
Egal ob ein Schüleraustausch mit Spanien oder die hauseigene Film-Crew, das Franz-Miltenberger-Gymnasium braucht sich nicht zu verstecken. Im Interview verrät Schulleiter Stefan Bub, was die Schüler im kommenden Jahr erwartet.
Herr Bub, das Franz-Miltenberger-Gymnasium zählt zu den kleinsten Gymnasien Bayerns. Was ist das Besondere an Ihrer Schule? Als Alleinversorger im Bereich Bad Brückenau müssen wir schauen, dass wir ein möglichst breit gefächertes Angebot schaffen. Dazu gehört, dass wir sowohl den naturwissenschaftlichen als auch den sprachlichen Zweig anbieten. In der überschaubaren Größe steckt aber auch eine Chance. Ich wage zu behaupten, dass das Sekretariat wahrscheinlich jeden Schüler mit Namen kennt. Wir können uns als kleine Schule viel individueller um unsere Schüler kümmern.
Prägend ist auch die Nähe zu Hessen. Ziehen viele Schüler das Schulsystem im benachbarten Bundesland den hohen bayerischen Ansprüchen vor? Diesen Eindruck habe ich nicht. Wenn Oberstufenschüler nach Hessen wechseln, sind das eher Einzelfälle. Viel stärker spüren wir die demografische Entwicklung . Der Rückgang der Schülerzahlen ist fast ausschließlich darauf zurückzuführen.
Im vergangenen Jahr hat das P-Seminar Jüdisches Leben den Stadtrat von der Verlegung von Stolpersteinen überzeugt. Im Februar wurden die ersten vier verlegt. Sind Sie stolz auf Ihre Schüler? Ja, das war ein Höhepunkt dieses Schuljahres. Erinnerungskultur ist für mich ein ganz zentrales, wichtiges Anliegen. Wir müssen gegen das Vergessen ankämpfen als Mahnung für die Zukunft. Dass sich junge Menschen mit diesem tiefernsten Thema auseinandersetzen, finde ich sehr gut.
Inzwischen können Sie eine lange Zeit im bayerischen Schulsystem überblicken. Welche Entwicklung fällt Ihnen auf? Als ich Schulleiter wurde, begann eine Entwicklung , die ich grundsätzlich begrüße. Mit der "inneren Schulentwicklung" wurde ein Werkzeug geschaffen, mit dem Schulen viel mehr als früher eigenverantwortlich Entscheidungen treffen und das Leben der Schulfamilie gestalten können. Ein Beispiel: Wenn wir in der 9. Klassen statt einer Schularbeit eine Debatte durchführen wollen, können wir das machen. Auch andere Angebote wie beispielsweise unsere Filmgruppe sind durch dieses Konzept möglich geworden.
Im kommenden Schuljahr steht die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium an. Rechnen Sie mit einem relativ geräuschlosen Übergang? Im Grunde ja. Wir sind sehr zufrieden mit der Rückkehr zu G9. Man sollte die Kontraste allerdings nicht überbetonen. Auch das achtjährige Gymnasium hat Gutes gebracht, zum Beispiel die Einführung von Intensivierungsstunden. Bildungspolitische würde ich mir eine Schule wünschen - und das ist nicht auf Bayern bezogen -, die auch Freiräume hat, Bildungsinhalte zu vermitteln ohne ständig die Prüfungsvorbereitung vor Augen zu haben. Das Lesen beispielsweise kommt häufig viel zu kurz.
Ihre beiden Töchter haben an Ihrer Schule ihr Abitur abgelegt. Wie haben Sie als Vater diese Zeit erlebt? Man fiebert tatsächlich mit, bei allen Schülern. Das ist nicht bloß ein Spruch von den Abiturfeiern. Und nicht nur ich, das geht allen Lehrern so. Druck speziell zu den Prüfungen habe ich zuhause eher nicht empfunden. Aber die relativ intensive zeitliche Auslastung in der Oberstufe, die habe ich als Vater gespürt. Was das Zeitmanagement angeht - wenn ich das mit meiner eigenen Schulzeit vergleiche -, da möchte ich nicht sagen, dass es die heutige Generation besser hat.
Vor einiger Zeit hat der Landkreis Bad Kissingen an Ihrer Schule modellhaft einige Klassenzimmer mit WLAN ausgestattet. Eine gute Erfahrung? Mit der digitalen Offensive landesweit wird WLAN im Klassenzimmer zum Standard. Von daher hat dieses Projekt inzwischen wohl nicht mehr speziell Modellversuchscharakter. Allgemein geht es aber um zwei Dinge: Zum einen, die neuen Medien im Unterricht einzubringen und den Schülern Nutzungskompetenzen zu vermitteln. Zum anderen aus medienpädagogischer Sicht ein kritisches Bewusstsein zu schaffen.
Was für Ideen hat das Kollegium fürs neue Schuljahr ausgebrütet? Wir haben uns schon eine Weile damit beschäftigt, welche Werte unsere Schule ausmachen sollen. Die Idee ist, jeweils einen Wert ein halbes Jahr lang in den Mittelpunkt zu stellen. Wir beginnen im September mit dem Wert Fairness. Weitere Werte sind zum Beispiel Höflichkeit, Toleranz, Zivilcourage, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit oder Selbstbewusstsein.
Das Gespräch führte Ulrike Müller.
Zur Person Stefan Bub stammt aus Fulda und studierte in Würzburg. Seine Unterrichtsfächer sind Deutsch und Französisch. Im Jahr 2000 übernahm er die Leitung des Franz-Miltenberger-Gymnasiums in Bad Brückenau . Ab 1996 war er bereits stellvertretender Schulleiter. Der 59-Jährige ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter .
320 Schüler ungefähr besuchen im neuen Schuljahr das Franz-Miltenberger-Gymnasium .