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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Neue Mietregeln in der Stadt belasten Vereine
Gesangsvereine müssen nach einer Änderung mehr Geld für einen Auftritt in Wandelhalle und Co. hinlegen. Was die Hintergründe sind und was das für sie bedeutet.
Ein Gesangsverein hält ein Konzert in der Wandelhalle ab.       -  Ein Gesangsverein hält ein Konzert in der Wandelhalle ab.
Foto: Archiv/ Klaus Werner | Ein Gesangsverein hält ein Konzert in der Wandelhalle ab.
Ellen Mützel
 |  aktualisiert: 21.01.2025 16:21 Uhr

Als Gesangsverein in einem der besonderen Gebäude in Bad Kissingen , etwa der Wandelhalle, dem Rossini-Saal oder dem Regentenbau ein Konzert zu halten, ist für den zweiten stellvertretenden Vorsitzenden der Sängergruppe Bad Kissingen und selbst aktiven Sänger, Carsten Ahlers, das „Highlight des Jahres“.

Die Sängergruppe Bad Kissingen ist als Verein Sprachrohr und Interessenverband der Gesangvereine im Landkreis Bad Kissingen . Mit einer Änderung seitens der Bayerischen Staatsbad Bad Kissingen , die die Gebäude verwaltet, sind solche Konzerte für die Vereine finanziell kaum noch stemmbar.

Neue Regelung bei Mieten von Wandelhalle oder Regentenbau

„Sonst war es so, dass die Staatsbad GmbH bei Konzerten von Gesangsvereinen aus der Sängergruppe als Veranstalterin fungierte und die Erlöse aus den Eintrittspreisen anteilig zwischen Staatsbad und Gesangsverein aufgeteilt wurden“, erklärt Ahlers.

Nun sei das anders: Die Vereine fungieren nun selbst als Veranstalter und mieten die Räumlichkeiten für ein Konzert an.

Staatsbad: finanziellen Aufwand abbilden

Theresa Preisendörfer, Pressesprecherin der Staatsbad GmbH erklärt: Mit der alten Regelung blieben Saalgröße und Nutzungsdauer unberücksichtigt. Für die Staatsbad GmbH sei jedoch die Bereitstellung größerer Säle und eine längere Nutzungsdauer zwangsläufig mit einem erheblich höheren finanziellen und personellen Aufwand verbunden.

„Die seit März 2022 geltende Handhabung erlaubt es, diesen finanziellen und personellen Aufwand sachgerecht und angemessen abzubilden und für eine Transparenz der anfallenden Kosten zu sorgen.“ Darüber hinaus stelle die neue Handhabung die gebotene Gleichbehandlung der Nutzer sicher.

Neue Preise teurer als auf dem Papier steht

Im Netz sind die neuen Preise einzusehen. So kosten sechs Stunden Wandelhalle als gemeinnützige Einrichtung 1150 Euro – und damit weniger, als es privat oder gewerblich genutzt kostet.

Doch Ahlers erklärt in einem Beispiel, dass die Preise in der Praxis steigen: „Ein Chorensemble aus der Sängergruppe Bad Kissingen hatte 2023 ein Konzert in der Wandelhalle gegeben. Dafür fielen neben der Grundmiete weitere Nebenkosten wie Saalaufsicht oder Zusatzmikrofon, sowie zusätzlich eine Umsatzsteuer von 19 Prozent an.“

Dadurch habe der Verein fast 2000 Euro ans Staatsbad für das Konzert gezahlt. Damit habe sich der ursprüngliche Preis fast verdoppelt. „So viel Eintritt kann man gar nicht verlangen, dass sich das rechnet“, meint Ahlers. Trotz Erhöhung der Eintrittspreise seien die Unkosten damit nicht gedeckt worden. Die Rettung sei ein Großsponsor gewesen.

Unterstützung der Stadt erwartet

Von der Stadt erwartet er, dass diese die Kultur vor Ort fördere und Vereine unterstütze, die ein Konzert in einem der Räume aufführen wollen – meist sei das sowieso nur einmal im Jahr. Im Vergleich dazu, was die Stadt für den Kissinger Sommer als Förderung ausgibt, sei der mittlere dreistellige Betrag pro Verein verschwindend gering.

Stadt: Gibt viele Möglichkeiten für Auftritte

Thomas Hack , Pressesprecher der Stadt Bad Kissingen erklärt dazu, dass es für Vereine viele Möglichkeiten gebe, Veranstaltungen abzuhalten. Er nennt städtische Turnhallen, das JuKuZ oder den Stadtsaal. Auch der Tattersall solle nach der Sanierung zur Verfügung stehen. Außerhalb städtischer Liegenschaften gebe es noch kirchlichen Räume.

Entscheidend sei, dass sich die geplante Veranstaltung am entsprechenden finanziellen und räumlichen Rahmen orientiert. „Es ist nachvollziehbar, dass die großen, repräsentativen Räumlichkeiten der Staatsbad GmbH durch ihren Premiumcharakter auch höhere Vermietungspreise nach sich ziehen. Das Konzept muss auf den Raum angepasst sein.“

Anstieg der Vermietungen seit Corona

Ahlers befürchtet: „Wir als Vereine gehen kaputt, wir brauchen ein Auftrittsziel und können nicht nur in ungeeigneten Turnhallen auftreten.“

Die Anzahl der bisherigen Vermietungen würden sich bis Ende des Jahres voraussichtlich auf dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 bewegen, heißt es von der Staatsbad GmbH. Trotz der neuen Preispolitik seien die Vermietungszahlen im Jahr 2023 auch unter den gemeinnützigen Organisationen aus dem Raum Bad Kissingen wieder angestiegen.

 

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Kommentare
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  • Volker Stahl
    Der Kommentar des offiziellen Vertreters der Stadt an Zynismus und Unkenntnis über den Aufwand (Kosten) für Konzerte und über die (finanzielle) Situation der Chorvereinigungen im Stadtgebiet nicht zu überbieten. Nun, das lässt tief blicken.... sehr tief sogar.

    Ich gehe davon aus, dass dieser Kommentar mit Billigung des Oberbürgermeister veröffentlicht worden ist, der gestern seine Volkstrauertagsveranstaltung unter anderem mit Chormusik (übrigens für "lau") hat untermalen lassen.
    Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
    Dafür ist man gut genug .... aber für die Welterbesäle? Um Gottes willen.....
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