TV/DJK Hammelburg - FC Bad Brückenau 31:23 (13:12).
Mit einem hochkonzentriertem Auftritt und einer deutlichen Leistungssteigerung im zweiten Durchgang haben die Hammelburgerinnen nicht nur das ewig junge Derby gegen den FC Bad Brückenau verdientermaßen für sich entschieden, sondern auch ein dickes Ausrufezeichen im Abstiegskampf gesetzt. Während die Spielerinnen den Derbysieg nach der Schlusssirene euphorisch und ausgelassen auf der Platte feierten, hatte Co-Trainer Bernhard Hereth leichte Sorgenfalten auf der Stirn. Denn die Hammelburgerinnen haben im Abstiegskampf zwei schwere Bürden zu tragen.
Alles andere als unfair oder überhart
Auf der einen Seite haben sie im direkten Vergleich gegen die ebenfalls abstiegsbedrohte SG Garitz/Nüdlingen aufgrund der zwei Derbyniederlagen das Nachsehen. Auf der anderen Seite haben die Saalestädterinnen trotz des deutlichen Triumphes auch noch den direkten Vergleich gegen den FC Bad Brückenau aus der Hand gegeben nach der 14:25-Klatsche im Hinspiel. Bei insgesamt 14 Strafwürfen und sechs Zeitstrafen könnte man ein überhartes Derby vermuten. Doch das Spiel war alles andere als unfair oder überhart geführt. Beide Seiten legten trotz der Brisanz des Aufeinandertreffens eine erstaunlich faire Spielweise an den Tag. Auch nach der Partie gab es kein böses Blut. Spielerisch überzeugten vor allem die Gastgeberinnen, die mit Torhüterin Sandra Fischer einen Fels in der Brandung hatten. Mit welcher Ruhe und Gelassenheit sie einen Ball nach dem anderen entschärfte, war nicht nur beeindruckend, sondern vor allem sehr beruhigend für die Hammelburger Hintermannschaft.
Extrem hohe Geschwindigkeit
In der Vorwärtsbewegung setzten die Saalestädterinnen auf hohes Tempo und Zielstrebigkeit. Weil FC-Coach Manfred Leiher die Außenbahnspielerinnen des TV/DJK komplett aus dem Spiel nehmen wollte, verlagerten die Gastgeberinnen ihre Angriffsbemühungen ins Zentrum, wo sich Annika Keller, Nicole Simon und Nicole Schröter durchsetzungsstark zeigten. Die Mitte des eigenen Kreises bekamen die Sinnstädterinnen überhaupt nicht geschlossen. Für die Bad Brückenauer Torsteherinnen Denise Fischer und Lena Pauling war es aus diesem Grund ein ganz schweres Spiel, weil in Summe ganz einfach zu viele Bälle frei auf ihren Kasten geschleudert wurden. Die Bad Brückenauerinnen versuchten den zunehmenden Druck der Gastgeberinnen durch eine immer stärker offensiv ausgelegte Verteidigung unter Kontrolle zu bringen, doch die Hammelburgerinnen entgingen vor allem im zweiten Durchgang ihren Verfolgerinnen durch extrem hohe Geschwindigkeit auf den letzten Metern. Auch wenn die Köpfe der Sinnstädterinnen nach der ziemlich eindeutigen Derbyniederlage etwas nach unten gingen, so hat sich an der Lage im Abstiegskampf für den FCBB kaum etwas geändert: Die Bad Brückenauerinnen haben im direkten Vergleich sowohl gegen die SG Garitz/Nüdlingen, als auch gegen den TV/DJK Hammelburg die Trümpfe auf ihrer Seite. Ohnehin können sich die Sinnstädterinnen mit einem Sieg am letzten Spieltag gegen den HSV Bergtheim II alle Verfolger vom Hals halten. Aussichtslos ist die Lage für die HSG Pleichach II, die schon jetzt ganz sicher abgestiegen ist.
Großer personeller Umbruch steht bevor
Bei den Sinnstädterinnen steht für die kommende Saison ein großer personeller Umbruch bevor. Noch ist komplett unklar, ob die FClerinnen ein schlagkräftiges Team für die Bezirksoberliga auf die Beine stellen können. Sollte sich die Mannschaft tatsächlich „freiwillig“ aus der höchsten unterfränkischen Spielklasse zurückziehen, würden die Karten im Abstiegskampf sowieso noch einmal „am grünen Tisch“ ganz neu gemischt. Klar ist: Die Hammelburgerinnen wollen unbedingt in der Bezirksoberliga bleiben und haben ihre Ambitionen an diesem Wochenende eindrucksvoll mit viel Spielfreude und Kampfgeist untermauert. „Es wäre wirklich sehr schade für diese Mannschaft, wenn wir absteigen müssen“, sagte Bernhard Hereth nach der Partie. Vorzeitig die Flinte ins Korn werfen wollen aber auch die Bad Brückenauerinnen nicht. „Mit so einer Leistung wollen wir diese Saison ganz bestimmt nicht beenden. Ein Sieg zum Abschluss der Saison muss unser Ziel sein“, so Rückraumspielerin Katharina Probeck.
Tore für Hammelburg: Annika Keller (9), Nicole Simon (6/2), Nicole Schröter (5), Katrin Simon (4/2), Tabea Hüfner (2), Lena Doschko (1), Vanessa Simon (1), Nina Hähnlein (1), Lina Potsch (1), Helen Faust (1).
Tore für Bad Brückenau: Sophie Gundelach (6/2), Maike Peter (5), Lena Übelacker (4/2), Katharina Probeck (4), Jana Gebhard (1), Jennifer Frank (1), Emily Kraft (1), Mareike Schneider (1).
