Hans Schmidt (Name von der Redaktion geändert) sitzt jetzt viel in seinem Geschäft und liest Bücher. "Es ist wirklich schleppend in diesem Jahr", sagt der Unternehmer aus Bad Brückenau . Die Zwangspause, als die Läden in Bayern wochenlang schließen mussten, nutzte er schon für eine Weiterbildung. Doch die Kunden bleiben weiterhin aus. 90 Prozent Einbußen verzeichne er im April und Mai, schildert er. "Es ist alles weggebrochen. Das ist echt krass."
Seinen Lebensunterhalt bestreitet Schmidt von Erspartem. Sein Vermieter reagierte gleich zu Beginn der Krise kulant und erließ ihm die Hälfte der Miete für seinen Laden. Das erlebt nicht jeder so. Schmidt ist froh über dieses Entgegenkommen. Er ist auch froh, dass die Staatshilfen inzwischen nicht mehr nur gezahlt werden, wenn das Privatvermögen aufgebraucht ist.
Das Konjunkturpaket , das die Bundesregierung Anfang des Monats verkündete, stellt weitere Hilfen für Kleinunternehmer in Aussicht. "Ich werde das beantragen", sagt Schmidt. Wäre diese Initiative nicht gekommen, hätte er den Mietvertrag für sein Geschäft wohl schon gekündigt. Die Finanzhilfe vom Freistaat Bayern hat er bisher nicht beantragt, will aber auch diese Chance nutzen, wenn sich die Lage nicht bald ändert. Noch aber wartet er ab. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Dauerzustand bleibt", sagt er.
Ein anderer Geschäftsmann , in diesem Fall aus der Ludwigstraße, wartet ebenfalls. Die Situation sei "schwer einzuschätzen", sagt er. Das Geschäft läuft langsam wieder an, sehr langsam. "Es gibt ja jetzt doch schon Hoffnung", sagt der Unternehmer dennoch. Vor allem hoffe er, dass es im Herbst nicht zu einer zweiten Welle von Corona-Infektionen komme.
Überbrückungshilfe vom Bund
Vom Freistaat Bayern habe er eine Finanzhilfe erhalten, die Mitarbeiter seien noch immer alle in Kurzarbeit. Die versprochene Überbrückungshilfe der Bundesregierung sehe für die Monate Juni bis August eine Übernahme von 80 Prozent der Fixkosten vor, berichtet er. Ein Unternehmer müsse allerdings nachweisen, mehr als 70 Prozent Umsatzeinbußen durch Corona zu haben.
Der Bad Brückenauer Unternehmer erfüllt dieses Kriterium. Seine Fixkosten hat er allerdings schon längst so weit wie möglich heruntergeschraubt. Dennoch: "Ich nehme alles mit, was geht." Das Geld hilft ihm, sein Geschäft zu erhalten. Dass er dafür wohl erst später in Rente gehen können wird, steht auf einem anderen Blatt.
Eine andere Geschäftsfrau der Stadt hat einen Kredit aufnehmen müssen, um die Schließung zu überbrücken. 50.000 Euro waren das, um die laufenden Kosten zu decken. Auch sie hat eine Finanzhilfe vom Freistaat bekommen und ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Doch die Kosten sind dennoch hoch. "Wir können nicht alles aufholen, das ist klar", sagt sie nun, da der Laden wieder läuft. Die Unternehmerin beschreibt die ersten Wochen als recht chaotisch und kompliziert, bis sich sowohl Kunden als auch Mitarbeiter an die neuen Corona-Regeln gewöhnt haben.
Eines aber habe sich ganz stark verändert: "Wir haben noch nie so wenig privat geredet wie in den letzten sechs Wochen", beschreibt die Unternehmerin die Stimmung. Die vorgeschriebenen Masken sieht sie als "soziale Bremse" an. "Wir wissen gar nicht, wie es den Menschen geht. Ich hoffe, dass wir uns bald wieder entmaskieren können und wieder Emotionen zulassen", wünscht sie sich für ganz Deutschland.
Staatshilfen kommen an
Ab Juli stellt sie sich auf härtere Zeiten ein. Sie geht nicht davon aus, dass sich die Wirtschaft schnell erholt. Schon jetzt fragten Kunden zaghaft, was denn wie viel koste, berichtet sie. Das habe sie vorher so nicht gekannt. Mit scharfen Worten kritisiert sie, dass der Steuerzahler Unmengen an Geld aufbringt, um die Wirtschaft zu retten. Sie glaubt, dass davon vor allem große Konzerne profitieren, während klein- und mittelständische Unternehmen an ihre Grenzen geraten.
Roberto Kopp vom Eiscafé Venezia in der Fußgängerzone hingegen scheint die schlimmste Zeit hinter sich zu haben. Zwei Hilfszahlungen - vom Freistaat Bayern und vom Bund - wurden inzwischen überwiesen. Auch die Senkung der Mehrwertsteuer bringe ihm etwas, sagt er. Im Moment mache ihm vor allem die Baustelle vor seiner Haustüre zu schaffen. Die ehemalige Druckerei Nikolaus wird in diesen Tagen abgerissen. Das bedeutete viel Staub und Lärm für Geschäftsleute und Anwohner.
Dass nun wieder den ganzen Tag über Fahrzeuge in der Fußgängerzone erlaubt sind, sieht er kritisch. "Was ich erlebe, ist, dass die Autos durchfahren." Zumindest an Sonn- und Feiertagen findet er eine verkehrsfreie Ludwigstraße gut und wichtig. Die Besucher seines Eiscafés nimmt er zweigeteilt wahr. "Es gibt Leute, die vorsichtig sind, und andere, die nicht daran glauben, dass das Virus existiert", beschreibt Kopp die Situation.
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