
Schlagkräftig – so war der Auftritt des Kokubu-Ensembles, das mit ihren japanischen Trommeln das Publikum im ausverkauften Max-Littmann-Saal des Bad Kissinger Regentenbaus begeisterte. Am Ende des über zweistündigen Konzerts stellte sich die Frage, wer erschöpfter war: Die Akteure auf der Bühne nach einer rhythmisch-athletischen Präsentation der Taiko-Trommelkunst oder die Akteure vor der Bühne nach dem nimmermüden Applaus für den abwechslungsreichen Ausflug in die japanische Kultur.
Taiko bezeichnet einerseits eine Gruppe von großen Trommeln, die auf stabilen Holzständern stehen und mit einem massiven Schlaghölzern (Bachi) zum Erklingen gebracht werden.
Andererseits ist Taiko eine besondere Schlagtechnik, die in ihren fließenden Bewegungsabläufen eine besondere Energie freisetzt. Diese Energie spürte man als Besucher bereits vor dem Konzert , denn der Regentenbau begrüßte mit der mythischen Melodien und der wuchtigen „Odaiko“ im Zentrum der Bühne , der großen Trommel mit fast zwei Metern Durchmesser und mehrere hundert Kilogramm schwer. Dieses wuchtige Instrument – eingerahmt von mystischen Lichteffekten und Nebelschwaden – wurde zum begehrten Fotoobjekt vor dem Konzert und in der Pause.
Doch nicht nur die große Trommel sorgte für den dynamischen Rhythmus, der nicht nur die Magengegend der Gäste, sondern auch den Boden des Max-Littmann-Saals in Vibration versetzte.
Die Bühne vibrierte
Fasstrommeln in verschiedenen Größen sorgten ebenso für einen raumfüllenden Klang wie die leichten Taikos, die mit einem Gurt um Hals und Schulter gehängt und beidseitig getrommelt werden. Ergänzt wurde das Instrumentarium mit dem „Jamisen“, einem lautenartigen, dreiseitigen Zupfinstrument (gespielt von Masamitsu Takasaki) und verschiedenen Bambusflöten (gespielt von Chiaki Toyoma als Gründer der Truppe), wodurch die Besonderheit der fernöstlichen Klangwelten in den Regentenbau Einzug hielt.
Taiko-Trommler
Im Mittelpunkt aber standen das Ensemble aus 17 männlichen und weiblichen Taiko-Trommlern, die in unterschiedlichen Formationen die Bühne zum Vibrieren brachten und den Max-Littmann-Saal in Begeisterung versetzten. In blauen Kimonos gekleidet, weiße Stirnbänder und japanischen Schriftzeichen – das waren die äußeren Tribute an die japanische Kultur.
Die Musikalität , die Virtuosität und die Athletik waren weitere Attribute der Ausnahmetruppe, die in unterschiedlicher Formation, einem fliegenden Wechsel zwischen den unterschiedlichen Schlagwerken, mit ausgeklügelter Choreographie und mit spürbarer Spielfreude über die Bühne wirbelten. Beeindruckend dabei die Synchronität des Ensembles, deren dynamisches Zusammenspiel und das gegenseitige Anfeuern, wenn das Trommelstakkato in einem Geschwindigkeitswettbewerb überging.
Japanische Spiritualität im Kissinger Regentenbau
Insgesamt elf Stücke präsentierte das Kokubu-Ensemble, wobei die Stücke und ihre Bedeutung im Halbdunkel des Saals durch eine Stimme aus dem „Off“ angekündigt und deren traditionelle Bedeutung erklärt wurden. Wenn es im Saal wieder heller wurde, standen Trommeln in neuer Formation und deren Schlag-Handwerker für Stücke wie „Mitsuya“ (Drei Pfeile), „Hokkai Nagareuchi“ (Fliegende Schläge), „Inochi No Hibiki“ (Klang des Lebens) oder „Hayabusa“ (Der Wanderfalke) bereit.
Dabei verschmolzen traditionelle und moderne Komponenten vor dem Hintergrund japanischer Spiritualität. Diese war aber für die begeisterten Besucher im weiten Rund des Max-Littmann-Saals eher zweitrangig, denn im Vordergrund stand sicherlich die Virtuosität der Musikerinnen und Musiker auf den unterschiedlichsten Taikos, ihr fantastisches Zusammenspiel auf der Bühne und das durchdringende Empfinden der Schlagrhythmen.
Der überschäumende Applaus animierte die Bühnenakteure zu einem grandiosen Finale, bei dem alle Mitwirkenden nochmals zur Höchstform aufliefen: auf der Bühne mit einem 15-minütigen Taiko-Feuerwerk, das die Spielfreude des Ensembles zeigte, das im Saal durch rhythmische Klatschen begleitet und mit „Standing Ovations“ verabschiedet wurde.
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