
Davon zumindest berichtet Dirk Stumpe, der mitfuhr. Er nennt sie "wohl ohne Übertreibung die emotionalste und berührendste Tour, die wir bisher durchgeführt haben".
Die Fahrt war von Anfang an anders als die vorherigen. Schon am Mittwoch startete eine nur vierköpfige Crew Richtung polnisch-ukrainischer Grenze. Neben Stumpe, Sebastian Kippes und Pierre Worschech mit an Bord der beiden Autos war die Bad Kissinger Ärztin Larisa Kisliak. Sie wollte in der umkämpften Region Saporischschja ihren Bruder Maxim besuchen und medizinische Hilfsgüter übergeben. Noch in Polen verließen sie und Kippes deswegen den Transport, um sich einem anderen Konvoi in Kisliaks Zielgebiet anzuschließen.
Im polnischen Grenzort Przemysl ereilte Stumpe und Worschech eine gewisse Ernüchterung. "Das größte Erstaufnahmelager an der polnischen Grenze war leer, kaum noch ein Mensch vor Ort. Wir erinnerten uns an die tausenden geflüchteten, überwiegend Frauen und Kinder, die noch vor wenigen Wochen, als wir das letzte Mal vor Ort waren, dort angekommen sind", schreibt Stumpe auf Facebook .
Kleiner Bruch in der Motivation
Leer seien auch die Gedanken und Augen gewesen, die Motivation gebremst. Auch am Übergang zur Ukraine für Fußgänger fiel den Bad Brückenauern auf, dass es kaum noch Verpflegungsstände gab und sehr wenige Menschen, die zu Fuß über die Grenze kamen. Sollte die Hilfe - sechs Paletten mit Getränken, Konserven, Rollstühlen, Gehhilfen und Erwachsenen-Windeln - nicht mehr nötig sein? Anfangs passierten rund 60.000 Menschen den Übergang - pro Tag.
Doch als Stumpe und Worschech noch im polnischen Medyka ihre Hilfsgüter an einen Mittelsmann übergaben, war die Überzeugung wieder da. Er berichtete über viele Touren durch das Land und die schreckliche Bilder, die er dort sah.
In etwa zur selben Zeit startete Larisa Kisliak mit einem zivilen Hilfskonvoi, begleitet durch Militär und Sicherheitspersonal, ins Landesinnere und in Richtung Saporischschja. Es war ihr ausdrücklicher Wunsch, dass die deutschen Helfer sie nicht ins direkte Kriegsgebiet zu ihrem Bruder begleiten. Laut Stumpe wollte sie es nicht verantworten, wenn sie dort zu Schaden kommen.
Deswegen blieb Sebastian Kippes in Lwiw und erlebte den anfangs erwähnten Alarm und die Zeit im Luftschutzkeller. Die beiden anderen Bad Brückenauer Helfer fuhren schon am Samstag wieder in die Heimat. Kippes und die nach Lwiw zurückgekehrte Kisliak lieferten noch Hilfsgüter in der Westukraine aus.
Diese sollen insgesamt einem nach Kriegsbeginn in der Westukraine eingerichteten Waisenhaus, einem Krankenhaus und provisorisch installierten Schulen zugutekommen.