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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Logistiker auf Fahrersuche im Ausland
Der Fachkräftemangel beschäftigt alle Branchen. Welche Wege Unternehmen inzwischen gehen und warum das den Logistiker Kohlhepp bis in den Balkan führt.
Um den Bedarf  an Berufskraftfahrern zu decken, rekrutiert der Kissinger Logistiker Kohlhepp sein Personal direkt in Kroatien und Serbien.       -  Um den Bedarf  an Berufskraftfahrern zu decken, rekrutiert der Kissinger Logistiker Kohlhepp sein Personal direkt in Kroatien und Serbien.
Foto: Martina Kohlhepp | Um den Bedarf an Berufskraftfahrern zu decken, rekrutiert der Kissinger Logistiker Kohlhepp sein Personal direkt in Kroatien und Serbien.
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 26.08.2024 13:05 Uhr

Wenn Logistiker Peter Kohlhepp darüber spricht, wie er Berufskraftfahrer für sein Unternehmen gewinnt, dann benutzt er das Wort rekrutieren. Und genau das ist es auch. Der Arbeitsmarkt an Lkw-Fahrern ist in Deutschland seit Jahren leergefegt, ohne Personal aus Südosteuropa geht nichts. Seit 2018 wirbt er neue Mitarbeiter direkt in den Ländern – in Kroatien und Serbien, demnächst auch in Polen – an. Mehr als 40 Personen konnte er seitdem so rekrutieren. „Das läuft sehr erfolgreich“, sagt er. So gut, dass er inzwischen schon andere Firmen mit Personal unterstützt – unter anderem den Kreisomnibusbetrieb (KOB) des Landkreises.

Bewerbercheck im Herkunftsland

Für das Traditionsunternehmen aus Bad Kissingen bedeutet das einigen Aufwand. Eine Partnerfirma hilft vor Ort bei der Vermittlung. Bevor die Bewerber jedoch einen Arbeitsvertrag erhalten, werden sie von eigenen Mitarbeitern in den jeweiligen Ländern auf ihre Eignung geprüft.

Ein Fahrlehrer testet Können und Wissen als Kraftfahrer, ein anderer die Fremdsprachenkenntnisse. Mindestens Englisch müssen die Fahrer beherrschen, besser Englisch und Deutsch . „Wir haben inzwischen viele Erfahrungswerte, wie wir an die Personen herankommen. Wir sind in der Tiefe sehr gut unterwegs“, sagt Kohlhepp.

Hilfe bei Behördengängen

Die Logistikfirma hat die Abläufe professionalisiert. Seine Firma unterstützt bei den nötigen Behördengängen, um in Deutschland arbeiten zu dürfen, sei es Ausländerbehörde, Arbeitsamt oder Visumsbeschaffung über die Botschaft. In Deutschland werden die neuen Fahrer eng betreut. „Du musst die Leute an der Hand nehmen“, erklärt Kohlhepp.

Sonst sind sie schnell wieder weg und der Aufwand war umsonst. Sie haben die Möglichkeit, Firmenwohnungen zu mieten, bekommen ein Gehalt, das ein Vielfaches über dem in ihren Heimatländern liegt, werden weiterqualifiziert, und bekommen spezielle Arbeitszeitmodelle, die es ihnen ermöglichen, ihre Familie zu Hause länger am Stück zu besuchen. „Die Zeiten, wo man die Leute geholt hat und sie haben sich mit allem hier verwurzelt, sind vorbei“, sagt der Unternehmer.

Mitarbeiter Benefits sind nicht alles

„Die Anstrengungen, die Unternehmen machen, um gutes Personal zu finden, sind exorbitant gestiegen“, sagt Alexander Hahn , Kreissprecher der Wirtschaftsjunioren Bad Kissingen . Im Kampf um Auszubildende und Fachkräfte setzen viele Arbeitgeber auf Mitarbeiterbenefits – also Anreize, wie Diensthandys und -autos, Jobräder, Obstkörbe und Getränke am Arbeitsplatz, ein Zuschuss für den Besuch im Fitnessstudio und mehr. „Die Masse an Benefits lässt sich gar nicht mehr überblicken“, sagt er. Solche Benefit-Systeme seien zwar gut, funktionieren aber nur bis zu einem gewissen Grad.

