
Den Rossini-Saal im Arkadenbau kennen alle – wenn auch nur vom Namen. Den Komponisten Gioachino Antonio Rossini mindestens die Musik- und Kulturinteressierten. Den Grund, warum der italienische Komponist 1856 in Bad Kissingen war, kennen wohl die wenigsten – haben sie nicht das Interview mit Kissinger-Sommer-Intendant Alexander Steinbeis aufmerksam gelesen: Er war hier zur Kur wegen seines Trippers (medizinisch: Gonorrhö ).
Beschwerden wegen der Gonorrhö
Am 24. Juli wird Schauspieler, Hörspiel- und Hörbuchsprecher Ulrich Noethen im Rahmen des Kissinger Sommers nach Bad Kissingen kommen und aus seinen Briefen lesen. Was man schon jetzt zu Rossini sagen kann: Leicht hatte er es nicht.
Der Komponist hatte einige Leiden, darunter Unterleibsbeschwerden, Bronchitis und Herzschwäche. Viele gehen auf die Geschlechtserkrankung Tripper zurück, die er sich in jungen Jahren geholt hatte.
In Bad Kissingen zur Kur
Um Linderung von seinen Schmerzen zu finden, war Rossini öfters in Kuraufenthalten. Wie sich aus Literatur über den Komponisten herausliest, war Rossini im Jahr 1856 vier Wochen in Bad Kissingen zur Kur.
Hier trank er das eisenhaltige Wasser und suchte Linderung seiner Gonorrhö , weiß auch Kissinger-Sommer-Intendant Alexander Steinbeis. Geheilt worden sei der dabei nicht, aber er habe nach seinen Kuraufenthalten die Lust am Komponieren wiedergefunden.
Gonokokken nach Rossinis Tod entdeckt
Tatsächlich ist der bakterielle Erreger dieser Krankheit, die Gonokokken , erst 1879 entdeckt worden – also elf Jahre nach seinem Tod. Auch heute noch gibt es die Geschlechtskrankheit Gonorrhö .
Dr. Hamdan Alhussein, Frauenarzt im Helios St. Elisabeth-Krankenhaus weiß: „Der Tripper ist die dritthäufigste sexuell übertragbare Infektion weltweit.“ Die Bakterien befallen typischerweise die Schleimhäute von Harnröhre, Gebärmutterhals, Enddarm und Rachen, in seltenen Fällen auch die Augenbindehaut.
„Ein Tripper ist sehr leicht übertragbar beim Vaginal-, Anal- oder auch beim Oralverkehr. Ebenso können die Bakterien bei einer Geburt von der Mutter, über die Schleimhaut, auf das Baby übertragen werden.“ Aber er betont: Entgegen der Angst einiger ist eine Ansteckung über den Toilettensitz nicht möglich. Kondome beim Vaginal- und Analverkehr vermindern das Risiko einer Übertragung erheblich, so der Gynäkologe .
Symptome des Trippers
Jedoch sein es für sexuell aktive Menschen nicht nötig, sich regelmäßig zu testen. „Nur, wenn man Symptome hat“, so der Arzt. Diese sind übel riechender Ausfluss aus der Harnröhre oder Vagina, Juckreiz, Rötungen und Schwellungen, bis hin zu Schmerzen beim Wasserlassen.
Zu unterscheiden von einer Blasenentzündung sei die Krankheit höchstens in Bezug auf den Ausfluss. Der Arzt rät jedoch, den Haus- oder Frauenarzt aufzusuchen, wenn ein Verdacht besteht. Diese können die Gonokokken durch einen Abstrich oder einen Urintest feststellen.
Heutzutage keine schweren Verläufe mehr
Normalerweise kommt es heutzutage nicht zu einem schweren Verlauf: „Aus meiner Erfahrung zeigt sich: Frauen kennen ihren Körper sehr gut und bemerken, wenn etwas nicht stimmt.“ Ein Tripper kann heute gut mit Antibiotika behandelt werden.
„Je früher er bemerkt und dann behandelt wird, umso besser ist es für den Heilungserfolg“, so Alhussein. In seiner Praxis hat der Arzt daher selten schwere Fälle.
Einen Rat hat der Gynäkologe außerdem: „Wenn der Partner oder die Partnerin das bekommen sollte, sollte man ohne Symptome nicht auch einfach Antibiotika nehmen. Diese zerstören nämlich auch den natürlichen Schutz des Körpers.“
Kissinger Sommer: Rossinis Briefe

Ulrich Noethen wird am 24. Juni im Anschluss an ein Konzert mit dem WDR-Sinfonieorchester aus Briefen von Gioachino Rossini lesen.
Die Lesung ist einzeln oder mit Konzertticket buchbar. Weitere Infos unter kissingersommer.de .
Lesen Sie auch: