Der Ausbau des Stromnetzes geht auch am Landkreis nicht spurlos vorbei. Während sich der Bürger mit der Gleichstromübertragungsleitung Südlink schon ziemlich gut auskennt , gehen weitere Entwicklungen leicht an ihm vorbei. Denn weil es mit dem Bau des von vielen als Stromautobahn bezeichneten Südlinks nicht getan ist, gibt es auch Pläne zum Ausbau der Landstraßen - um im Bild zu bleiben.
Diese herkömmlichen 380-kV-Leitungen werden allerdings nicht als Kabel unter der Erde verlegt, sondern könnten als völlig neue Stromtrassen auch die Region betreffen. Eine dieser Leitungen ist die so genannte P 43. Ursprünglich sollte sie von Mecklar nach Bergrheinfeld führen. Auf ihrem Weg - der Abschnitt von Dipperz nach Bergrheinfeld - würde diese Leitung die Rhön streifen. "Das ist noch sehr ungewiss", sagt Mottens Bürgermeister Jochen Vogel ( CSU ).
Bis Sommer 2018 stand Vogel der lokalen Initiative Rhönlink vor, in der sich der lokale Protest gegen Südlink gebündelt hatte. Schon damals behielt Vogel auch die anderen Projekte im Blick. Als die große Politik in Berlin im Sommer 2015 entschied, dass zumindest der Südlink unter die Erde kommt, da wurde auch vertraglich festgehalten, den Netzknotenpunkt Bergrheinfeld zu entlasten. Deshalb gibt es eine Alternative, die P 43 mod. Sie ist zwar 33 Kilometer länger als die P 43. Allerdings könnte hier bestehende Infrastruktur ausgebaut werden. Der Neubau einer Leitung entfiele.
"Von unserer Seite sind beide Varianten netztechnisch möglich", sagt Carolin Bongartz von der Bundesnetzagentur . Sie weist darauf hin, dass nicht ihre Behörde eine Entscheidung über den Verlauf treffe. Ende dieses Jahres werde das Ganze der Bundesregierung vorgelegt, die die zukünftige Marschrichtung in Gesetzesform gießt, und zwar mit der Verabschiedung des Bundesbedarfsplangesetzes.
Landkreis widerspricht
"Ich gehe davon aus, dass man politisch darauf beharren wird, dass die P 43 hier nicht entlang verläuft", sagt Vogel. Auch der Landkreis hat die Bundesnetzagentur in einer Stellungnahme an das Versprechen, den Raum Schweinfurt von neuen Leitungen zu entlasten, erinnert. "Der Landkreis Bad Kissingen lehnt auch weiterhin die Festlegung des Bereichs Grafenrheinfeld/Bergrheinfeld als Einspeiseschwerpunkt ab", heißt es. Es sei unverhältnismäßig, die Region zur "Drehscheibe für den nationalen oder gar europäischen Stromaustausch zu machen".
Reine Vermutungen sind bisher, dass eine neue Leitung unmittelbar durchs Stadtgebiet verlaufen könnte. Bei Volkers führt eine Stromleitung hinunter nach Römershag und weiter in die Schwarzen Berge. Das Gebot der Bündelung könnte nun dazu führen, dass die P 43 parallel zur bestehenden Leitung und auch entlang der Autobahn gebaut werden könnte. "Das ist totale Spekulation", stellt Bongartz klar. Der Bau einer Leitung sei ein komplexes Verfahren, das sich über mehrere Jahre hinziehe. Im Netzentwicklungsplan ist ganz allgemein eine Planungsellipse eingezeichnet.
Noch eine zweite Leitung könnte den Landkreis betreffen, die P 44. Hier geht es ebenfalls um eine 380-kV-Freileitung, die von Altenfeld in Thüringen nach Bergrheinfeld führen soll. Diese werde genauso wie die P 43 im aktuellen Entwurf des Netzentwicklungsplans aufgeführt, im Bundesbedarfsplan sei sie jedoch noch nicht verankert, sagt Bongartz. Auch für die P 44 gibt es eine Alternative, die statt im Schweinfurter Raum östlich von Nürnberg endet. Mit ähnlichen Argumenten wie bei der P 43 hat der Landkreis auch dem Bau der P 44 widersprochen.
131 Kilometer ist die Leitung von Mecklar nach Bergrheinfeld lang, wenn der Verlauf den Landkreis tangiert.
164 Kilometer ist die Leitung von Mecklar nach Urberach lang, wenn Bergrheinfeld entlastet werden soll.