, Wasser- und Telekommunikationsleitungen. „Das Gelände wird von uns komplett erschlossen“, sagt er.
Zudem starten die ökologischen Kompensationen, unter anderem die Renaturierung des Embachs sowie die Aufforstung eines Grundstücks in Ebenhausen. Die große Aufforstung in Garitz (Arboretum am Katzengrund) ist laut Rotschedl an den eigentlichen Baustart gekoppelt.
Nahwärme versorgt das Quartier
Beim Prinzregentenpark soll ein nachhaltiges Energiekonzept umgesetzt werden. Im ehemaligen Güterbahnhof ist im Keller eine Heizungsanlage geplant, die das gesamte Quartier über ein Nahwärmenetz beheizen soll. „Eigentlich war Biogas und Hackschnitzel in Verbindung mit Photovoltaik angedacht“, sagt Rotschedl. Aufgrund der aktuell unklaren gesetzlichen Ausgangs- sowie Förderlage soll hier allerdings im kommenden Jahr noch einmal geprüft werden, welche Technik sinnvoll ist.
Ansonsten soll in Kürze die Vermarktung der 159 Wohnungen anlaufen. „Ziel ist es, dass wir im Februar oder März mit der Ansprache potenzieller Käufer beginnen“, sagt Rotschedl. Trotz schwieriger Marktlage bei Immobilien wegen gestiegener Zinsen und hoher Baukosten gebe es bereits jetzt Interessenten. „Wir sind guter Dinge, dass wir mit dem Produkt, der Qualität und dem Standort Bad Kissingen ein Käuferklientel bekommen“, sagt der Investor . Die Projektgruppe wolle Käufern zudem zinsverbilligte Darlehen bieten. „Wir wollen auch den gewerblichen Teil schnell realisieren“, berichtet er. Hier laufen bereits Gespräche mit Interessenten für die Büro- und Geschäftsflächen.
Investoren: „Kein Luxuswohnen“
Der eigentliche Baustart für die elf Neubauten ist von der Kostenkalkulation und der Vorabvermarktung abhängig. Läuft die Vermarktung schleppend, kann es sein, dass sich der Baustart verzögert. „Es macht wirtschaftlich keinen Sinn, einfach los zubauen“, erklärt Rotschedl. Es sei wichtig, Wohnungen mit hoher Qualität zu liefern, die auch in vier Jahrzehnten noch gut dastehen.
Die Investoren wehren sich gegen den Begriff Luxuswohnen, auch wenn der Prinzregentenpark sich an eine wohlhabendere Käuferschicht richtet. Hohe Bau- und Baunebenkosten, gestiegene technische Anforderungen, Ausgaben für Naturschutz und Erschließung schlagen sich im Preis nieder. „Die Kosten sind sehr hoch. Das sind Immobilienpreise, an die man sich gewöhnen muss. Viel billiger lässt sich nicht mehr bauen“, sagt er. Mit 4500 Euro pro Quadratmeter liegt der Kaufpreis – im Vergleich zu heutigen Zahlen – am oberen Ende der Preisspanne.
Der Prinzregentenpark in Zahlen und Daten
Projekt: Zwischen Bahnhof und Ostring sollen elf Neubauten mit bis zu 19 Metern Höhe entstehen und auch der ehemalige Güterbahnhof soll saniert werden. Das Quartier bietet Platz für 159 Wohnungen, Büros sowie Geschäfte zur Quartiersversorgung. Es ist eine Tiefgarage mit 177 Stellplätzen vorgesehen. Die Investoren rechnen mit Gesamtkosten von 60 bis 70 Millionen Euro. Die naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen kosten 600.000 Euro. Im Verkauf soll eine Wohnung etwa 4500 Euro pro Quadratmeter kosten. Aktuell liegen die Quadratmeterpreise für Eigentumswohnungen im Neubau in Bad Kissingen nach Bankenangaben bei 3000 bis 4600 Euro.
Kritik: 2021 wurden die Pläne für das Quartier bekannt. Anwohner befürchten eine steigende Verkehrsbelastung, Kritik gab es zudem an der massiven Bebauung, die in ein Biotop eingreife und das Gesicht des Bahnhofsviertels am Rand der Welterbezone beeinträchtige. Sorge gab es zudem wegen etwaiger Munitionsfunde aus dem Weltkrieg auf dem Areal. Die Investoren müssen zur Kompensation mehr als 200 Bäume neu pflanzen und 11.000 Quadratmeter am Emsbach renaturieren. Das Vorhaben ist zudem mit Unesco-Experten abgestimmt. Bei Bodensondierungen wurden keine Überreste aus dem Weltkrieg und Bodenverunreinigungen gefunden.
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