Freundlich, aufgeräumt und neu ausgestattet, so präsentiert Gemeindejugendpflegerin Ulrike Abersfelder den Jugendraum im alten Gymnasium am Kirchplatz. Bis vor wenigen Monaten standen alte Schulstühle und -tische im Zimmer herum, es glich "eher einer Rumpelkammer", sagt Abersfelder. "Wir haben 2000 Euro von der Stadt bekommen, um was draus zu machen", fügt sie hinzu. Jugendreferentin Franziska Kaul ( CSU ) hatte sich im Mai dafür eingesetzt, dass die Stadt der Jugend finanziell unter die Arme greift.
Der Treffpunkt ist zwar nun gemütlicher, eine Dauerlösung allerdings sei immer noch nicht in Sicht, stellt Abersfelder fest. Es mangele leider an Alternativen. Die Stadt bemühe sich zwar nach Möglichkeiten, allerdings bisher ohne Erfolg. "Mir schwebt ja ein Mehrgenerationenhaus vor, in dem verschiedene Interessensgruppen zusammenkommen", sagt sie weiter. Denn unter anderem für jüngere Kinder sei die jetzige Lösung ungeeignet. Die Angebote richten sich vorrangig an ältere Jugendliche . Außerdem fehle ein Raum für Einzelgespräche.
Mehr familiäre Probleme
Dieser wäre besonders in den vergangenen Monaten nötig gewesen. "Corona hat zuerst dazu geführt, dass alle Projekte stillstanden", sagt sie. Das sei eine schwierige und seltsame Zeit gewesen. Nach und nach nahmen die Kontakte zu den Jugendlichen wieder Fahrt auf, vor allem über die sozialen Medien wie Whats app und Instagram. Nicht wenige Jugendliche befanden sich in einer Krise. Die Trennung von den Freunden, das Homeschooling und das Wegbrechen der Hobbys - das alles machte sich bemerkbar. "Es gab mehr Probleme in den Familien als zuvor", stellt Abersfelder fest.
Umso schöner sei es, dass der Kontakt zum neuen Stadtrat "sehr intensiv ist" und die Zusammenarbeit - auch von den Jugendlichen - als fruchtbar wahrgenommen werde. "Die Einbindung der Jugendlichen in das Spielplatzprojekt im Georgi-Park kommt sehr gut an, sie fühlen sich ernst genommen", sagt die Gemeindejugendpflegerin. Und das solle nur der Anfang sein.
Weniger junge Tatverdächtige
Denn CSU-Jugendreferentin Kaul plant gemeinsam mit Abersfelder ein Jugendbeiratstreffen im November, zu dem alle Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren aus Bad Brückenau eingeladen werden sollen. Kaul fungiert als Vorsitzende des Beirates. "So habe ich eine eins zu eins Verbindung zu ihnen und kann die Themen direkt im Stadtrat einbringen", sagt sie.
Dass die Arbeit mit den Jugendlichen im Altlandkreis greift, schlägt sich unter anderem auf die Kriminalstatistik aus dem vergangenen Jahr nieder, ist sich Herbert Markert , Leiter der Polizeiinspektion Bad Brückenau , sicher. Der Anteil tatverdächtiger Kinder und Jugendlicher unter 18 Jahren ist bei Kriminaldelikten auf 9,8 Prozent gesunken. Das sind fast neun Prozent weniger als im Vorjahr 2018. Damals waren es noch 18,7 Prozent.
Der Polizeichef lässt dazu verlauten: "Ich sehe darin die Erfolge sehr guter Jugendarbeit , angefangen in den Elternhäusern über die Schulen und Vereins- und Verbandsaktivitäten." In der Vergangenheit war verstärkt Augenmerk auf die hohe Jugendkriminalität gelegt worden. Markert freut sich daher über den mit Abstand niedrigsten Wert der vergangenen Dekade.
**INFOKASTEN**
Ausstattung Neben der Anschaffung neuer Tische, Stühle und Regale haben sich die Jugendlichen mit dem Geld der Stadt die Spielekonsole Nintendo Switch zugelegt.
Treffpunkt Die Öffnungszeiten des Jugendraums sind immer mittwochs von 16 bis 19 Uhr und freitags von 15.30 Uhr bis 18.30 Uhr.
Kontakt Gemeindejugendpflegerin Ulrike Abersfelder ist unter der Telefonnummer 01511 6895928 oder per Mail an ulrike.abersfelder@projugend-kg.de zu erreichen.
**Zahlen**
37 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind als Tatverdächtige bei der Polizeiinspektion Bad Brückenau im Jahr 2019 ermittelt worden. Das sind nur noch 9,8 Prozent aller Tatverdächtigen im Altlandkreis.