
Sechs Bad Brückenauer vom Sportverein SD 2020 lassen sich im November einen Oberlippenbart wachsen. Damit unterstützen sie die globale Bewegung "Movember" für mehr Männergesundheit - und sammeln Spenden. Movember ist eine Wortschöpfung aus den englischen Wörtern moustache (Schnurrbart) und November. Die Bewegung wurde im Jahr 2003 in Australien gegründet.
Die Spenden fließen in die Forschung für eine bessere Behandlung von Prostatakrebs und anderen Ge sundheitsproblemen von Männern. Der Schnurrbart dient der Aufmerksamkeit, um mit anderen ins Gespräch zu kommen. Im Interview sprechen André Herrmann (37), Vorsitzender von SD 2020, und Gründungsmitglied Peter Karl (37) über Vorsorge, das starke Geschlecht und darüber, was ihre Freundinnen zum Bartwuchs sagen.
Im November tragen Sie beide einen Oberlippenbart. Das ist nicht gerade sehr zeitgemäß. Werden Sie oft darauf angesprochen?
Peter Karl: Bei mir wissen es die Leute mittlerweile schon. Ich mache schon seit mehreren Jahren bei Movember mit.
Warum?
Herrmann: Mir persönlich ist es wichtig, darüber aufzuklären. Im Internet springen Menschen auf alle möglichen Dinge an. Man kann soziale Medien auch sinnvoll und positiv nutzen.
Männer sollten regelmäßig zur Vorsorge-Untersuchung gehen. Ist die Abtastung der Prostata ein komisches Gefühl?
Herrmann: Ich habe am Montag meinen ersten Termin gehabt. Darüber sprechen ist das eine, aber man muss auch mit gutem Beispiel vorangehen.
Sind Männer grundsätzlich zurückhaltender, was Prostata- oder Hodenkrebs angeht?
Herrmann: Als Frau geht man glaube ich, mit 15 oder 16 das erste Mal zum Frauenarzt, und danach regelmäßig. Man ist viel früher als der Mann mit dem Thema Vorsorge beschäftigt und lernt das Abtasten der Brust nach Knoten.
Zuletzt hat Movember nicht nur Krebserkrankungen bei Männern thematisiert, sondern auch psychische Gesundheit und Suizidprävention. Stehen Sie dahinter?
Herrmann: Ich bin Führungskraft für 60 Mitarbeiter. Ich habe viele Kollegen im Konzern gesehen, die in meinem Alter an einem solchen Aufgabenbereich nach und nach zerbrochen sind. Die Themen Depression und Burnout sind heute wichtiger denn je. Früher gab es kein Instagram, da musste ein 12-Jähriger noch nicht zeigen, wie toll er gerade trainiert hat. Der mediale Druck liegt schon auf Kindern in frühem Alter.
Wie lässt sich das ändern?
Gibt es einen persönlichen Berührungspunkt, warum Sie Movember unterstützen?
Herrmann: Mein Thema sind Depression und Burnout . Der Nachwuchs wird in meinen Augen verheizt und ich bin der Meinung, dass das in der Wirtschaft gewollt ist. Das ist eine Gesellschaft, die mir persönlich Angst und Sorgen bereitet.
Was sagt eigentlich Ihre Freundin zum Oberlippenbart?
Karl: Meine Freundin hat in den letzten Jahren auch für das Projekt gespendet. Wenn das Ganze ordentlich und gepflegt aussieht, ist das auch kein Thema.
Hat sich der Verein ein Spendenziel gesetzt?
Das Gespräch führte Ulrike Müller.
6,26 Millionen Menschen beteiligen sich an der globalen Bewegung Movember für eine bessere Männergesundheit .
1250 Projekte zur Förderung von Männergesundheit finanzierte die Bewegung seit 2003 in verschiedenen Ländern.
Hier lesen Sie, was Männer über Prostatakrebs wissen sollten .