
Zum früheren Steigenberger-Kurhaushotel ist in den vergangenen Jahren viel geschrieben worden. Leider überwiegen dabei die negativen Schlagzeilen. Zwischenzeitliche Erfolgsmeldungen und Hoffnungen sind immer wieder wie Seifenblasen zerplatzt.
Es macht ein bisschen den Eindruck, dass das Thema Nobelhotel am Kurgarten für die Stadtgesellschaft fast so etwas wie ein unbewältigtes Trauma ist - und noch immer ist nicht klar, wie es mit der rund 5600 Quadratmeter großen Brache mitten im Herzen des Welterbebades weitergeht.

Doch es gibt einen neuen Anlauf für einen Nachfolger des früheren Fünf-Sterne-Hauses: Für diesen Freitag, 23. Februar, sind Medienvertreter zu einem Pressegespräch eingeladen, auf dem der neue Investor sowie Vertreter der Stadt und des Freistaats zu neuen Hotelplänen auf dem Areal informieren wollen.
Kaiser und Könige, Promis und Stars
Beim Kurhaushotel handelt es sich mit Sicherheit um das symbolträchtigste Projekt der Stadt und der Region. In seiner 285-jährigen Geschichte war das Kurhaushotel allein 51 Jahre mit dem Namen der Luxushotelmarke Steigenberger verbunden. Während Bad Kissingens Weltbadzeit residierten dort Kaiser, Könige und der Hochadel und auch im 20. Jahrhundert logierten dort Stars und Prominente aus Politik, Kultur und Wirtschaft.
Kaiser Franz Joseph I. mit Kaiserin Sisi gehörten zu Gästen, Zar Alexander II. mit Gemahlin, die Bundespräsidenten Heinrich Lübke, Karl Carstens, Richard von Weizsäcker, Johannes Rau und Roman Herzog, der Komponist Richard Strauss, Wissenschaftler Karl Süßheim, aber auch Sportler wie Franz Beckenbauer, Schauspieler und Schauspielerinnen wie Marlene Dietrich, und Sänger wie Freddy Quinn und Karel Gott gaben sich dort die Klinke in die Hand.
Blick in die Vergangenheit
Die Geschichte des späteren Kurhaushotels beginnt bereits 1793, als der Würzburger Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn seinen Hofbaumeister Balthasar Neumann beauftragte, eine standesgemäße Unterkunft für den Adel in Bad Kissingen als aufstrebenden Kurort zu bauen. Dieses Kurhaus wurde bis 1827 mehrfach umgebaut und erweitert und schließlich wieder abgerissen, um Platz für einen Neubau zu machen.
1827/1828 entstand das königliche Logierhaus, also der hintere Gebäudeteil, der heute als Neumannflügel bekannt ist, der bis heute noch steht und der inzwischen nach großer Sanierung die Labore des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) beherbergt. Mitte des 19. Jahrhunderts folgt dann die nächste wichtige Erweiterung: Es entstand der repräsentative Querbau parallel zum Kurgarten - das spätere Hauptgebäude. 1927 ließ Max Littmann das Kurhaushotel umbauen und gab dem Neumannflügel sein heutiges Aussehen.
Nach dem 2. Weltkrieg: Ära Steigenberger
Nach Kriegsende ließ der Freistaat das Hotel komplett sanieren. Das Gebäude wurde dem Zeitgeschmack der 1950er Jahre angepasst und 1958 an die Steigenberger-Gruppe verpachtet. Der Hotelbetrieb war mit 102 Zimmern und sechs Suiten als Luxushotel in der Fünf-Sterne-Kategorie klassifiziert.

Das Steigenberger-Kurhaushotel lockte nicht nur Prominente und Stars in die Kurstadt, sondern insgesamt eine wohlhabende Klientel, das nicht nur die Konzerte des Kissinger Sommers und Winterzaubers besuchte, sondern auch viel Geld in den Restaurants und Geschäften der Innenstadt ausgab. Außerdem steuerte das Hotel jährlich rund 40.000 Übernachtungen zur Gästestatistik und rund 150.000 Euro Kurtaxeinnahmen bei.
Super-GAU: Das Aus für Steigenberger
51 Jahre nach der Eröffnung unter Steigenberger, nahm das Unglück dann seinen Lauf. Am 12. Mai 2010 gaben der Freistaat und die Hotelgruppe bekannt, den Pachtvertrag zu lösen. Das Aus des Luxushotels war besiegelt und das, obwohl der Pachtvertrag kurz zuvor erst bis 2025 verlängert worden war. Konfliktpunkt zwischen den Parteien waren Millioneninvestitionen ins Gebäude, vor allem in den Brandschutz. Die Kostenschätzungen reichten damals zwischen sechs bis 16 Millionen Euro, die nötig waren.
Ob die Schließung mit ihren Folgekosten wirtschaftlicher war, als die Sanierung, ist fraglich. Der Freistaat bezahlte Steigenberger eine Abfindung und den Sozialplan für die gekündigten Mitarbeiter - die Summe wurde nie offiziell bestätigt, dürfte aber an die zehn Millionen Euro reichen. Der spätere Abriss des Hotels hat weitere 2,35 Millionen Euro gekostet. Hinzu kommen die fehlenden Einnahmen, die in der Zeit bis 2025 erwirtschaftet worden wären.

