"Ich habe in meinem Leben regelmäßig immer wieder neue Herausforderungen gesucht", begründet die 58-jährige Diplom-Theologin Edith Fecher ihren bevorstehenden Wechsel in die fünf Pfarreiengemeinschaften "Unter der Homburg, Gössenheim", "Pagus Sinna - Mittlerer Sinngrund, Burgsinn", "Main-Sinn, Rieneck", "Sodenberg, Wolfsmünster" und "An den drei Flüssen, Gemünden am Main". Dort möchte sie, wie auch schon während ihrer Arbeit im Staatsbad, Menschen begleiten und Zukunft gestalten.
Sechs Jahre, so ihr Résumé, würden zwar nicht unbedingt einen langen Berufsabschnitt darstellen, trotzdem sei diese Zeit in der Rhön von hoher Intensität geprägt gewesen. Nur lobende Worte findet sie für die fruchtbare Zusammenarbeit mit der Staatlichen Kurverwaltung, mit den Verantwortlichen in den Kliniken sowie mit den Kolleginnen und Kollegen beider Konfessionen . "Ich war gern hier und konnte etliche neue Akzente setzen."
Zu den Höhepunkten ihrer Schaffensperiode zählt die Theologin in erster Linie die ökumenischen Gottesdienste bei den Schlossparkfesten mit durchschnittlich 250 Besuchern, "die es vor meiner Zeit in dieser Form noch nicht gegeben hat." Aber auch das Angebot "Seelenverwöhnzeit", zu dem sie regelmäßig in die Kliniken gegangen ist, und das umfangreiche Sommerprogramm werden ihr immer in Erinnerung bleiben.
Intensiv zuhören
Die Unterhaltungen mit den Gästen bei den Sprechstunden der Kurseelsorge in der Villa Schwan, für die der Begriff "Zeit.Raum" geprägt worden ist, hätten stets einen total unterschiedlichen Charakter gehabt. Jede Begegnung mit den Menschen sei einzigartig gewesen. "Aber immer haben die Besucher relativ schnell gemerkt, dass ich ihnen das Luxusgut Zeit anbieten kann", so Edith Fecher. Viele Patienten und Kurgäste hätten gar nicht mehr gewusst, wie es ist, wenn ihnen jemand intensiv und in aller Ruhe zuhört, sich ihrer Sorgen und Nöte mit ehrlichem Interesse annimmt. "Sie kommen zögerlich über die Schwelle, gehen aber gestärkt wieder hinaus", bringt es die 58-Jährige auf den Punkt, die kein Gespräch abschließt, ohne ihrem Gegenüber Gottes Segen mit auf den Weg zu geben. Diese spirituelle Komponente verfehle ihre Wirkung nicht.
Die Theologin hat die Erfahrung gemacht, "dass ich die meisten Menschen während ihres mehrwöchigen Aufenthalts nur einmal zum Gespräch sehe". Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit, dass die Unterredungen bei denen "alle Themen auf den Tisch" kommen, in großer Vertraulichkeit und auf Wunsch auch in totaler Anonymität ablaufen. Nicht selten wird es dann sehr emotional. "Wenn die Tränen fließen, liegt immer eine Packung Taschentücher griffbereit", hat die Pastoralreferentin vorgesorgt.
Taschentücher griffbereit
Obwohl die individuellen Begegnungen situationsbedingt im stillen Kämmerlein in einer gewissen Kompaktheit ablaufen, bemüht sich Fecher stets darum, den Rat- und Hilfesuchenden weitergehende Informationen an die Hand zu geben. "So finden sie später nach der Rückkehr in ihren Heimatort schnell die richtigen Kontaktstellen."
Bemerkenswert findet die gebürtige Riedenbergerin einen Satz, den vor allem Psychologen in den Kliniken auf ihre an die Patienten gerichteten Fragen in steter Regelmäßigkeit zu hören bekommen: "Das geht Sie gar nichts an, das bespreche ich lieber mit dem Seelsorger". Diese Aussage beinhaltet für die Theologin auch eine Art Wertschätzung.
Edith Fecher ist froh, dass sie nach ihrem Weggang Ende August im Staatsbad keine Vakanz hinterlassen wird. Die Neubesetzung der Stelle sei geregelt, ihre Nachfolgerin stehe bereits in den sprichwörtlichen Startlöchern.