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Bad Brückenau
Die Menschen haben alles verloren
Rund 40 Menschen gedenken auf dem Bad Brückenauer Marktplatz der Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien. Diese Motivation steckt dahinter.
Trotz Kälte und Nässe haben sich rund 40 Menschen vor dem Rathaus getroffen, um der Opfer des Erdbebens in der Türkei und Syrien zu gedenken.       -  Trotz Kälte und Nässe haben sich rund 40 Menschen vor dem Rathaus getroffen, um der Opfer des Erdbebens in der Türkei und Syrien zu gedenken.
Foto: Kerstin Junker | Trotz Kälte und Nässe haben sich rund 40 Menschen vor dem Rathaus getroffen, um der Opfer des Erdbebens in der Türkei und Syrien zu gedenken.
Kerstin Junker
 |  aktualisiert: 29.05.2024 17:05 Uhr

Es war ein kalter regnerischer Freitagabend auf dem Bad Brückenauer Marktplatz . Die rund 40 Menschen, die sich versammelt hatten, schützten sich mit Regenschirmen vor dem Wetter und hatten ihre Kapuzen festgezurrt. Und kehrten hinterher zurück in ihr sicheres, trockenes und warmes Zuhause.

Das können die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien nicht, obwohl es dort mindestens genauso kalt ist. Die Menschen haben alles verloren, sind traumatisiert, hilflos und verzweifelt. Deswegen hat Mark Decker, Organisator des Bad Brückenauer Regionalmarktes, eine Gedenkveranstaltung organisiert.

Decker lebte selbst zehn Jahre in der türkischen Metropole Istanbul; seine Frau ist Türkin. Nähere Verwandtschaft in der Türkei war nach seinen Angaben zwar nicht vom Erdbeben betroffen. Doch eine entfernte Tante und ihre Familie, die im unmittelbar betroffenen Hatay gelebt hatten, wurden Opfer der schrecklichen Katastrophe, die bisher über 50.000 Menschenleben gekostet hat.

„Das Gedenken an die Opfer des Erdbebens ist das eine“, sagt Decker. Andererseits will er ein Bewusstsein dafür schaffen, dass es neben dem Ukraine-Krieg andere Krisen- und Katastrophenherde in der Welt gebe. Gerade die Situation in Syrien und der Türkei drohe in den Hintergrund zu treten, findet er. „Sie wird die Menschen dort noch sehr lange beschäftigen. Sie dürfen nicht vergessen werden.“

Die Angst nehmen

Gleichzeitig will Decker der deutschen Bevölkerung die Angst nehmen, dass der Zuzug von Menschen aus den Erdbebengebieten zu einer zusätzlichen Belastung werden könnte. Sie kämen mit Touristen-Visa und müssten sich selbst versorgen; der Staat müsse nicht für sie aufkommen.

Decker bat um Spenden, auch wenn er weiß, dass das vielen wegen Energiekrise und Inflation nicht so leicht fällt. „Stellen Sie sich vor, Ihnen wäre dieses Leid widerfahren.“

Die feierliche und musikalische Note gaben der Veranstaltung mit Worten und Gebeten Pfarrer Gerd Kirchner und Diakon Kim Sell. Eigens aus Aalen in Baden-Württemberg war der alevitische Schriftgelehrte (Dede) Ali Tasbasi angereist. Er bedankte sich auch im Namen der alevitischen Gemeinde Schweinfurt für die Unterstützung und Anteilnahme durch die Menschen aus Bad Brückenau . Und er gedachte auch der Opfer des Ukraine- und Syrienkriegs, den Menschen in Afghanistan und im Iran und aller anderen Krisenherde der Welt.

Anschließend gab es gegen Spende Wildbratwürste und türkischen Tee, gesponsert von Unternehmern aus Bad Brückenau und der Forstverwaltung Rupboden. Laut Decker fließen die Erlöse und weitere Spenden an die Alevitische Gemeinde Deutschland und die Syrian Civil Defence (Weißhelme), die sie dort ankommen lasse, wo sie benötigt werde.

 

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