Wer das alte Gradierwerk noch einmal besuchen und als Freiluftinhalatorium nutzen möchte, sollte sich beeilen. Ab Montag, 9. September, ist dies nicht mehr möglich, da der angekündigte Rückbau beginnt. Wie das Staatliche Bauamt Schweinfurt in einer Pressemitteilung schreibt, wird der Gradierbau an der Unteren Saline am Montag stillgelegt. Der Abriss des 1993/1994 errichteten, in die Jahre gekommenen Bauwerks startet am 16. September.
Bereits am Montag beginnen vorbereitende Arbeiten, um den Nordflügel vollständig abbauen zu können. Der Baustellenbereich muss abgesperrt werden, weshalb der angrenzende Fahrradweg bis zur Fertigstellung des neuen Gradierbaus gesperrt bleibt. Eine Umleitung für den Radverkehr wird über die Salinepromenade ausgeschildert - und zwar ab der Zufahrt Salinenstraße sowie vom Parkplatz am Gradierbau, wie das Straßenbauamt mitteilt.
Rückbau bis Dezember 2024
Der Rückbau soll bis Dezember dieses Jahres abgeschlossen sein. Erst danach könne untersucht werden, ob die vorhandenen Fundamente saniert oder ebenfalls ersetzt werden müssen. „Nach Abschluss der notwendigen Fundamentarbeiten erfolgt ab September 2025 bis August 2026 der Neubau“, heißt es in der Pressemitteilung.
Der Abriss des Nordflügels sei notwendig, da im Rahmen von Sicherheitsbegehungen festgestellt wurde, dass die verzinkten und beschichteten Stahlverbindungen des Nordflügels nach 30 Jahren durch den hohen Chloridgehalt der Sole stark beschädigt sind. „Die Standsicherheit kann aktuell nur durch Notmaßnahmen gewährleistet werden.“
Kein Denkmalschutz für die Anlage
Der hölzerne Wasserturm bleibt bestehen und bildet weiterhin den südlichen Abschluss der Anlage. Weder der Turm noch der Nordflügel stehen unter Denkmalschutz, da sie nicht aus der ursprünglichen Bauzeit stammen. Der Nordflügel wurde 1993 neu gebaut, und auch der Wasserturm musste einige Jahre später ersetzt werden. Die verbliebenen Fundamente im Süden erinnern an den Südflügel, der einem Orkan zum Opfer fiel.
Laut einer Machbarkeitsstudie sei ein Ersatzneubau sinnvoller als eine Sanierung der Stahlverbindungen, erklärte Holger Richterstetter vom Staatlichen Bauamt den Stadträten in Bad Kissingen im Juli.
Aus den bisherigen Erfahrungen lernend, werde beim Neubau auf Stahl und Edelstahl verzichtet, insbesondere dort, wo das Metall mit der Sole in Berührung kommt. Stattdessen setzt das Bauamt auf traditionelle Handwerkskunst und Holzkonstruktionen, da am Holz keine nennenswerten Schäden festgestellt wurden. Dadurch könnte die Nutzungsdauer voraussichtlich verdoppelt werden.
Besucherfreundlicher mit mehr Sitz- und Liegeflächen
Optisch werde sich das Gebäude verändern: Wie bei den Vorgängerbauten sollen wieder Außenstreben verwendet werden, außerdem wird das Bauwerk um ein Geschoss niedriger. Geplant sei ein barrierefreier Zugang über eine Rampe sowie deutlich mehr Sitz- und Liegeflächen entlang des Rundgangs. Außerhalb sollen zwischen den neuen Außenstützen begrünte und teilweise überdachte Sitzbereiche entstehen.
Laut einer ersten Kostenschätzung wurde für das gesamte Bauprojekt ein Budget von knapp drei Millionen Euro vom Freistaat festgelegt. Die genauen Kosten können jedoch erst ermittelt werden, wenn nach dem Abriss des Altbaus klar ist, ob das bestehende Fundament für den Neubau verwendet werden kann.
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Nun wird er, der alte Gradierbau, dieser Tage abgerissen, was ich wegen des allgemeinen sehr schlechten Zustandes auch voll nachvollziehen kann. Allerdings, ist das dort neu entstehende Gradierwerk mit 30m Länge und 15m Höhe ein Witz und ein Blamage für die Welterbestadt Bad Kissingen und den Kissinger Bürgern.
Besonders verstörend sind die Aussagen von Herrn Christian Rast (Immobilien Freistaat Bayern Zentrum Staatsbäder) in Bad Steben, der Einblicke auf den Bau gibt. Seine Aussage im Bericht der Main Post: Ein Bau in früherer Größe sei derweil kaum zu verwirklichen, denn der weitaus überwiegende Anteil der Grundstücke, befindet sich in Privatbesitz und entziehe sich damit der Verwendungsmöglichkeit durch den Freistaat Bayern. Wo bitte ist hier Privatbesitz? Die vorhandenen, ehemaligen 140m gehören auf Nachfrage zum Freistaat.
Ich hoffe, dass alle Verantwortlichen der Stadt und Stadträte, die dem Abriss des alten Gradierbaues und dieser Grundstück- Falschaussage auch noch zugestimmt haben, vor Scham in Grund und Boden versinken.
Was nun unter der Aufsicht von Herrn Rast gebaut wird, bringt der Welterbe- Stadt Bad Kissingen dann allerdings den beschämenden Zusatztitel: „Das kleinste und niedrigste Gradierwerk Deutschlands“. Vielleicht sogar auch in ganz Europa. Peinlicher geht´s wirklich nicht.