Während die meisten im Faschingstrubel unterwegs sind, begann in Bad Brückenau bereits die heiße Probenphase zur Aufführung der Johannespassion von Heinrich Fidelis Müller. Das Oratorium beginnt mit der Todesangst des Herrn bis zur Grablegung und umfasst sieben Szenen. Bis zum Ende des Faschings müssen die Sänger und Sängerinnen sich spontan auf neue Probenzeiten und wechselnden Proberäumen einstellen.
Heinrich Fidelis Müller (1837 bis 1905) war Seelsorger und hat die Stücke immer für seine Gemeinden komponiert. Er verfolgte nie einen wirklich künstlerischen Anspruch. Dennoch hat er in seinen Werken ein "gewisses Moment" getroffen. Wichtig war für Müller seinen Eindruck der Oberammergauer Passionsspiele , insbesondere für die Passion, wiederzugeben. Es sollten also "lebende Bilder" gestellt werden, womit die ganze Gemeinde beschäftigt werden kann.
Den Kern von Müllers Oratorien bildeten einfache vierstimmige Chorsätze. Jeder Kirchenchor, so wünschte es der Komponist, sollte sie einstudieren und problemlos auch außerhalb der Oratorien bei anderen Anlässen aufführen können. Solopartien gestaltete er so, dass sie entweder von talentierten Chorsängern oder hinzugewonnenen Amateuren gesungen werden konnten. Alle Instrumentalbegleitungen stammen aus Müllers Hand, Begleitsätze für Klavier beziehungsweise Harmonium.
Uraufführung in Bad Brückenau und Fulda
Die große Resonanz, die Müllers Weihnachtsoratorium von Anfang an fand - es erschien innerhalb weniger Jahrzehnte in über 50 Auflagen -, ließ rasch die Frage nach einer Orchesterfassung aufkommen. Nur bei der Johannespassion ist ein "Bearbeiter" genannt, Winand Nick (1831-1911), Dommusikdirektor in Hildesheim. Er hat für die anspruchsvolle Instrumentierung gesorgt. Nick stammte aus Fritzlar und absolvierte in seiner Jugend in Fulda das katholische Lehrerseminar. Als Leiter des Fuldaer Chores "Caecilia" von 1851 an hatte er Heinrich Fidelis Müller schon früh kennengelernt, denn er sang in der "Caelilia" als Schüler mit.
Kantor Markus Wollmann aus Bad Brückenau ist ja bekannt für seine Experimentierfreudigkeit bei der Aufführung von Konzerten. Auch diesmal wagt er sich erneut an kirchenmusikalisches Neuland. Diese Aufführung ist eine Kooperation des Heinrich Fidelis Müller Instituts Fulda, in Person des Dirigenten und Regionalkantor Ulrich Moormann, gemeinsam mit Kantor Wollmann. Die Aufführung wird aus einer digitalen Neuausgabe gespielt, die in Bad Brückenau am Samstag, 21. März, um 19.30 Uhr erstmalig zum Einsatz kommt. Tags darauf, am 22. März, um 16.30, erfolgt eine zweite Aufführung in der Klosterkirche am Frauenberg in Fulda.
Wer sich musikalisch und solistisch an der Aufführung beteiligt, ist noch nicht entschieden. Wollmann und Moormann werden je nach Entwicklung des Oratoriums in den Proben geeignete Musiker und Solisten für diese besondere Aufführung auswählen. Der Kammer- und Kirchenchor aus Bad Brückenau probt montags ab 20 Uhr im Pfarrheim Bad Brückenau . Außerdem wird am Mittwoch, 19. Februar, um 20 Uhr geübt.