Benefits seien vor allem ein kurzfristiger Anreiz, um sich zu entscheiden – um die Mitarbeiter länger an sich zu binden, muss in dem Unternehmen das Gesamtbild stimmig sein. „Wenn es nicht passt, ziehen gerade die Jungen weiter und sie kommunizieren auch warum. Das beste Marketing sind zufriedene Mitarbeiter“, meint Hahn.

Work-Life-Balance

Das Gehalt spiele natürlich eine Rolle, wobei es der jungen Generation nicht mehr auf den letzten Euro ankomme. Eine gute Work-Life-Balance mit ausreichend Freizeit statt Überstunden ist zunehmend gefragt. Modelle wie Vier-Tage-Wochen bei vollem Lohnausgleich sind hier attraktiv. Darüber hinaus sind flache Hierarchien im Betrieb wichtig und eine klare Struktur: Es muss klar sein, welche Aufstiegschancen es gibt, welche Aus- und Fortbildungen infrage kommen. „Dabei möchten sie von den Firmen unterstützt werden“, sagt Hahn.

Jobmesse in der Wandelhalle

Führungs- und Fachkräfte sowie Auszubildende an Unternehmen zu vermitteln – darum geht es auch bei der Jobmesse, die die Wirtschaftsjunioren im Herbst zum dritten Mal organisieren. 51 Aussteller haben sich diesmal angemeldet – von Handwerk und Baugewerbe über Gesundheit und Pflege bis zum Bürojob. Kleinunternehmen sind genauso vertreten wie große Kliniken, Baufirmen und Labore mit mehreren hundert Mitarbeitern. „Die Branchenvielfalt ist so groß wie nie“, sagt Messeleiter Sebastian Bünner.

Mit Azubi-Checkpoint

Der Großteil der Firmen hat seinen Sitz im Landkreis Bad Kissingen , teilweise auch im Rhön-Grabfeld. Firmen aus Schweinfurt – etwa aus der Industrie – finden sich nicht. „Ziel ist es, den Landkreis Bad Kissingen mit Fachkräften zu stärken. Schweinfurt ist da raus, in den Raum verlieren wir ohnehin genug Pendler“, erklärt Bünner, der hauptberuflich als Wirtschaftsförderer für die Stadt Bad Kissingen arbeitet. Die Tätigkeit als Messeleiter für die Wirtschaftsjunioren ist ehrenamtlich.

Alexander Hahn (von links) , Sebastian Bünner und Lea Köllmer von den Wirtschaftsjunioren organisieren die Jobmesse.       -  Alexander Hahn (von links) , Sebastian Bünner und Lea Köllmer von den Wirtschaftsjunioren organisieren die Jobmesse.
Foto: Benedikt Borst | Alexander Hahn (von links) , Sebastian Bünner und Lea Köllmer von den Wirtschaftsjunioren organisieren die Jobmesse.

Die Messe habe sich sowohl bei Besuchern, als auch Unternehmen etabliert. Für die Firmen ist die Möglichkeit, Bewerber direkt und auf Augenhöhe anzusprechen, enorm wichtig für die Personalakquise. „Wir stellen fest, dass die Unternehmen immer professioneller agieren. Selbst kleine Betriebe schaffen sich eigene Messestände an, um sich schick zu präsentieren“, sagt Bünner.

Bewerbungscheck

Bisher hat sich die Jobmesse vor allem auf die Zielgruppe der Fach- und Führungskräfte konzentriert. In diesem Jahr sind auf Wunsch der Unternehmen auch spezielle Angebote für Auszubildende angedacht. „Wir wollen das Thema mit aufnehmen, weil sie die Fachkräfte von morgen sind“, kommentiert der Messeleiter. Es wird einen Azubi-Checkpoint geben, mit Beratungsgesprächen durch die Wirtschaftsjunioren sowie Bewerbungscheck. Außerdem ist eine Job-Wall geplant, an der Unternehmen auf freie Stellen aufmerksam machen können.

Zwei organisatorische Neuerungen gibt es in diesem Jahr: Die Messebroschüre wird es ausschließlich digital und nicht mehr gedruckt verfügbar sein. Die Video-Reihe „Alex fragt nach“, in der Aussteller vorgestellt werden, wird in diesem Jahr professionell produziert, ist deshalb für die Unternehmen kostenpflichtig und auf eine kleinere Videoanzahl beschränkt.

Jobmesse 2023

Termin: Die dritte Jobmesse der Wirtschaftsjunioren findet statt am 14. Oktober, von 10 bis 16 Uhr in der Wandelhalle Bad Kissingen . Der Messeeintritt ist kostenfrei.

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