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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Camper, Globetrotter und bunte Vögel
Zu ungewöhnlicher Jahreszeit findet in Bad Kissingen die Freizeitmesse Abenteuer & Allrad statt. Das Camping-Areal an der Würzburger Straße ist seit Mittwochnachmittag Vorbote.
Auf dem Camping-Areal zur Freizeitmesse Abenteuer & Allrad kehrte am Mittwochnachmittag langsam Leben ein.
Foto: Wolfgang Dünnebier | Auf dem Camping-Areal zur Freizeitmesse Abenteuer & Allrad kehrte am Mittwochnachmittag langsam Leben ein.
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:00 Uhr

Der Weg zurück zur Natur und zu einem Aussteigertum auf Raten führt für viele Weltreisende durch Bad Kissingen. Wenn sich hier für die Wildnis aufgemotzte Geländeautos und Lastwagen stauen, dann ist es wieder einmal soweit: Die Freizeitmesse Abenteuer & Allrad beginnt am Donnerstag, 21. Oktober.

Noch bis zum Sonntag steht die Stadt ganz unter dem Eindruck der Messe. Für die Einheimischen bedeutet das bereits am Mittwoch eine gewisse Entschleunigung auf all ihren Wegen. Viele Gäste aus ganz Europa haben damit begonnen, das Campinggelände nahe der Kläranlage zu beziehen.

Das Fernweh schwingt immer mit

Ein Besuch dort zeigt, wie bunt das Völkchen ist, das viele hundert Kilometer Anreise auf sich nimmt, um unter Gleichgesinnten zu sein. Hinter jedem Übernachtungsgast steckt eine besondere Geschichte meist um Fernweh, Bastelleidenschaft und Improvisationsgeist.      

David Schuh zeigt gerne sein zum Wohnen umgebautes Feuerwehrauto.
Foto: Wolfgang Dünnebier | David Schuh zeigt gerne sein zum Wohnen umgebautes Feuerwehrauto.

So wie bei David Schuh aus dem Raum Koblenz. Er ist mit einem 45 Jahre alten Feuerwehrauto vorgefahren. Damit haben er und seine Frau große Pläne. In die Mongolei soll es mit dem umgebauten Boliden gehen, wenn die Kinder größer sind.   

Feuerwehrauto mit neuem Innenleben

Infiziert worden von der Idee ist er vor zwei Jahren. Damals war er als gewöhnlicher Besucher bei der  Abenteuer & Allrad. Seitdem hat er zwei Jahre getüftelt und dem Laderaum des Boliden hinter den Aluminiumjalousien ein komplett neues Innenleben verpasst. Jetzt kann das Ehepaar darin bequem übernachten. "Von außen sollte man ihm das nicht ansehen", schwärmt Schuh von seiner Lösung.

Aktuell sei eine gute Zeit, sich mit so einem Feuerwehrauto einzudecken. Bei den Städten gebe es gerade eine neue Beschaffungsrunde. Da werden gerade ältere Semester ausgemustert. Ein Nachhaltigkeitsproblem sieht der Tüftler dabei nicht. Der Wagen habe gerade mal 27 000 Kilometer drauf. "Gut ist der mindestens für 700 000 Kilometer".

Wohnlaster mit Balkon

Auf dem Balkon vor dem Kofferaufbau ihres Zehntonners genießt Lilli Glynes den Aufmarsch der Campingboliden um sie herum. Es ist die erste Ausfahrt mit dem selbst aufgebauten Fahrzeug. "Entworfen und gestaltet habe ich", sagt die Globetrotterin, ihr Mann war mehr für die Technik zuständig. Nach dem Abstecher nach Bad Kissingen soll es durch die Dolomiten und an den Küsten entlang bis nach Portugal gehen. Im Ruhestand soll es um die ganze Welt bis nach Australien gehen.

Nach der Ankunft freut sich Lilli Glynes über den Balkon an ihrem frisch ausgebauten Wohnlaster.
Foto: Wolfgang Dünnebier | Nach der Ankunft freut sich Lilli Glynes über den Balkon an ihrem frisch ausgebauten Wohnlaster.

Werner Fischer ist mit einem neuen Pickup samt Wohnkabine vorgefahren. An den Ständen und bei den Workshops will sich der Berliner über Reisen nach Afrika informieren und Kontakte knüpfen. "An einer der größten Allradmessen bin ich nicht vorbei gekommen", sagt er. Auch aus Sicherheitsgründen sei eine gründliche Reisevorbereitung unverzichtbar. Sein Ziel sei vor allem das südliche Afrika mit Botswana und Namibia.

Kontakte knüpfen  

Netzwerken unter Globetrottern will Robert Keim aus den Niederlanden. Er ist mit Freunden in zwölf Fahrzeugen auch aus Litauen, Großbritannien und Dänemark angereist. Mit ihrem Overland Bound wollen sie über das Internet Fernweh-Touristen aus der ganzen Welt zusammen bringen.

"Globetrotter sind Individualisten", schmunzelt Keim. Die zusammen zu bringen, sei in Europa schwieriger als etwa in den Vereinigten Staaten. Ziel sei es, ein Netz von Reisenden aufzubauen, die dann jeweils anderen Fragen über Besonderheiten in ihrem Heimatland beantworten.                         

Unter all den Reisemobilisten fällt ein besonders bunter Vogel mit seinem einfachen Kuppelzelt aus der Reihe. Der selbsterklärte Lehrer für Überlebenskunst gibt sich als Edward Vlasveld, ebenfalls aus Holland, zu erkennen.

Unternehmungslustig sind auch Fischers aus Berlin
Foto: Wolfgang Dünnebier | Unternehmungslustig sind auch Fischers aus Berlin

Gewöhnlich bringe er Kursteilnehmer das Überleben zum Beispiel in der Wildnis von Alaska und Finnland nahe. "Die Einfachheit ist wichtig", sagt er. Schließlich merke jeder, dass in der Welt inzwischen etwas nicht mehr stimme. Dabei schwört er auf seine selbstgebaute Ausrüstung bis zum 23 Kilogramm schweren Schlafsack für alle Klimazonen. Auch er, das ist klar, kommt beim Campen mit den herbstlichen Bedingungen in Bad Kissingen hervorragend zurecht. Alle freuen sich auf den Messebeginn am Donnerstag auf dem ehemaligen Militärgelände bei Reiterswiesen.    

Das Messeprogramm

Zu sehen sind von Freitag bis Sonntag Fahrzeuge bis hin zu Auf- und Umbauten von Expeditions- und Reisemobilen. Hinzu kommen Ersatzteile und Zubehör, Zelte und Ausrüstung. Auf einem Geländeparcours besteht die Möglichkeit zum Mitfahren. Auch die Themen Nachhaltigkeit und E-Mobilität sollen ihren Niederschlag finden.
Bei Workshops können sich die Teilnehmer über Trends in der Branche informieren. Das Rahmenprogramm umfasst einen Familientag am Sonntag mit einem Auftritt von Extremsportler und Abenteurer Joey Kelly ab 12 Uhr auf der Hauptbühne.
Der Veranstalter weist auf die Hygieneregeln hin: Im Freien braucht es grundsätzlich aktuell keine Masken. Getragen werden muss der Mund- und Naseschutz im Eingangsbereich sowie in den Begegnungsbereichen beim Catering in der Vortragshalle, am Lastwagen-Parcours und im Workshop-Zelt. Zudem in Innenbereichen mit Exponaten sowie Warteschlangen sowie überall dort, wo der Mindestabstand von 1,5 Meter nicht eingehalten werden kann.
Quelle: Prolog
 
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