Das hat nicht nur Gemeindejugendpflegerin Ulrike Abersfelder überrascht. Dass so viele Bad Brückenauer Jugendliche bei sie betreffenden Themen mitreden wollen (87 Prozent). Und sich teils aktiv beteiligen möchten. Das zeigt die Befragung , die die 27-Jährige im Stadtrat vorstellte.
Abersfelder und ihre Kollegin Mina Friedlein hatten 700 Bad Brückenauer Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 21 Jahren per Post angeschrieben, beziehungsweise veröffentlichten die Umfrage in sozialen Netzwerken. 126 antworteten, was - statistisch gesehen - einen recht hohen Rücklauf bedeutet.
Die Verteilung lag relativ ausgeglichen bei zehn bis elf Teilnehmern pro Altersstufe; überproportional vertreten waren mit jeweils 17 die Elf- und 14-Jährigen. Auch 16-Jährige beteiligten sich stärker als der Durchschnitt (14).
Es nahmen mehr Mädchen (65) als Jungen (55) teil; zwei bezeichneten sich als "divers". Natürlich leben die meisten Teilnehmer in der Kernstadt (76, fast 62 Prozent). Aber auch in den Stadtteilen Römershag (18), Volkers (zwölf) und erstaunlicherweise dem Staatsbad ( 14) war die Beteiligung gut. In Wernarz fanden sich nur drei Kinder und Jugendliche.
Die meisten Teilnehmer, rund 73 Prozent, gehen noch zur Schule, besonders ins Franz-Miltenberger-Gymnasium . Ansehnlich war auch der Rücklauf von der Realschule, gering der von Grund- und Mittelschule. Jeweils rund ein Zehntel der Antwortenden absolviert eine Ausbildung oder arbeitet schon.
Gut im Stadtleben integriert, aber....
Bemerkenswert war, dass viele der Jugendlichen - zumindest die, die teilgenommen haben - gut im Stadtleben integriert sind, und zwar über die Vereine. Der FC Bad Brückenau wurde da am häufigsten genannt, insbesondere die Handballabteilung. Es folgten der Turnverein 1884 und der 1. SV Römershag. Auch die Musikschule ist, wie die Georgi-Bläser, bekannt und wird gut genutzt.
Laut den Umfrageergebnissen schätzen die Kinder und Jugendlichen in den Vereinen die dort herrschende Gemeinschaft und familiäre Atmosphäre. Sie seien abwechslungsreich. Für eine Kleinstadt gebe es viel Auswahl an verschiedenen Vereinen, schrieb ein Teilnehmer.
Zwar zeigten sich drei Viertel der Befragten mit dem Freizeitangebot in ihrer Stadt zufrieden (27 waren es nicht). Aber der Wunsch nach Verbesserungen brennt ihnen dennoch auf den Nägeln. So wünschen sich einige einen Raum oder ein Gelände besonders für ältere Heranwachsende . Konkret genannt wird ein Ninja Parcous (eine Strecke mit speziellen, zu bewältigenden Hindernissen, fast 90 Prozent fänden ihn gut), einen Spielplatz für "größere" Kinder oder gar einen "richtig tollen Skaterpark".
Apropos: Der Skaterplatz in Römershag gilt Vielen als Treffpunkt, auch wegen der Nähe zu den drei Schulen. Er soll neu gemacht werden. Auch das Minigolf im Staatsbad ist beliebt. Die Befragten achten nach eigener Aussage darauf, dass ihre Treffpunkte annehmbar und sauber sind. So müsste der Beachvolleyplatz im Georgi-Park, nahe dem Backhäuschens, attraktiver sein. Generell sehen die Befragten Sanierungs- und Ausbaubedarf bei Spiel- und Freizeitflächen.
Natürlich steht der Wunsch nach Einrichtungen, über die Bad Brückenau nicht oder länger nicht mehr verfügt: einem Ort zum Tanzen (Disco), eine Eislauffläche, für Jugendliche attraktive (Mode-)Geschäfte, ein Fastfood-Restaurant, überhaupt mehr Leben in der Kernstadt. Auch ein Pumptrack-Parcours wie in Wildflecken oder Bischofsheim, eine Trampolin-, Kletter oder Lasertag-Halle wären fein. Eher exotisch die Idee eines Badesees zwischen Stadt und Staatsbad.
Übrigens kennt die Hälfte der Befragten den Jugendraum im ehemaligen Gymnasium nicht. Der Wunsch nach einem Jugendclub fällt dennoch häufig, wenn auch nicht speziell in den Ortsteilen, außer Römershag. Ulrike Abersfelder sieht durchaus Bedarf, die Jugendarbeit in der Stadt und außerhalb der Schulen noch bekannter zu machen.
Den Bad Brückenauer Stadträten war die Bedeutung der Umfrage durchaus klar. Jürgen Pfister (PWG), der als Stellvertretender Bürgermeister die jüngste Sitzung des Gremiums leitete, nannte sie "eine hochinteressante Studie, die uns verpflichtet, mitzuarbeiten." Sie solle nicht in der Schublade verschwinden. "Die Jugend hat uns mit ihren Wünschen einen gewissen Fahrplan vorgegeben."
Florian Wildenauer ( SPD ) sagte: "Die Ausführungen müssen wir uns zu Herzen nehmen. Sie zeigen, welch immensen Handlungsbedarf wir haben, und das nicht erst seit gestern." Die Befragung zeige, dass es nicht immer eine Geldfrage sei, die Belange der Jugend zu erfüllen.
Franziska Kaul war froh über die gute Vereinsstruktur; Karin Ott (beide CSU ) lobte die Musikschule . Für Kaul müssen konkrete Ideen her. Eva Reichert-Nelkenstock (Grüne) möchte "eine Sache rauspicken und durchziehen".
Ulrike Abersfelder würde als Nächstes eine Jugend-Bürgerversammlung einberufen. Das wünschten sich auch viele Umfrage-Teilnehmer. Rund 30 von ihnen hätten Kontaktdaten mitgeliefert. Mit ihnen könne man überlegen, "wie man speziell den Skaterplatz umsetzen kann". Die Riedenbergerin wird den Prozess vielleicht anstoßen, aber nicht bis zum Ende begleiten. Sie wechselt zum August ans Landratsamt Bad Kissingen.