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Bad Brückenau
Bad Brückenau: Männer gegen Krebs
Männer reden über vieles. Nicht aber über Prostatakrebs, psychische Probleme und Suizidgedanken. "Movember" will das ändern. Der Bad Brückenauer Sportverein SD 2020 unterstützt die Bewegung.
André Herrmann (Erster von links) und Peter Karl (Zweiter von links) sprechen offen über Gesundheitsprobleme beim Mann. Damit unterstützen sie die Bewegung Movember genauso wie andere Bad Brückenauer. Collage: Daniel Schöberl       -  André Herrmann (Erster von links) und Peter Karl (Zweiter von links) sprechen offen über Gesundheitsprobleme beim Mann. Damit unterstützen sie die Bewegung Movember genauso wie andere Bad Brückenauer. Collage: Daniel Schöberl
| André Herrmann (Erster von links) und Peter Karl (Zweiter von links) sprechen offen über Gesundheitsprobleme beim Mann. Damit unterstützen sie die Bewegung Movember genauso wie andere Bad Brückenauer.
Ulrike Müller
 |  aktualisiert: 17.08.2022 12:55 Uhr

Sechs Bad Brückenauer vom Sportverein SD 2020 lassen sich im November einen Oberlippenbart wachsen. Damit unterstützen sie die globale Bewegung "Movember" für mehr Männergesundheit - und sammeln Spenden. Movember ist eine Wortschöpfung aus den englischen Wörtern moustache (Schnurrbart) und November. Die Bewegung wurde im Jahr 2003 in Australien gegründet.

Die Spenden fließen in die Forschung für eine bessere Behandlung von Prostatakrebs und anderen Ge sundheitsproblemen von Männern. Der Schnurrbart dient der Aufmerksamkeit, um mit anderen ins Gespräch zu kommen. Im Interview sprechen André Herrmann (37), Vorsitzender von SD 2020, und Gründungsmitglied Peter Karl (37) über Vorsorge, das starke Geschlecht und darüber, was ihre Freundinnen zum Bartwuchs sagen.

Im November tragen Sie beide einen Oberlippenbart. Das ist nicht gerade sehr zeitgemäß. Werden Sie oft darauf angesprochen?

André Herrmann: Ich arbeite als Führungskraft im Vertrieb. Da wird man natürlich darauf angesprochen. Die Reaktionen sind aber durchweg positiv. Selbst die Frauen bei uns im Unternehmen finden das gut.

Peter Karl: Bei mir wissen es die Leute mittlerweile schon. Ich mache schon seit mehreren Jahren bei Movember mit.

Warum?

Karl: Die Aktion ist richtig cool, weil sie auf Männer zugeschnitten ist. Der Bart ist ja nur der Anlass, um über solche Themen zu sprechen. Ich finde es gut, dass eine weltweite Bewegung einen Monat für die Gesundheit von Männern reserviert.

Herrmann: Mir persönlich ist es wichtig, darüber aufzuklären. Im Internet springen Menschen auf alle möglichen Dinge an. Man kann soziale Medien auch sinnvoll und positiv nutzen.

Männer sollten regelmäßig zur Vorsorge-Untersuchung gehen. Ist die Abtastung der Prostata ein komisches Gefühl?

Karl: Ja, anfangs schon. Aber das gehört dazu. Aber man macht sich dadurch ein bisschen mehr Gedanken über die eigene Gesundheit, und das finde ich gut.

Herrmann: Ich habe am Montag meinen ersten Termin gehabt. Darüber sprechen ist das eine, aber man muss auch mit gutem Beispiel vorangehen.

Sind Männer grundsätzlich zurückhaltender, was Prostata- oder Hodenkrebs angeht?

Karl: Als Mann ist das nicht das erste Gesprächsthema, das ist richtig.

Herrmann: Als Frau geht man glaube ich, mit 15 oder 16 das erste Mal zum Frauenarzt, und danach regelmäßig. Man ist viel früher als der Mann mit dem Thema Vorsorge beschäftigt und lernt das Abtasten der Brust nach Knoten.

Zuletzt hat Movember nicht nur Krebserkrankungen bei Männern thematisiert, sondern auch psychische Gesundheit und Suizidprävention. Stehen Sie dahinter?

Karl: Unbedingt.

Herrmann: Ich bin Führungskraft für 60 Mitarbeiter. Ich habe viele Kollegen im Konzern gesehen, die in meinem Alter an einem solchen Aufgabenbereich nach und nach zerbrochen sind. Die Themen Depression und Burnout sind heute wichtiger denn je. Früher gab es kein Instagram, da musste ein 12-Jähriger noch nicht zeigen, wie toll er gerade trainiert hat. Der mediale Druck liegt schon auf Kindern in frühem Alter.

Wie lässt sich das ändern?

Herrmann: Es ist wichtig, dass ein Mann auch mal ansprechen kann: Ich bin überfordert in meinem Job. Ich bin fix und alle. Dass der Mann in der Familie immer die Fahne hochhalten muss, ist ein Quatsch. Diese Zeiten sind lange vorbei. In einer Beziehung muss nicht einer immer der Stärkere sein. Es gibt diese zwei Worte "alles gut", aber wann ist schon alles gut? Das sagt man so salopp, weil man keine Schwäche zugeben möchte.

Gibt es einen persönlichen Berührungspunkt, warum Sie Movember unterstützen?

Karl: Es ist schon einige Jahre her, da ist ein junger Mann aus meinem Freundeskreis an Hodenkrebs erkrankt. So etwas ist nicht schön. Glücklicherweise ist er wieder gesund geworden.

Herrmann: Mein Thema sind Depression und Burnout . Der Nachwuchs wird in meinen Augen verheizt und ich bin der Meinung, dass das in der Wirtschaft gewollt ist. Das ist eine Gesellschaft, die mir persönlich Angst und Sorgen bereitet.

Was sagt eigentlich Ihre Freundin zum Oberlippenbart?

Herrmann: Meine Freundin hat natürlich erst einmal geschmunzelt. Man ist auch ein Stück weit eitel im Vertrieb. Aber dieses Jahr hat Covid 19 den Ausschlag für mich gegeben, mitzumachen. Es fallen ja viele Termine bei Kunden aus.

Karl: Meine Freundin hat in den letzten Jahren auch für das Projekt gespendet. Wenn das Ganze ordentlich und gepflegt aussieht, ist das auch kein Thema.

Hat sich der Verein ein Spendenziel gesetzt?

Karl: Nein, das haben wir nicht. Wir freuen uns aber über jeden Euro. Unsere offizielle Seite findet man auf sd2020.de/movember . Ergänzend dazu haben wir uns ein Laufziel vorgenommen. Wir wollen 500 Kilometer schaffen. Bewegung ist ja auch ein wichtiger Bestandteil gesundheitlicher Vorsorge.

Das Gespräch führte Ulrike Müller.

6,26 Millionen Menschen beteiligen sich an der globalen Bewegung Movember für eine bessere Männergesundheit .

1250 Projekte zur Förderung von Männergesundheit finanzierte die Bewegung seit 2003 in verschiedenen Ländern.

Hier lesen Sie, was Männer über Prostatakrebs wissen sollten .

 
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