Eine Einigung kam jedoch nicht zustande, das Aus war besiegelt. 67 Mitarbeiter verloren ihre Jobs und Bad Kissingen verlor die Einnahmen aus Gewerbesteuer, aus der Kurtaxe, aus der an Steigenberger hängenden Wertschöpfungskette und es verlor den Teil der reichen Gäste, der Wert darauf legt, im Luxus-Segment zu übernachten. Und zu guter Letzt verlor Bad Kissingen das Prestige, das einzige und geschichtsträchtige Fünf-Sterne-Hotel im weiteren Umland zu besitzen.
Im Juli gingen die betroffenen Mitarbeiter auf die Straße, als der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer Bad Kissingen besuchte. Seehofer versprach höchstpersönlich, dass auf dem Areal wieder ein Hotel eröffnen wird - bis heute nicht eingelöst. Der letzte Gast reiste am 17. Oktober 2010 aus Bad Kissingen ab, am 31. Oktober wurde das Hotel für immer zugeschlossen.

Abriss
Der Freistaat verhandelte zunächst mit Investoren wie Gert Prantners RIMC über eine Ertüchtigung und Wiedereröffnung, später mit Feuring über einen Neubau - alles erfolglos. 2014 gab es eine erste Ausschreibung für einen Hotelneubau, die mehrfach verlängert wurde und kein Ergebnis brachte.

Im Dezember 2014 ließ der Freistaat schließlich das nicht unter Denkmalschutz stehende Hauptgebäude des Kurhaushotels abreißen, genauso wie das Kurgastzentrum daneben. Ziel war es, das baufertige Grundstück zu verkaufen, mit der Vorgabe, dass dort ein Vier-Sterne-Superior-Hotel gebaut wird. Der Neumannflügel blieb stehen und wurde später mit dem Kurhausbad für das LGL von 2018 bis 2021 saniert und umgebaut.
Lange Investorensuche
Die Investorensuche gestaltete sich zäh und langwierig. Nach dem Abriss vergingen sechs weitere Jahre, bis der Freistaat das Hotelgrundstück an eine Projektgruppe verkauft hat. Die wollte dort unter dem Namen Kurparkresort ein Hotel mit 140 Zimmern und Suiten realisieren sowie ein Wohngebäude für Seniorenwohnen. Die Planung war bereits vorangeschritten, unter anderem gab es einen Architekturwettbewerb für die Gestaltung der Fassade - diese muss mit der Unesco zum Schutz des Welterbes abgestimmt werden.
Doch die Coronakrise sowie der Ukrainekrieg machten den Investoren einen Strich durch die Rechnung. Am Ende scheiterten sie daran, fristgerecht die Finanzierungsnachweise für das Millionenprojekt vorzulegen. Das zwischendurch verkaufte Grundstück fiel vergangenes Jahr an den Freistaat zurück, der seitdem erneut nach einem Investor gesucht hat.
https://www.smap.berlin/kopie-von-aja-das-resort-warnem%C3%BCnde-1
Ihn sollte man für den neuen Investor unbedingt als Grundlage nehmen. Das ist mondän! Marke Vichy, Spa, Bade Baden. Bitte über den provinziellen Schatten springen. Es reicht, dass B. Neumann mit seinem Entwurf eine provinzielle Lösung schuf. Grandhotels sind offensichtlich nicht jedermanns Sache.
Liebe Kissinger Stadträte, das wichtigste für Räte ist reisen, reisen, reisen! Kein Pauschalurlaub in Hotel-Retorten-Anlagen. Setzen Sie sich in Ihr Auto und fahren individuell an interessante Orte der Belle Epoque/Gründerzeit: Karlsbad, Spa oder auch Wien, Halle, Leipzig, oder Anger in Erfurt. Atmen Sie das dortige Flair, dann werden Sie die Qualität des obigen Entwurfs sicher erkennen - Das historische Foto erinnert an Karlsbad.
Spekulationen gibts ja schon...