Anspruchsvoll und auf höchstem Niveau zeigten sich Ariel Lanyi und Lauren Zhang beim „KlavierOlymp“ im Rahmen des Kissinger Sommers 2023. Beide sind Teilnehmer der herbstlichen Veranstaltungsreihe aus 2022 und somit keine Unbekannten. Ambitioniert setzten sie sich mit Werken von Hugo Wolf , Robert Schumann , Gioachino Rossini , Frédéric Chopin und Franz Liszt auseinander und überzeugten mit ihrem Spiel die Gäste im Rossini-Saal.
Jugendliche Ausstrahlung
Mit jugendlicher Ausstrahlung und hoch konzentriert präsentierten die mehrfach ausgezeichneten Nachwuchskünstler eine klangliche Vielfalt, die dem Anspruch von „La Dolce Vita“ des Kissinger Sommers mehr als gerecht wurde. Mit einer erzählenden Spielweise widmete sich der 1997 in Jerusalem geborene Ariel Lanyi dem Komponisten Hugo Wolf und seinem „Italienischen Liederbuch“, das er für Klavier solo bearbeitet hat.
Die Leichtigkeit eines italienischen Marktplatzes spiegelte sich in verspielten, melodiösen Sequenzen rund um die vertonten Gedichte wider, wobei Lanyi durchaus markante Passagen einfließen ließ. Er nahm die Zuhörer mit auf einen feinfühligen musikalischen Spaziergang, um sie kurz darauf in lebhafte Klangwelten mit kraftvollem Anschlag zu entführen.
Gekonnter Schumann
Aus diesem Wechsel zwischen gefühlvollen Passagen mit sparsamen Akkorden und der Dynamik einer entfesselten Klangfülle entspann sich ein gelungener Einstieg in das zweistündige Konzert, der mit begeistertem Applaus quittiert wurde. Auf die erste Welle der Begeisterung folgte bei Lanyis Interpretation der „Symphonischen Etüden op. 13“ von Robert Schumann die nächste.
Stimmungsvoll und abwechslungsreich präsentierte Lanyi die zwölf Stücke, die in sich geschlossene Einheiten mit harmonischer Struktur darstellten. Ausdrucksstark, stilsicher und mit großer Sensibilität für die unterschiedlichen Tempi präsentierte Ariel Lanyi das Werk Schumanns mal mit kraftvollem Spiel, mal mit gebotener Zurückhaltung. Den Gästen gefiel es.
Rossinis Lebensfreude
Nach der Pause war die Bühne war bereit für Lauren Zhang, die 2001 in den USA geboren wurde und als Konzert-Solistin oder mit Klavierabenden durch die Welt tourt. Rossinis perlende Lebensfreude ließ sie in den zwei Stücken „Prélude inoffensif“ und „Un rêve“ aus „Péchés de vieillesse“ erklingen.
Die musikalische Reise durch Flussauen bei Sonnenschein gestaltete Lauren Zhang mit virtuosem Spiel. Geschickt setzte sie diesen getragenen Sequenzen als Kontrast quirlige, sprudelnde Tonfolgen entgegen, woraus sich harmonische Spannungsbogen ergaben. Bei Frédéric Chopins „Polonaise-Fantasie“ As-Dur op. 61 umschmeichelten die Gäste anfangs gefühlvolle Melodien und träumerische Passagen, die aber im Laufe des Stücks an Klangfülle zunahmen und mit nuancenreicher Virtuosität brillierte. Lauren Zhang nahm sich Zeit für das Ausmalen der einerseits strengen melodischen Vorgaben und andererseits für die spielerisch-musikalischen Freiheiten, die Chopin dem Stück mitgab.
Mehrere Zugaben gefordert
Mit ihren letzten Stück entführte die junge Amerikanerin die 160 Gäste in die Klangsprache von Franz Liszt und seiner „Réminiscences de Norma de Bellini – Grande Fantaisie S. 394“. Zhang interpretierte dieses anspruchsvolle Werk mit facettenreicher Brillanz und jeder Faser ihres zierlichen Körpers. Der überschäumende Applaus war sodann der verdiente Lohn und auch Lauren Zhang musste mehrfach auch die Bühne zurück, um sich der Begeisterung der Gäste zu stellen – eine kurze Zugabe beendete diesen außergewöhnlichen Konzertabend mit den beiden Teilnehmern vom „KlavierOlymp 2022“.