HSV Bergtheim II – SG Garitz/Nüdlingen 24:22 (11:11).
Ein Sieg oder zumindest ein Punkt wäre für die SG Garitz/Nüdlingen so wichtig gewesen im Abstiegskampf, denn jetzt kommt es zum indirekten Showdown mit Hammelburg (in Partenstein). Mit einem eigenen Sieg am letzten Spieltag gegen die bereits abgestiegene HSG Pleichach II ist alles klar und Hammelburg kann nicht mehr an Garitz/Nüdlingen in der Tabellen vorbei ziehen. Bei Punktgleichheit liegt die SG ebenfalls vorne, weil sie gleich alle beiden Saisonvergleiche gegen Hammelburg gewonnen hat (22:20, 21:20). Nur bei einer Niederlage der SG Garitz/Nüdlingen wird es noch einmal richtig spannend. Die Mannschaft von Trainer Urs Grewen wird alles daran setzen, den nötigen Sieg gegen Pleichach II zu holen, doch die bisherigen Leistungsschwankungen und das fehlende Personal während der ganzen Saison lassen noch ein paar Fragezeichen offen. „Wir werden alles reinhauen, um die Punkte zu sichern, sowie den Klassenerhalt“, so die klare Ansage vom Trainer.
Kader wieder extrem dünn besetzt
Auch beim Auswärtsspiel in Bergtheim war der Kader wieder extrem dünn und so setzte es eine knappe Niederlage. Grewen war dennoch zufrieden mit seiner Mannschaft: „Wir konnten die Partie über 60 Minuten ausgeglichen gestalten. Am Ende hat uns ein wenig das Glück gefehlt.“ Bis zur Pause lagen die Kontrahenten noch gleichauf und erst im zweiten Durchgang zog der HSV leicht davon. Garitz/Nüdlingen blieb dran und holte einen Vier-Tore-Rückstand auf und lag sieben Minuten vor Schluss nur ein Tor in Rückstand. Pia Steinegger gelang sogar der Ausgleich (57.), aber postwendend folgte das 22:23. In der Schlussphase war Garitz/Nüdlingen sogar in Überzahl, konnte die nummerische Überlegenheit aber nicht mehr nutzen.
Tore für Garitz/Nüdlingen: Milena Schmitt (6), Melissa Schäfer (4), Hanna Mahlmeister (3), Tamina Scheinig (3), Pia Steinegger (3), Elena Keßler (2), Anna-Lena Höchemer (1).
HSC Bad Neustadt II - FC Bad Brückenau 38:35 (19:19).
Das traditionsreiche Rhönderby sorgt regelmäßig für viel Aufregung, Turbulenzen und Überraschungen. Und so landete die Zweitvertretung des HSC Bad Neustadt ausgerechnet im Duell der beiden Rhöner Kurstädte ihren ersten Saisonsieg.
Eigentlich hatte der HSC bereits das Hinspiel knapp für sich entschieden mit einem spektakulär verwandelten Freiwurf. Doch das hart umkämpfte Match in der Vorrunde wurde nachträglich zugunsten der Bad Brückenauer gewertet, weil sich die Saalestädter einen Wechselfehler geleistet hatten, als sie einen Spieler aus der ersten Mannschaft zum Einsatz brachten, der zu diesem Zeitpunkt in der Bezirksoberliga gar nicht spielberechtigt war.
Der regelwidrig eingesetzte HSCler hatte sich in der Landesliga bereits „festgespielt“, so dass die Bad Brückenauer nachträglich die zwei Punkte zugesprochen bekamen, die sie für den erhofften Klassenverbleib ganz sicher noch gut gebrauchen können. Am Wochenende hatten die Sinnstädter die große Chance, einen entscheidenden Schritt in Richtung Klassenverbleib zu machen. Doch daraus wurde nichts, denn die Gastgeber drehten am Schulberg so richtig auf und schenkten den verdutzten Sinnstädtern einen Treffer nach dem anderen ein.
Ein ratloser FC Trainer
„Direkt nach dem Spiel war ich ein bisschen ratlos. Ob im Angriff oder in der Abwehr: Es waren immer wieder Kleinigkeiten, welche nicht klappten oder total schief gingen“, berichtet FC-Trainer Stefan Bott. „Wir haben eine große Chance ausgelassen, um nötige Punkte zum Klassenerhalt zu holen.“ Auf der einen Seite zeigten die FC-Handballer in der Offensive einen phasenweise sehr überzeugenden Auftritt und erzielten 35 Treffer. Auf der anderen Seite: „Wenn du 38 Tore bekommst, wird es schwierig auswärts zu gewinnen. Bad Neustadt hatte von Beginn an viel Druck über die beiden Rückraumspieler gemacht, welche fast nach Belieben trafen.“
Als die Bad Brückenauer dann deutlich offensiver verteidigten, verlagerten die Gastgeber ihre Torabschlüsse auf die Kreisläufer und die beiden Außenspieler. Auch auf diese Weise zeigten sich die HSCler sehr treffsicher. „Das war sicher unser Genickbruch, dass wir in der Abwehr nie Sicherheit bekamen und so das Spiel verloren.“ Die bislang fünf Saisonsiege werden den Sinnstädtern ganz offenkundig nicht reichen, um den Klassenverbleib in der Bezirksoberliga einzutüten. Denn überraschende Ergebnisse mit Siegen von vermeintlich abstiegsbedrohten Teams sind gerade zum Ende der Saison hin keineswegs ausgeschlossen.
Tore für Bad Brückenau: Simon Weiner (8), Simon Dietrich (7/1), Michael Müller (6/1), Tom Schumm (4), Lukas Heil (4), Jan Malte Bluhm (2), Sven Markovics (2), Nico Schöller (1), Georg Hoch (1).