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Bad Brückenau
Bad Brückenau: Handwerk mit Hand und Fuß
130 Jahre besteht der Orthopädie-Schuhbetrieb Dörflinger in der Marktgasse. Trotz schwindender Ladengeschäfte ringsum läuft das Familienunternehmen gut.
In der 5. Generation führt Adolf Dörflinger mit seiner Frau Maria den Schuhfachhandel mit angeschlossenem Orthopädieschuhbetrieb in Bad Brückenau.  Foto: Julia Raab       -  In der 5. Generation führt Adolf Dörflinger mit seiner Frau Maria den Schuhfachhandel mit angeschlossenem Orthopädieschuhbetrieb in Bad Brückenau.  Foto: Julia Raab
| In der 5. Generation führt Adolf Dörflinger mit seiner Frau Maria den Schuhfachhandel mit angeschlossenem Orthopädieschuhbetrieb in Bad Brückenau. Foto: Julia Raab
Julia Raab
 |  aktualisiert: 18.08.2022 14:15 Uhr

Seit 1989 sind Maria und Adolf Dörflinger in den Familienbetrieb Dörflinger involviert. Der gelernte Orthopädischuhtechniker führt heute gemeinsam mit seiner Frau in den 5. Generationen die Tradition der Familie fort. Das Schuhfachgeschäft wurde von Beginn an immer auf einen Sohn übertragen. "Früher war das ein reiner Männerberuf", sagt Adolf Dörflinger über die Ausbildung. Heute finden sich hingegen durchaus Frauen in dem Beruf wieder, wenn auch weiterhin nicht sehr viele.

Nachfrage hoch

Die Fußgesundheit habe heute, bedingt durch die Volkskrankheit Diabetes und eine zunehmende Alterung der Bevölkerung, einen großen Stellenwert, erklärt Dörflinger. Die Nachfrage nach Maßanfertigungen, Einlagen und Therapieschuhen sei sehr groß. Obwohl die Technik immer neuere Entwicklungen mit sich bringe, werden die Leisten - das sind Formstücke, die der Form des Fußes nachempfunden sind - nach wie vor aus Holz oder Hartschaum handgefertigt. "Es gibt zwar mittlerweile schon 3 D-Scanner, doch die Technik steht noch am Anfang", sagt Dörflinger.

In der Werkstatt im ersten Stock des Gebäudes stehen und hängen viele Leisten, Schäfte und Sohlen. Mit Handwerkzeug , Schleifmaschinen und Fräser werden die Schuhe bearbeitet. Ein richtiges Handwerk, wie es im Buche steht. Die Prognose für dieses Gewerbe ist weiterhin gut. "Wären wir nur auf den Schuhhandel spezialisiert, stünden wir sicherlich schlechter da", so Dörflinger realistisch.

Das Familienunternehmen bietet neben der Schuhorthopädietechnik weitere Spezialisierungen an. Zum gängigen Schuhhandel kommt das Segment der Bequemschuhe für verschieden breite Füße, die Kompressionsversorgung und die Podologie, die medizinische Fußpflege, hinzu. "Alles zusammengenommen stehen wir ziemlich gut da", sagt Dörflinger.

Bis vor wenigen Jahren haben auch die Eltern, Josef und Rita Dörflinger, im Laden mitgeholfen. Seit dem 80. Geburtstag des Seniorchefs vor vier Jahren haben sich beide aber in den endgültigen Ruhestand verabschiedet. Seitdem übernimmt Schwiegertochter Maria Dörflinger die Geschäfte.

Beratung wichtig

"Viele Kunden kommen seit Jahrzehnten zu uns und auch viele Gäste aus den Kurhäusern finden den Weg hier her", sagt Maria, die seit 1989 in Bad Brückenau wohnt. Die gebürtige Garmisch-Partenkirchnerin leitet das Schuhhaus im Einkauf und der Organisation. Sie betont den Unterschied zu der allgegenwärtigen Entwicklung. "Wir sind kein Selbstbedienungsladen", fasst sie in kurzen Worten zusammen.

Das Steckenpferd, der Komfortschuh, bedarf einer guten Beratung. "Aus diesem Grund haben wir auch mehr Angestellte als üblich", sagt sie. Elf langjährige Angestellt rund ums Thema Verkauf, Beratung und Maßanfertigung kann der Betrieb vorweisen. Zu 90 Prozent, schätzt Maria Dörflinger, kommen die Kunden aus genau diesem Grund zu ihnen. Die Stärke des Betriebs ist die Beratungsqualität. Viele Kunden , sagt sie, schätzen genau das.

Weiterbildungen und Messebesuche sind ein muss für die Dörflingers. "In der heutigen Zeit darf man nicht starr nach vorne schauen. Man muss sich auf vielen Ebenen informieren", sagt die Hauschefin. Das Sortiment reiche deshalb von Wanderstöcken bis hin zu Accessoires wie Taschen und Schals. Das sei mittlerweile Standard.

Nächste Generation?

Die beiden 55-jährigen wissen, was sie können. In der heutigen Zeit ein gutes Zeichen. Auch die Frage nach der Zukunft macht ihnen keine Sorgen. "Wir machen weiter wie bisher und sind offen für Neues", sagen beide einhellig. Nicht zuletzt deshalb steht das Schuhfachgeschäft auch in schwierigen Zeiten auf zwei festen Beinen. Der 22-jährige Sohn macht übrigens momentan eine Ausbildung als Orthopädieschuhtechniker. Ob er allerdings irgendwann in die Fußstapfen seiner Vorfahren tritt, steht noch in den Sternen.

 
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